Übersichtsarbeit


Portrait zweier bedeutender jüdischer Ärzte: Erich Langer und Ludwig Levy-Lenz

A portrait of two significant Jewish doctors: Erich Langer and Ludwig Levy-Lenz

Keywords | Summary | Correspondence | Literature


Keywords

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Schlüsselworte

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Summary

Erich Langer and Ludwig Levy-Lenz were two outstanding personalities of their time. Levy-Lenz was active in various related medical fields of venereology, gynecology, surgery, cosmetic medicine and sexual science. He wrote a number of popular publications, such as the brochure „How to protect myself from venereal diseases?” His rejuvenation surgeries and his sex reassignments of both sexes already in the 1920s made him world famous. In 1952 he was the founder of this journal. Erich Langer belongs to the physicians who have made a great contribution to dermatology, but today, younger dermatologists are hardly aware of him. His energetic work and his writings after the Second World War paved the way for German dermatology to be recognized abroad again relatively quickly. Both were friends of my grandfather and played an important role in our publishing house. On the occasion of our jubilee I would like to bring both personalities closer with this contribution not only to our readers.

Zusammenfassung

Erich Langer und Ludwig Levy-Lenz waren zwei herausragende Persönlichkeiten Ihrer Zeit. Levy-Lenz war in verschiedenen miteinander verbundenen medizinischen Gebieten der Venerologie, Gynäkologie, Chirurgie, kosmetischen Medizin und Sexualwissenschaft tätig. Er verfasste eine Reihe von populär gehaltenen Schriften, so schon 1919 die Broschüre Wie schütze ich mich vor Geschlechtskrankheiten? Seine Verjüngungsoperationen und seine Durchführung von Geschlechtsumwandlungen beiderlei Geschlechts bereits in den 1920er Jahren, machten ihn weltberühmt. 1952 war er Gründer dieser Zeitschrift. Erich Langer gehört zu den Ärzten, die einen großen Beitrag zur Dermatologie geleistet haben, aber heute, den jüngeren Dermatologen kaum bekannt sind. Seine tatkräftige Arbeit und seine Schriften nach dem 2. Weltkrieg, ebneten der deutschen Dermatologie den Weg, im Ausland wieder relativ schnell anerkannt zu werden. Beide waren Freude meines Großvaters und spielten eine große Rolle in unserem Verlag. Anläßlich unseres Jubiläums möchte ich mit diesem Beitrag, beide Persönlichkeiten, nicht nur unseren Lesern näherbringen.


Einleitung

Erich Langer und Ludwig Levy-Lenz waren herausragende Ärzte, die trotz des Nationalsozialismus und seines Terrors, Deutschland nie den Rücken gekehrt haben. Ihr Verdienst beim Wiederaufbau der deutschen Dermatologie und der Ästhetischen Chirurgie ist unschätzbar.

 

1933 waren ca. 16% der Mediziner in Deutschland jüdisch – bei einem Bevölkerungsanteil von nur 0,8%. Allein in Berlin waren mehr als die Hälfte aller Mediziner Juden. Ein Viertel aller Dermatologen im Deutschen Reich waren jüdisch. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts war die Vorrangstellung jüdischer Ärzte in der Dermatologie Tradition. Junge Ärzte folgten oft in die Fußstapfen Ihrer Väter oder Verwandten. Die Geschichte der Dermatologie ist voll von jüdischen Vätern und Söhnen, wie Joseph und Werner Jadasohn, Samuel und Max Jessner, sowie Felix und Hermann Pinkus.

 

Innerhalb kürzester Zeit nach der Machtergreifung Hitlers, wurden die meisten führenden Dermatologen gefeuert und zur Emigration gezwungen. Von den 2078 Dermatologen 1933, waren 566 jüdisch. 248 emigrierten, meist in die USA. 58 starben in Deutschland, wovon mindesten 10 Suizid verübten. Mindestens 60 Dermatologen starben in den Konzentrationslagern.

 

Dr. med. Erich Langer

Erich Langerwar einer der wenigen Juden, die in Berlin geblieben waren. Im Gegensatz zu den Größen der Dermatologie wie Abraham Buschke (1868 – 1943) und Karl Herxheimer (1861 – 1942) die in Konzentrationslagern umkamen, oder die sich das Leben nahmen, wie Fritz Juliusberg (1872 – 1939; pityraisis lichenoides chronica) und Ernst Kromayer (1862 – 1933; Kromayer Lampe), ist von den in Berlin zurückgebliebenen Juden, wenig bekannt [1].

