Übersichtsarbeit


Dermatologische Herausforderungen der COVID-19 Pandemie für die Dermatologie

Dermatologic Challenges of COVID-19 Pandemic for Dermatology

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Schlüsselworte

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Summary

SARS-CoV-2 is a new corona virus responsible for the pandemic named Coronavirus Disease 2019 (COVID-19). The disease causes severe acute respiratory syndromes with a significant morbidity and mortality. Dermatology is not unaffected by the pandemic. We discuss protection of medical doctors and nurses. We report on cutaneous symptoms. COVID-19 will have an impact systemic treatment for severe skin diseases and skin cancer. COVID-19, although not a skin disease by itself has an immense impact on dermatology.

Zusammenfassung

SARS-CoV-2 ist ein neues Coronavirus, welches für die gegenwärtige Pandemie COVID-19 verantwortlich zeichnet. Die Erkrankung verursacht schwere akute Atemwegsprobleme. Aber auch die Dermatologie steht nicht abseits. Wir diskutieren den Schutz von Ärzten und Schwestern. Kutane Symptome werden vorgestellt. COVID-19 wird einen großen Einfluß auf die systemische Behandlung schwerer Hauterkrankungen und Hautkrebs haben. COVID-19 ist zwar keine Hauterkrankung, wirkt sich aber schwerwiegend auf die Dermatologie aus.


Einleitung

Der Ausbruch einer neuen Coronovirus-Erkrankung in der zentralchinesischen Provinz Hubei im Dezember 2019 stellt den Auftakt einer neuen Pandemie mit dem Namen Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) dar. COVID-19 wird durch Infektion mit SARS‐CoV‐2 verursacht.

 

Coronaviren sind enkapsulierte Einzelstrang-RNS-Viren. SARS-CoV-2 gehört zur Beta-Subgruppe der Coronaviren, die schwere Atemwegserkrankungen auslösen können und respiratorisch, fäkal-oral und vertikal von Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden können [1].

 

Unter den initialen 425 Patienten mit COVI-19-Pneumonie lag das mittlere Alter bei 59 Jahren. Die mittlere Inkubationszeit betrug 5,2 Tage.Die 95. Perzentile lag bei 12,5 Tagen. Die kalkulierte basal Reproduktionszahl R0 lag bei 2,2: Ein Infizierter sorgte im Mittel für zwei weitere Infektionen [2]. Bis zum 26. Februar 2020 wurden mehr als 78,000 im Labor bestätigte COVID-19-Patienten in China registriert [3].

 

Im Rahmen der Pandemie sind weitere Hotspots hinzugekommen, wie die USA, Korea, Iran, Italien und Spanien. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen steigt weltweit auf mehr als 500 000 Ende März [4].

 

Prävention

Die Triage von Patienten mit vermuteter COVID-19-Erkrankung ist ein wichtiger Schritt. Die Diagnose gründet sich zunächst auf klinische Symptome wie Fieber, Fatigue, trockener Husten, Kopfschmerz, Diarrhoe, Hämoptyse, Dyspnoe, Rhinorrhoe, Pneumonie. Hinzu kommen Röntgen und CT. Laborteste können den Verdacht bestätigen [5].

 

Ärzte und Schwestern müssen geschützt werden. Schutzmasken und Brillen reduzieren die Virustransmission. Dies ist um so wichtiger als „Social Distancing“ zum Patienten nur in begrenztem Umfang realisierbar ist. Klinische Dermatologie mit Blickdiagnostik aus einer Entfernung von mehr als 20 cm birgt Gefahren der Fehldiagnostik. Die Dermatoskopie bringt Patient und Arzt in einen noch engeren Kontakt.

 

Regelmäßiges Händewaschen und Desinfektion mit alkoholischen Lösungen ist für die ärztliche Praxis Alltag. In den Zeiten der Pandemie werden diese Schutzmaßnahmen noch einmal intensiviert [6].

 

Es geht aber auch um strukturelle und organisatorische Aspekte. An den Kliniken betrifft dies u.a. Tumorboards, Konsile, Notaufnahme. Telemedizinische Methoden können hier, soweit vorhanden, hilfreich sein, Kontakt auf das unbedingt notwendige Maß zu reduzieren [6,7].

Die persönliche Schutzausrüstung (personal protective equipment (PPE)) kann jedoch selbst zur Auslösung oder Aggravation vorbestehender Dermatosen führen. Entzündliche Papeln der Gesichtshaut wurden beispielsweise nach langer Tragedauer von Schutzbrillen beobachtet. Aber auch Akne und Rosacea können unter PPE aufblühen [6,8].

