Case Study


Topisches Magnesium in der modernen Dermatologie Prospektive Multicenter-Studie mit 5% Magnesium/10% Urea in der Behandlung der psoriasiformen Dermatitis, des lichenifizierten Ekzems und der trockenen Altershaut

Topical Magnesium in Modern Dermatology Prospective multicenter study with 5% magnesium/10% urea in the treatment of psoriasiform dermatitis, lichenified eczema and dry senile skin

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Schlüsselworte

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Summary

In a clinical study in 4 dermatological centres, the effects of a cream-based preparation - containing 5% magnesia and 10% urea (water ligated salt-content) - were investigated in the treatment of psoriasiform dermatitis, lichenified eczema and dry, to itchiness tending elderly skin. A total of 117 adults tested the preparation over the period of 4 weeks. The study showed improvement in all investigated skin-conditions after the treatment with the topical combination of magnesia and urea. In parallel, a favourable profile of side-effects was observed.

Zusammenfassung

In einer klinischen Studie wurde der Effekt einer Cremeformulierung, die 5% Magnesium und 10% Urea (jeweils wassergebundener Salzgehalt) enthält, in der Behandlung der psoriasiformen Dermatitis, des lichenifizierten Ekzems sowie der trockenen, zu Juckreiz neigenden Altershaut untersucht. Insgesamt wendeten 117 erwachsene Patienten in 4 dermatologischen Schwerpunktpraxen das Produkt über je 4 Wochen an. Die Studie zeigt, dass die topische Wirkstoffkombination aus Magnesium und Urea die untersuchten Hautzustände effektiv und mit einem günstigen Nebenwirkungsprofil verbessern kann.


  1. G. Philipp-Dormston1,2 . P. Koziollek3 . C. Thüroff1. J. Baumstark4 . E. Köhnlein5 . K. Krickhuhn5 . T. Oberthür6 . F. Oberthür6 . C. Schnopp4 . W. Prager5 . K. Houschyar1

 

1 Hautzentrum Köln
2 Universität Witten/Herdecke, Witten
3 SkinExpert, Hammelburg
4 Praxis für Dermatologie Baumstark & Schnopp & Köhn, München
5Dermatologische Praxis Prager & Partner, Hamburg
6 Dermatologisches Zentrum, Wiesbaden

 

Einleitung

Patienten mit atopischer Dermatitis und Psoriasis können von Bädern in Meerwasser mit einem hohen Salzgehalt profitieren. Dieser Effekt wird unter anderem dem Wasser aus dem Toten Meer, das reich an Magnesium-Ionen ist, zugeschrieben [1,2]. In einer in vitro Studie wurde gezeigt, dass externe Magnesium-Ionen eine positive Wirkung auf die Langerhans-Zellen haben. Es wird beschrieben, dass eine externe Monotherapie mit Magnesium-Ionen eine sehr effektive und vergleichbare antiinflammatorische Wirkung wie eine UVB-Behandlung aufweist2. In einer weiteren Studie mit Zellkulturen wurde der Einfluss ausgewählter Salze aus dem Toten Meer auf die Inhibition der Fibroblastenproliferation im Rahmen der Psoriasis und der gesunden Haut untersucht. Magnesium-Ionen haben einen signifikant größeren inhibitorischen Effekt auf das Zellwachstum als Kaliumsalze oder Natriumchlorid [3].

 

Da der Wirkmechanismus und die Vorteile des topischen Einsatzes von Urea in der Dermatologie hinlänglich bekannt sind [4], lag es nahe, die beiden Wirkstoffe Magnesium und Urea in einem topischen Externum zu kombinieren und deren synergistischen Effekte klinisch zu untersuchen.

 

Material und Methoden

In einer prüfer-initiierten, multizentrischen Beobachtungsstudie wurde ein Dermokosmetikum, dass 5% Magnesium und 10% Urea (jeweils wassergebundener Salzgehalt) enthält, in der Behandlung der psoriasiformen Dermatitis, des lichenifizierten Ekzems und der trockenen, zu Juckreiz neigenden Altershaut untersucht. Die Studie wurde ohne Kontrollgruppe durchgeführt. Bei der topischen Zubereitung handelt es sich um eine O/W-Emulsion mit einem Lipidgehalt von 29%. Auf Inhaltsstoffe wie Duft- und Farbstoffe, Parabene sowie PEG-Emulgatoren wurde verzichtet, um einen Einfluss dieser auf die Studienergebnisse auszuschließen.

 

Gemäß ärztlicher Berufsordnung wurde die Studie bei der für den leitenden Untersucher zuständigen Ethik-Kommission Nordrhein eingereicht. Die Ethikkommissionen der weiteren beteiligten Beobachtungsärzte wurden über die geplante Durchführung der Studie sowie das Ergebnis der Beratung durch die Ethikkommission Nordrhein informiert und um Zustimmung gebeten.

