Übersichtsarbeit
Ulrike Pils
Weichteile des Gesichts Teil 2: Das Bindegewebe
SOFT TISSUES OF THE FACE - PART 2: THE CONNECTIVE TISSUE
Keywords | Summary | Correspondence | Literature
Keywords
Connective tissue, fascia, septa, SMAS
Schlüsselworte
Bindegewebe, Faszien, Septen, SMAS
Summary
In contrast to epithelial tissue, which is found on almost all external and internal body surfaces, connective tissue consists of significantly fewer cells and much more intercellular substance, also called extracellular matrix. The connective tissue in the facial area is present in the form of fascia (fascia parotideomasseterica, fascia temporalis), as SMAS (superficial musculo-aponeurotic system), in the form of retaining ligaments (retinacula cutis) and as septa.
Zusammenfassung
Im Gegensatz zum Epithelgewebe, das auf nahezu allen äußeren und inneren Körperoberflächen zu finden ist, besteht das Bindegewebe aus deutlich weniger Zellen und viel mehr Zwischenzellsubstanz, auch Interzellularsubstanz oder Extrazellulärmatrix genannt. Das Bindegewebe im Gesichtsbereich liegt in Form von Faszien (Fascia parotideomasseterica, Fascia temporalis), als SMAS (superfizielles musculo-aponeurotisches System), in Form von Haltebändern (Retinacula cutis) und als Septen vor.
Das Bindegewebe im Gesichtsbereich liegt in Form von Faszien (Fascia parotideomasseterica, Fascia temporalis), als SMAS (superfizielles musculo-aponeurotisches System), in Form von Haltebändern (Retinacula cutis) und als Septen vor. Beim SMAS (Abb. 1) handelt es sich um eine Struktur mit bindegewebigen und muskulären (Platysma, mimische Muskulatur)
Komponenten. Gliedert man das Integumentum des Gesichts in 3 Schichten (Cutis, Subcutis und Faszie), so gehört das SMAS der dritten Schicht an [1, 2]. Diese dritte Schicht kann als Ganzes vom Hals bis zur Schläfe mobilisiert werden. Das SMAS liegt im Bereich der Parotis als
straffe Bindegewebsplatte vor, die mit der Fascia parotidea verwachsen, von dieser jedoch abtrennbar ist. Zwischen dem SMAS und den darunterliegenden Faszien der Parotis und des M. masseter lässt sich somit eine Gleitschicht im Bereich des Mittelgesichts herstellen, in der man das SMAS gegen die Unterlage verziehen kann. Je weiter man das SMAS nach vorne verfolgt, umso mehr verliert sich seine plattenförmige Struktur, sodass das SMAS im vorderen Gesichtsbereich aufgesplittert ist und hier die mimische Muskulatur einhüllt.
Gemeinsam mit Muskelfasern der mimischen Muskulatur strahlt das aufgesplitterte SMAS in die Dermis ein. Oberhalb des Jochbogens setzt sich das SMAS in die Galea aponeurotica, der flächigen Sehne des M. epicranius, fort. Im Bereich der Schläfenregion wird die Galea aponeurotica üblicherweise als Fascia temporoparietalis oder als Fascia temporalis superficialis bezeichnet, was häufig zu Verwirrungen bezüglich der Faszienverhältnisse der Regio temporalis führt.
Bei den Haltebändern des Gesichts (Retinacula cutis) (Abb. 2) unterscheidet man „echte“ (osteokutane) Haltebänder, die vom Periost, oft im Bereich von Suturen, entspringen
und „falsche“ (fasziokutane) Haltebänder, deren Ursprung sich an der Faszie oder am SMAS befindet [3]. Beide Formen strahlen in die Dermis ein. Die Haltebänder des Gesichts sind keine Bänder im anatomischen Sinn wie an den Gelenken, sondern wenig strukturierte Faserverdichtungen.
Zu den osteokutanen Haltebändern zählen die zygomatischen Bänder, die orbitalen Haltebänder, der maxilläre Teil der bucco-maxillären Bänder, die mandibulären Haltebänder, die platysma-mandibulären Bänder und die submentalen Bänder.
Die zygomatischen Bänder (McGregor’s patch) haben ihren dichtesten Ursprung im Bereich der Sutura temporozygomatica, entspringen aber auch weiter hinten vom Jochbogen. Die orbitalen Haltebänder entspringen am Margo supra- und infraorbitalis und müssen den M. orbicularis oculi durchdringen, um zur Dermis zu gelangen. Am stärksten sind sie im Bereich der Sutura frontozygomatica ausgebildet.
Der untere Teil der orbitalen Haltebänder, der vom Margo infraorbitalis entspringt, wird auch orbito-malares Septum bezeichnet. Der maxilläre Teil der bucco-maxillären Bänder entspringt im Bereich der Sutura zygomaticomaxillaris und strahlt in die Dermis der Nasolabialfalte ein. Die mandibulären Haltebänder haben ihren Ursprung im vorderen Drittel der Mandibula, etwa 1 cm oberhalb ihres Unterrandes, vor dem Ursprung des M. depressor anguli oris.
Die platysma-mandibulären Bänder entspringen vom Unterrand des Corpus mandibulae seitlich der mandibulären Bänder und müssen das Platysma durchsetzen, um die Dermis zu erreichen. Im Kinnbereich entspringen vom Unterrand des Mandibulakörpers die submentalen Bänder. Diese können jedoch oft auch fehlen. Die fasziokutanen Haltebänder weisen eine lockere, lattenzaunartige Struktur auf. Zu ihnen zählen die platysma-auriculären Bänder, das Septum subcutaneum parotideomassetericum, der buccale Teil der bucco-maxillären Bänder und die masseter-kutanen Haltebänder.
Die platysma-auriculären Bänder entspringen vom SMAS und der Fascia parotideomasseterica im Bereich des Hinterrandes des Platysma vor dem Ohr. Sie müssen ebenfalls das Platysma durchsetzen, um zur Dermis zu gelangen.
Das Septum subcutaneum parotideomassetericum [4] hat seinen Ursprung ebenfalls am SMAS im Bereich der Glandula parotidea und verläuft nach vorne und lateral in die Wangenhaut. Die masseter-kutanen Bänder entspringen vom SMAS am Vorderrand des M. masseter. Der buccale Teil der bucco-maxillären Haltebänder entspringt von der Wangenschleimhaut, durchbricht den M. buccinator und strahlt in die Dermis der Nasolabialfalte ein.
Korrespondenz-Adresse
Dr. med. Ulrike Pilsl
Institut für Anatomie, MUG
Harrachgasse 21
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ulrike.pilsl@meduni-graz.at
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Es besteht kein Interessenkonflikt