 

Die intensivierte Handhygiene kann die Epidermisschutzbarriere stark belasten und zum irritativen Kontaktekzem führen. Dabei gilt die Regel, dass Desinfizieren allein besser vertragen wird als die Kombination aus Waschen und Desinfizieren. Hautschutzcremes und-Schäume vor der Arbeit und Moisturizer während des Tages helfen, die epidermale Barrierefunktion zu regenerieren und zu schützen. Vermeiden Sie es, mit feuchten Händen Schutzhandschuhe überzuziehen [6,7].

 

In einem hervorragenden Cochrane Review zum Thema beruflich bedingtes Handekzem konnte gezeigt werden, dass Moisturizers allein oder in Kombination mit Schutzcremes die epidermale Barriere kurz- und langfristig unterstützen [9].

 

Generalisierte Exantheme mit Fieber

COVID-19-Patienten könnten auf Antibiotika und antivirale Substanzen mit einem Exanthem reagieren. Der Dermatologe hat eine wichtige Funktion in der Differentialdiagnose infektbedingter und arzneimittel-ausgelöster fieberhafter Exanthem, zu unterscheiden. DRESS-Syndrom (Drug related eosinophilia with systemic symptoms) ist solch eine bedeutsame Differentialdiagnose [10]. Wichtige infektassoziierte fieberhafte Exanthem finden sich bei klassischen viralen Infektionskrankheiten wie Masern, Röteln oder Dengue-Fieber.

Unter den chinesischen COVID-19-Patienten wurden häufig eine Lymphopenie (75,4%) und eine Reduktion der zirkulierenden Eosinophilen (52,9%) beobachtet. Arzneimittel-Exantheme (11,4%) und Urtikaria (1,4%) stellten die häufigsten kutanen Symptome bei COVID-19-Patienten dar [11]. Eine italienische Studie bei 88 CIVID-19-Patient beobachtete Exantheme (n=14), Urtikaria (n=3) und Varizellen-artige Vesikel (n = 1) [12].

 

COVID-19-spezifische Hautmanifestationen sind bislang jedoch nicht bekannt geworden.

 

Systemtherapie in COVID-19-Zeiten

Gerade in der Behandlung schwerer entzündlicher Dermatosen hat in den letzten 10 Jahren die Systemtherapie mit Biologica und Small Molecules große Bedeutung erlang, etwa bei Psoriasis, Acne inversa, therapieresistenter Urtikaria oder Neurodermitis. Sollte die Behandlung unterbrochen werden? Sollten Patienten neu auf diese Medikamente eingestellt werden?

 

 

Die Datenlage ist derzeit noch dünn. Die Fachgesellschaften in Deutschland, wie die DDG, die Rheumatologische Gesellschaft und PsoNet, haben in einem Konsensusverfahren für die Fortsetzung der Systemtherapie bei asymptomatischen Patienten bzgl. COVID-19 plädiert. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Vermeidung schwerer Krankheitsschübe, die das Immunsystem schwächen könnten. Selbstverständlich sollte eine gesicherte Indikation für die Systemtherapie vorliegen [13,15].

 

Wie ist vorzugehen bei geplanter Systemtherapie? Hierbei muß man die Präparate individuell betrachten. Grundsätzlich gilt, das systemische Glukokortikoide bei akuter COVID-19-Erkrankung nicht empfohlen werden, da diese die virale Ausscheidung verlängern könnten [16].

 

Tumornekrosefaktor-alfa-Inhibitoren werden bei akuten Infektionen grundsätzlich nicht empfohlen. Innerhalb dieser Gruppe scheint Infliximab einschließlich seiner Biosimilars ein erhöhtes Infektionsrisiko für COVID-19 aufzuweisen [17]. Ustekinumab, Risankizumab, Ixekizumab und Brodalumab haben in Studien kein erhöhtes Risiko für respiratorische Infekte gezeigt, sind aber bei symptomatischen Infekt-Patienten kontraindiziert [19]. Dennoch sollten die Daten vorsichtig interpretiert werden, da sie vor der COVID-19-Pandemie erhoben wurden. Interleukin-17 ist wichtig beim Schutz der Schleimhaut vor bakteriellen und Pilzinfektionen. Eine gestörte Expression von Interleukin-17 wird in Verbindung zur pulmonalen Hypersensitivität, Asthma und Lungenfibrose gebracht [20].

Zusammenfassend sollte die Indikation für Systemtherapien, insbesondere immunmodulierende Medikamente, derzeit kritisch gesehen werden [21].