Abb. 1: Erich Langer vor 1933.

1927 wurde Langer Dirigierender Arzt der neuen Klinik für Dermatologie und Direktor der Klinik für Venerologie in Berlin-Britz, einer großen Klinik in Neukölln, damals ein Armenviertel von Berlin. Mit seiner Frau Margarete zog er in eine große Wohnung in die Knesebeckstraße 67, in der Nähe des eleganten Kurfürstendamms, wo er auch eine Privatpraxis eröffnete, die ein wohlhabendes Clientel anlockte. Er wurde ein respektiertes Mitglied der berliner und der deutschen Dermatologie-Szene. Die Situation sah auch für andere jüdische Dermatologen vielversprechend aus. Einige wurden sogar auf Professur befördert, was eine Generation vorher, fasst unmöglich gewesen wäre [1].

 

Im April 1933 wurde er von Berlin-Britz (Neukölln) zwangsbeurlaubt und im Oktober desselben Jahres entlassen. Ursprünglich verlor er auch seine Kassenzulassung, aber hier half ihm seine militärische Laufbahn und das verliehene Eiserne Kreuz im ersten Weltkrieg. Er bekam seine Kassenzulassung zurück und behandelte Kassen- und Privatpatienten in seiner heimischen Praxis bis weit in das Jahr 1938 [1].

Abb. 2: Erich Langers Pass von 1941 mit dem Stempel „J“ und dem mittleren Namen „Israel“. (Mit Genehmigung des Landesamtes für Bürger
und Ordnungsangelegenheiten Berlin)

 

Die Situation für die Juden wurde immer schwieriger. Eigentlich plante Erich Langer, Deutschland zu verlassen. Doch seine größte Besorgnis waren seine nicht mehr jungen Eltern, die er seit 1930 finanziell unterstützte. Nach der Reichskristallnacht am 9. November 1938, nahm er seine Eltern bei sich auf. Sein Bruder und seine Schwägerin gingen nach Sao Paolo, Brasilien im Jahr 1939 und kamen 1950 zurück. Der Versuch mit seiner Frau und seinen Eltern nach Schweden zu emigrieren schlug fehl. Später entschied er sich für die USA. Anfang 1941 bekam er Pässe ausgestellt, eröffnete das nötige Bankkonto, kaufte Tickets für die Überfahrt in Höhe von 10.000 Reichsmark und beauftragte eine Umzugsfirma. Doch dann wurde seine Anfrage durch die deutschen Behörden abgewiesen [1].

 

Erich Langer blieb während des gesamten Krieges in Berlin. Seine größte Hilfe, obwohl es wenig dokumentiert ist, war sicherlich seine christliche Frau Margarete. Die Langers konnten in ihrer Charlottenburger Wohnung bleiben, bis das Haus im November 1943, Opfer eines Bombenangriffs wurde. Sie lebten später illegal im Vorort Zehlendorf bei der Familie Heiligental im Eggepfad 18, eine Straße von Reihenhäusern, die an Häuser angrenzte, die für Mitglieder der SS gebaut wurden [1].

 

Ein einzigartiger Trick, um eine Verfolgung zu umgehen, war, sich für Illegitim zu erklären. Langer durchlief dieses Verfahren 1942. Seine Mutter musste aussagen, dass sie vor Langers Geburt, eine Affäre mit Friedrich Klingsporn, einem Arier hatte und mit ihrem Mann Theodor, keinen Geschlechtsverkehr hatte. Sie reklamierte, dass Klingsporn Langers biologischer Vater, und Langer also, nur Halbjude war. Dies wurde durch ein berliner Gericht akzeptiert; die Bluttestergebnisse konnten nicht ausschließen, das Theodor Langer Erichs Vater war, aber die medizinische Untersuchung durch einen Spezialisten der Erbbiologie bestimmte, das Erich zu viele arische Merkmale aufwies, um ein Volljude zu sein. Ironischerweise unternahmen einige Prominente Nazis den gleichen Trick, um sich selbst zu Ariern zu machen; Erhard Milch (1892 – 1972), Feldmarschall der Luftwaffe, hatte einen jüdischen Vater, aber seine Mutter sagte ebenfalls aus, dass er illegitim war. Kurz darauf, wurden Langers Eltern nach Theresienstadt in der Nähe von Prag deportiert, wo sie starben [1].