 

Die Durchführung der Studie in den Prüfstellen wurde durch ein unabhängiges Auftragsforschungsinstitut routinemäßig überprüft.

 

Als primäres Studienziel wurde die Evaluierung des Effektes einer 4-wöchigen Anwendung des Studienpräparats im Vergleich zum Ausgangszustand des Testareals auf Grundlage der Bewertung durch den jeweiligen behandelnden Dermatologen definiert. Sekundäre Studienziele waren: (1) Evaluierung des Effektes einer 4-wöchigen Anwendung des Studienpräparats im Vergleich zum Ausgangszustand des Testareals auf Grundlage der Bewertung durch den Patienten, (2) Evaluierung des Effektes einer 2-wöchigen Anwendung des Studienpräparats im Vergleich zum Ausgangszustand des Testareals auf Grundlage der Bewertung durch den behandelnden Dermatologen sowie (3) die Erfassung von Unverträglichkeiten.

 

Es war geplant, 120 Patienten in die Studie aufzunehmen, bei denen jeweils ein Testareal mit dem Externum behandelt werden sollte. Die Patienten mussten mindestens 18 Jahre alt sein, die Einwilligungserklärung unterzeichnet haben und eine der drei genannten Diagnosen aufweisen. Die mit der Zubereitung behandelten Testareale durften bei Studienstart nicht medikamentös behandelt werden. Patienten wurden nicht in die Studie aufgenommen, wenn eine Unverträglichkeit gegen einen oder mehrere Inhaltsstoffe des Externums aufwiesen oder systemisch mit Korticosteroiden oder Biologics behandelt wurden. Erwartete Non-Compliance stellte ebenfalls ein Ausschlusskriterium dar.

 

Die regelmäßige Anwendung wurde durch Wiegen der Tuben verifiziert. Die Bewertung des Hautzustandes im Testareal durch den behandelnden Dermatologen erfolgte anhand der folgenden Auswahlkriterien:

  • Deutlich verbessert (Trockenheit / Rötungen / Schuppen / Juckreiz / Sonstiges; Mehrfachnennungen möglich)
  • Verbessert (Trockenheit / Rötungen / Schuppen / Juckreiz / Sonstiges; Mehrfachnennungen möglich)
  • Unverändert
  • Verschlechtert (Art der Veränderungen)

 

Ergebnisse

Im Rahmen der Studie wurden 117 Patienten beobachtet, von denen 87 Frauen waren. Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 54,8 ± 21,2 Jahre (Minimum 18 Jahre, Maximum 84 Jahre). Zu Studienbeginn traten in den Behandlungsarealen folgende Hautzustände auf: psoriasiforme Dermatitis 22,2%, chronisch lichenifiziertes Ekzem 50,4%, trockene Altershaut 28,2%. Ein Patient wurde doppelt geführt (psoriasiforme Dermatitis und chronisch lichenifiziertes Ekzem). Fast alle Hautareale wurden als trocken bzw. sehr trocken beschrieben, wobei „sehr trocken“ beim chronisch lichenifizierten Ekzem und bei der Altershaut jeweils häufiger genannt wurden als „trocken“; die Situation stellt sich für die psoriasiforme Dermatitis andersherum dar (Tab. 1).

Tab. 1: Hautzustand im geplanten Behandlungsbereich vor Studienstart. Angaben in % bezogen auf Anzahl Patienten mit Hautzustand (Psoriasiforme Dermatitis n=26; chronisch lichenifiziertes Ekzem n=59; trockene Altershaut n=33).

Sowohl bei Besuch 2 als auch Besuch 3 wurde für den überwiegenden Teil der Patienten eine Verbesserung bzw. deutliche Verbesserung des Hautzustandes im Testareal festgestellt. In der Bewertung bei Besuch 3 (primäres Studienziel) gaben die behandelnden Dermatologen für insgesamt 98 Patienten (85,2%) an, dass sich der Hautzustand verbessert (38,3%) bzw. deutlich verbessert habe (47,0%). Die Angabe „deutlich verbessert“ wird am häufigsten genannt. Die beobachteten Verbesserungen wurden, wie in Tab. 2 dargestellt, spezifiziert.

Tab. 2: Detaillierte Bewertung der Art der Verbesserung durch die behandelnden Dermatologen bei Visite 3 (Mehrfachnennungen möglich).

Betrachtet man die Veränderungen in der Bewertung des Behandlers von Besuch 2 (2 Wochen Behandlung) zu Besuch 3 (4 Wochen Behandlung), so fällt auf, dass sich der Hautzustand zum einen schnell als verbessert darstellt, die Weiterführung der Behandlung außerdem zu einer weiteren Verbesserung führt (Abb. 1).