Korrespondenz-Adresse

Prof.Dr.med. Uwe Wollina
Klinik für Dermatologie und Allergologie
Städtisches Klinikum Dresden
Akademisches Lehrkrankenhaus
Friedrichstrasse 41
DE-01067 Dresden
Wollina-Uw@khdf.de

Conflict of Interests

Kein Interessenkonflikt

Literatur

1. Lu R, Zhao X, Li J, et al. Genomic characterisation and epidemiology of 2019 novel coronavirus: implications for virus origins and receptor binding. Laåncet. 2020;395(10224):565-574.
2. Li Q, Guan X, Wu P, et al. Early transmission dynamics in Wuhan, China, of novel coronavirus–infected pneumonia. N Engl J Med. 2020;382(13):1199-1207.
3. Zhou F, Yu T, Du R, et al. Clinical course and risk factors for mortality of adult inpatients with COVID-19 in Wuhan, China: a retrospective cohort study. Lancet. 2020; pii: S0140-6736(20)30566-3. doi: 10.1016/S0140-6736(20)30566-3. [Epub ahead of print].
4. Coronavirus COVID-19 Global Cases by the Center for Systems Science and Engineering (CSSE) at Johns Hopkins University. https://coronavirus.jhu.edu/map.html (assessed March 29, 2020).
5. Adhikari SP, Meng S, Wu YJ, et al. Epidemiology, causes, clinical manifestation and diagnosis, prevention and control of coronavirus disease (COVID-19) during the early outbreak period: a scoping review. Infect Dis Poverty. 2020;9(1):29. 6. Darlenski R, Tsankov N. Covid-19 pandemic and the skin – what should dermatologists know? Clin Dermatol. 2020; https://doi.org/10.1016/j.clindermatol.2020.03.012. [Epub ahead of print].
7. Lan J, Song Z, Miao X, et al. Skin damage among healthcare workers managing coronavirus disease-2019. J Am Acad Dermatol. 2020: pii: S0190-9622(20)30392-3. doi: 10.1016/j.jaad.2020.03.014. [Epub ahead of print].
8. Yan Y, Chen H, Chen L, et al. Consensus of Chinese experts on protection of skin and mucous membrane barrier for healthcare workers fighting against coronavirus disease 2019. Dermatol Ther. 2020:e13310. doi: 10.1111/dth.13310. [Epub ahead of print].
9. Bauer A, Rönsch H, Elsner P, et al. Interventions for preventing occupational irritant hand dermatitis. Cochrane Database Syst Rev. 2018;4:CD004414.
10. Cho YT, Yang CW, Chu CY. Drug reaction with eosinophilia and systemic symptoms (DRESS): An interplay among drugs, viruses, and immune system. Int J Mol Sci. 2017;18(6). pii: E1243.
11. Zhang JJ, Dong X, Cao YY, et al. Clinical characteristics of 140 patients infected with SARS-CoV-2 in Wuhan, China. Allergy. 2020; doi: 10.1111/all.14238. [Epub ahead of print].
12. Recalcati S. Cutaneous manifestations in COVID‐19: a first perspective. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2020; doi.org/10.1111/jdv.16387. [Epub ahead of print].
13. Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Empfehlungen zur Behandlung der atopischen Dermatitis in Zeiten der COVID-19 Pandemie vom 24.03.20. www.derma.de
14. Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Verfahrensweise bei der Systemtherapie von Patienten mit Psoriasis während der pandemischen Phase von SARS-CoV-2 (Coronavirus) vom 20.03.20. www.derma.de
15. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Aktuelle Handlungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. für die Betreuung von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen während der SARS-CoV-2/Covid 19-Pandemie vom 24.03.20. www.dgrh.de
16. Russell CD, Millar JE, Baillie JK. Clinical evidence does not support corticosteroid treatment for 2019-nCoV lung injury. Lancet. 2020;395(10223):473–475.
17. Baysham AM, Feldman SR. Should patients stop their biologic treatment during the COVID-19 pandemic. J Dermatol Treat. 2020; doi:10.1080/09546634.2020.1742438. [Epub ahead of print].
18. Lebwohl M, Rivera-Oyola R, Murrell DF. Should biologics for psoriasis be interrupted in the era of COVID-19? J Am Acad Dermatol. 2020;S0190-9622(20)30445-X. doi:10.1016/j.jaad.2020.03.031. [Epub ahead of print].
19. Gordon KB, Strober B, Lebwohl M, et al. Efficacy and safety of risankizumab in moderate-to-severe plaque psoriasis (UltIMMa-1 and UltIMMa-2): results from two double-blind, randomised, placebo-controlled and ustekinumab-controlled phase 3 trials. Lancet. 2018;392(10148):650-661.
20. Gurczynski SJ, Moore BB. IL-17 in the lung: the good, the bad, and the ugly. Am J Physiol Lung Cell Mol Physiol. 2018;314(1):L6-L16.
21. Conforti C, Giuffrida R, Dianzani C, et al. COVID-19 and psoriasis: Is it time to limit treatment with immunosuppressants? A call for action. Dermatol Ther. 2020 Mar 11:e13298. doi: 10.1111/dth.13298. [Epub ahead of print].

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