 

Langer konnte bis Dezember 1944 den Behörden ausweichen. Dann wurde seine Verhaftung befohlen, nachdem mehrere illegale Juden, die er behandelt hatte, verhaftet wurden und ihn denunzierten. Der Abholer war ein ehemaliger Patient von ihm, der ihn entkommen lies. In Langers eigenen Worten: „Ich habe es geschafft, alle anderen Versuche zu vermeiden, mich abzuholen.“ Gegen Ende 1944 litt Langers Ehefrau an einem Darmverschluss und benötigte eine OP, die höchstwahrscheinlich im Jüdischen Krankenhaus durchgeführt wurde. Nach Ihrer Entlassung wurde ihr befohlen, in einer Lederfabrik zu arbeiten, was sie bis zum Ende des Krieges tat. Ab diesem Zeitpunkt ging er in den Untergrund. Nach seiner eigenen Aussage verbrachte er 6 Monate in einem Gartenhäuschen auf einer Insel im Tegeler See, einem von vielen berliner Seen [1].

 

Nach der Kapitulation des 3. Reiches am 8. Mai 1945, kam Langer im Juli nach Berlin-Britz zurück und übernahm wieder die Leitung der Dermatovenerologie. Ein Bild aus dieser Zeit zeigt die Auswirkungen seines Untergrunddaseins und des Hungerns (Abb. 3).

Abb. 3: Erich Langer 1945 nach Kriegsende (Stiftung Neue Synagoge Berlin, Centrum Judaicum, Archiv [CJA 4.1. Nr. 996])

Die meisten jüdischen Überlebenden waren glücklich in die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich oder Palästina zu emigrieren. Nicht jedoch Erich Langer. 1955 gaben Heinrich Löhe (1877 – 1961) und Langer eine Listung aller Dermatologen deutscher Sprache heraus. Dieses Buch ist einzigartig, da es gleichzeitig in unserem Verlag in Westberlin und im ostdeutschen Barth Verlag herausgegeben wurde. In seinem eigenen Eintrag geht Langer nicht auf seine Abenteur im Dritten Reich ein, sondern schreibt einfach „Direktor, Berlin-Britz 1927 – 1951.“ [1]

 

Die Langers lebten ab Mai 1945 in einer alten Villa in der Kornprinzenallee 321 (1949 umbenannt in Clayallee nach dem amerikanischen General Lucius D. Clay, dem Mastermind der Berliner Luftbrücke). 1952 zogen sie wieder nach Charlottenburg in die Mommsenstraße 7, wo er auch eine Privatpraxis unterhielt.

 

Neben seiner Tätigkeit als Herausgeber der Zeitschrift für Haut- und Geschlechtskrankheiten, gab Langer in unserem Verlag auch weitere Bücher wie z.B. Geschlechtskrankheiten bei Kindern und Jugendlichen (zusammen mit Wilhelm Brandt) und den Atlas der Syphilis heraus, das zu einem Klassiker für alle praktizierenden Ärzte wurde.

 

Langer half auch bei der Neubelebung der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und der Berliner Dermatologischen Gesellschaft.

 

Im Sommer 1957 starb seine Frau Margarete. Er folgte ihr wenige Monate später und starb unerwartet in einer unpassenden Umgebung. Nachdem er im Herbst eine Tagung in Wien besuchte, machte er einen Zwischenstopp in Feldafing am Starnberger See, um in einem der ersten und renommiertesten Golfclubs zu spielen. Auf dem Golfplatz erlitt er einen Herzinfarkt. Nach einigen Wochen verstarb er in einer örtlichen Klinik am 21. Oktober 1957.

 

Prof. Dr. med. Ludwig L. Lenz

Ludwig Levy-Lenz wurde am 1. Dezember 1892 in Posen in eine wohlhabende bürgerliche Familie geboren. 1909 ging er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Siegbert nach Heidelberg, um Medizin zu studieren. Danach folgten Stationen in München und Breslau. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war er als Soldat in Posen in einem von ihm selbst eingerichteten Speziallazarett für Wiederherstellungschirurgie und -orthopädie stationiert. Im Auftrag seiner militärischen Vorgesetzten richtete er sogar ein Kriegsbordell ein und war für die gesundheitliche Betreuung der dort arbeitenden Frauen zuständig.