Abb. 1: Indikationsspezifische Bewertung des Hautzustandes im Testareal durch die behandelnden Dermatologen bei Besuch 2 (Abb. 1a, 2 Wochen Behandlung) und Besuch 3 (Abb. 1b, 4 Wochen Behandlung) (PSO-DERM = psoriasiforme Dermatitis, LICH-EKZ = lichenifiziertes Ekzem, JU-ALT = juckende Altershaut)

Qualitativ entsprechen die Bewertungen des Hautzustandes durch die Patienten denen der Behandler. Es fällt auf, dass die Bewertung für Altershaut und lichenifiziertes Ekzem tendenziell besser, die für die psoriasiforme Dermatitis tendenziell etwas schlechter ausfällt als die Bewertung der Behandler. 58,1% der Patienten bewerten das Testprodukt als besser und 28,4% als gleichwertig zu den bisher verwendeten Produkten. Es ist erwähnenswert, dass bei der Bewertung „besser als das bisher verwendete Produkt“ unter anderem kortikosteroid- oder biologic-haltige Präparate genannt wurden.

 

Unverträglichkeiten traten bei insgesamt acht Patienten auf. Hierbei handelte es sich um Juckreiz (5), Reizung (3), Rötung (2) und Entzündung (1). In einem weiteren Fall wurde durch den Patienten angegeben, dass sich die Haut durch die Anwendung blau gefärbt habe, wobei dies durch den Behandler nicht verifiziert werden konnte.

 

Diskussion

Die Studie ist die erste große kontrollierte klinische Studie zur Untersuchung einer halbfesten Formulierung mit der Wirkstoffkombination Magnesium und Urea. Bei dem Großteil der 117 untersuchten Patienten trat ein schneller Wirkeintritt des Externums in den Indikationen psoriasiforme Dermatitis, lichenifiziertes Ekzem und trockene, zu Juckreiz neigende Altershaut ein. Eine zum Teil deutliche Verbesserung des Hautzustandes ist beim überwiegenden Teil der Studienpopulation zu beobachten. Diese Verbesserung nimmt qualitativ im Verlauf der Behandlung zwischen Woche 2 und Woche 4 weiter zu.

Besonders erfolgreich ist die geprüfte Grundlage in der Behandlung des Ekzems und der Altershaut; hier ist eine Zunahme des Anteils der Bewertung „deutliche Verbesserung“ zwischen den Besuchen 2 und 3 zu sehen. Dies ist nicht der Fall bei der psoriasiformen Dermatitis, welche aber nichtsdestotrotz in 73,1% (Patientenbewertung) bzw. 77% (Dermatologenbewertung) als verbessert/deutlich verbessert beschrieben wurde. Zwischen Besuch 2 und 3 ist eine Zunahme der Nennung „unverändert“ zu erkennen, was als Hinweis gedeutet werden kann, dass die Verbesserung nach Besuch 2 stagniert. Diese Verbesserung ist aus Sicht der Autoren dem Magnesiumanteil der Formulierung zuzuweisen, welcher eine antiinflammatorische Wirkung entfaltet. Bei der psoriasiformen Dermatitis wurde bei einem geringen Anteil von 7,7% eine Verschlechterung des Hautzustandes angegeben, die aber bei keinem Patienten zu einem Abbruch der Behandlung führte. Verschlechterungen waren bei der Altershaut in keinem Fall und beim lichenifizierten Ekzem in nur einem Fall angegeben. Bei diesen Indikationen spielt im Gegensatz zur psoriasiformen Dermatitis eine entzündliche Komponente keine Rolle.

 

Aufgrund der Ergebnisse und der Aussage der Patienten kann ein Therapieversuch mit dem Studienpräparat gegebenenfalls einer Kortikosteroid-Therapie in den genannten Indikationen vorgeschaltet werden.

Korrespondenz-Adresse

PD Dr. med. Wolfgang G. Phillip-Dormston
HAUTZENTRUM KÖLN
Schillingsrotter Str. 39-41
50996 Köln
mail@haut-zentrum.com

Literatur

1. Even-Paz Z, Shani J. The Dead Sea and psoriasis. Historical and geographic background. Int J Dermatol 1989;28(1):1-9.
2. Schempp CM, Dittmar HC et al. Magnesium ions inhibit the antigen-presenting function of human epidermal Langerhans cells in vivo and in vitro. Involvement of ATPase, HLA-DR, B7 molecules, and cytokines. J Invest Dermatol 2000;115(4):680-686.
3. Levi-Schaffer F, Shani J et al. Inhibition of proliferation of psoriatic and healthy fibroblasts in cell culture by selected Dead-sea salts. Pharmacology 1996;52(5):321-328.
4. Augustin M, Wilsmann-Theis D et al. Positionspapier: Diagnostik und Therapie der Xerosis cutis. J Dtsch Dermatol Ges 2018;16(4):3-35.

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