 

Kurz nach dem Krieg eröffnete er in Berlin eine ärztliche Praxis am Rosenthaler Platz, ganz in der Nähe des jüdischen Scheunenviertels. Um 1926, nach der Scheidung von seiner ersten Frau Denise, zog er ins bürgerliche Berliner Westend. Seine zweite Ehe mit Elma Wilhelm hielt nur bis 1932 und Anfang 1933 heiratete er in dritter Ehe die zwanzig Jahre jüngere Marya Goldwasser, um kurz nach der Heirat, mit Ihr ins französische Exil nach Paris zu gehen. Im Vorfeld der Olympischen Spiele glaubte er an eine Entspannung der deutschen antisemitischen Politik und kehrte nach Deutschland zurück, um dann 1937 endgültig nach Ägypten zu emigrieren. Dort konnte er eine schönheitschirurgische Praxis eröffnen. 1939 wurde er vom Großdeutschen Reich ausgebürgert.

 

Werke von Levy-Lenz wurden auch in andere Sprachen übersetzt, in Frankreich wurde sogar noch während der deutschen Besetzung 1943 eine Übersetzung gedruckt. Nach Kriegsende arbeitete Lenz, saisonal abwechselnd in Baden-Baden und Kairo und kehrte schließlich 1965 nach Berlin zurück.

 

Verjüngungsoperationen

Der Physiologe und Sexualforscher Eugen Steinach (1861 – 1944) beschäftigte sich seit den 1890er Jahren mit der Analyse und dem Einsatz von Sexualhormonen und mit Experimenten zur Geschlechtsumwandlung, die er ab 1912 publizierte und damit weltweit öffentliches Interesse erregte. Vor allem sorgte er mit seinen „Verjüngungsoperationen“ aber auch mit seinen Thesen zur „Behandlung“ der Homosexualität nach dem Ersten Weltkrieg zusehends für Aufsehen, die ihm auch massive Anfeindungen einbrachten.

 

1921 ging Levy-Lenz zusammen mit seinem Kollegen Peter Schmidt nach Wien, um die Verjüngungsmethoden von Eugen Steinach kennenzulernen. Bereits ein Jahr später beginnen die beiden gemeinsam, die „Verjüngungsoperationen“ (Vasoligatur – das Unterbinden des Samenleiters bzw. Hodentransplantationen) in Berlin durchzuführen. Die Kulturabteilung der Ufa filmt diese Eingriffe. Das Material findet in den 1922/23 fertiggestellten Fassungen von „Steinachs Forschungen“ und von „Der Steinach Film“, Verwendung. Später filmt die Ufa Lenz bei der ersten so genannten Voronoff-Operation, bei der – mit dem gleichen Ziel, die Hoden eines Rhesusaffen einem Mann implantiert werden. Im Gegensatz zu Schmidt wandte sich Lenz später von diesen Operationen ab.

 

Ludwig L.-Lenz und die Sexualwissenschaft

Durch das von ihm eingerichtete „Soldaten-Bordell“ im 1. Weltkrieg wurde ihm klar, dass es nicht nur eine militärische Front gab, sondern auch eine psychische und physische, außerhalb des Gehorsams. Sich frei entfalten und sich seinen Gefühlen und Neigungen hingeben, Lust erleben. Es gab nicht nur den Feind an der Front, sondern auch den Feind der Geschlechtskrankheiten und für die zwangsprostituierten Frauen auch noch die ungewollte Schwangerschaft. Nach dem Krieg wollte er daher die noch verbliebenen Fronten der Geschlechtskrankheiten und der ungewollten Schwangerschaftbefrieden. Bereits 1919 veröffentlichte er die Broschüre Wie schütze ich mich vor Geschlechtskrankheiten?, die auf öffentlichen Toiletten und vor gewissen Etablissements verteilt wurden. Das von ihm auf Befehl seiner Vorgesetzten geführte Bordell, hat ihn dazu bewogen, sich mit der gesellschaftlichen Position der Frau und den Geschlechterrollen im Allgemeinen zu Befassen. Die Titel seiner Bücher sprechen für sich: WennFrauen nicht gebären dürfen: Bedeutung und Methode der Empfängnisverhütung gemeinverständlich dargestellt (1928), Die aufgeklärte Frau (1928) und Hexenkessel der Liebe (1931).

Abb. 4: Ludwig Levi-Lenz.

Seine Herangehensweise bei der Erforschung der Geschlechterrollen ähnelte der von Magnus Hirschfeld. Ab 1925 arbeitete Lenz im Institut für Sexualwissenschaft von Hirschfeld. Dort war er Leiter der Frauenabteilung und war aktiv an der Frauenberatungsstelle beteiligt. Er umriss seine Aufgaben im Institut wie folgt: „Ich war Leiter der Frauenabteilung und der Beratungsstelle, hatte aber auch zeitweilig die Gerichtsgutachten zu bearbeiten und Frage-Abende abzuhalten“. Seine eigentliche Tätigkeit aber, war die Chirurgie mit Schwerpunkt Genitaloperationen. Er führte Kastrationen von Sexualstraftätern durch, bei Verjüngungswilligen die Vasoligatur sowie Hodentransplantation.

 

Im Juni 1931 führte Lenz bei einem bekannten Transvestiten namens Dorchen Richtereine Penektomie durch. Der Chirurg Erwin Gohrbandt (1890–1965) schuf dabei eine künstliche Vagina. Es war die erste bekannte Geschlechtsumwandlung weltweit, noch einige Monate vor der geschlechtsangleichenden Operation der Künstlerin Lili Elbe.

 

In der Folgezeit des Nationalsozialismus sinkt der Anteil sexualwissenschaftlicher Beiträge. Insofern misslingt ihm der Wiederanschluss an die Sexualwissenschaften. In Deutschland formiert sich die Sexualwissenschaft innerhalb der Psychiatrie neu – Eine Richtung, die ihm fern lag. Hinzu kam seine große Nähe zu Magnus Hirschfeld, die er im Unterschied zu anderen Institutsmitgliedern nie verschwieg. Hirschfelds sexualwissenschaftliche, vor allem aber offen sexualpolitische Ausrichtung war einer Reihe psychiatrisch orientierter Sexualforscher nicht erst durch die NS-Propaganda, höchst suspekt [3].

 

Publizistisch kann Levy-Lenz den Faden wieder aufnehmen. 1951 veröffentlicht er seine bereits zehn Jahre zuvor in Kairo begonnenen Memoiren unter dem bezeichnenden Titel Diskretes und Indiskretes. 1952 ließ er Die aufgeklärte Frau in einer aktualisierten Version (als 1. Auflage) wieder erscheinen und auch Janine, Tagebuch einer Verjüngten erlebt eine Nachkriegsausgabe. 1952 folgte dann die Gründung der Zeitschrift Journal Ästhetische Medizin und Sexologie – die heutige Kosmetische Medizin.

 

Die letzte vielbeachtete wissenschaftliche Arbeit ist der erste nach dem Krieg erschienene Leitfaden der kosmetischen Chirurgie (1954). Aus einem Nachruf geht hervor, dass Ludwig-Lenz auf dem Gebiet der kosmetischen Chirurgie ein begabter Lehrer war, dem es gelang, einen Schülerkreis aufzubauen [4].

 

Korrespondenz-Adresse

Douglas Grosse
GMC Gesundheitsmedien und Congress GmbH Mommsenstr. 30
D-10629 Berlin
grosse@gmc-medien.de

Conflict of Interests

Kein Interessenkonflikt

Literatur

1. Burgdorf WHC, Hoenig LJ, Plewig G, Kohl PK (2014) Erich Langer: The last Jewish dermatologist in Nazi Berlin. Clin Dermatol 32: 532 – 541.
2. Albrecht Scholz, Karl Holubar, Günter Burg (Hg.): Geschichte der deutschsprachigen Dermatologie, Deutsche Dermatologische Gesellschaft 2009, S. 103.
3. Sigusch V, Grau G (2009) Personenlexikon der Sexualwissenschaften. Campus Verlag S.: 421 – 423.
4. Harnisch H et al (1966) Nachruf Ludwig Levy-Lenz. Ästh Med 15: 389-390.

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