Übersichtsarbeit

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Anatomie des Gesichts: Die Blut- und Lymphgefäße

Anatomy of the face: The blood and lymph vessels

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Keywords

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Schlüsselworte

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Summary

In the fourth part of our series "Anatomy of the Face," we look at the blood and lymph vessels. Both systems play a central role in the defense against pathogens and in vital metabolic processes. The lymphatic system is divided into a superficial and a deep system. The superficial system is located within the subcutaneous tissue - that is, superficial to the fascia - drains the lymph of the skin and subcutaneous tissue, and runs largely parallel to the subcutaneous veins. The deep lymphatic system, on the other hand, is located deep to the fascia, drains the lymph of the subfascial tissues (muscles, bones, joints, etc.) and accompanies the deep arteries and veins. The structure of both vascular structures will be discussed in this article.

Zusammenfassung

Im vierten Teil unserer Serie „Anatomie des Gesichts“ befassen wir uns mit den Blut- und Lymphgefäßen. Beide Systeme spielen bei der Abwehr von Krankheitserregern und bei lebenswichtigen Stoffwechselprozessen eine zentrale Rolle. Das Lymphgefäßsystem gliedert sich in ein oberflächliches und ein tiefes System. Das oberflächliche System ist innerhalb des subkutanen Gewebes – also oberflächlich zur Faszie – lokalisiert, drainiert die Lymphe der Haut und des subkutanen Gewebes und verläuft großteils parallel zu den subkutanen Venen. Das tiefe Lymphsystem hingegen befindet sich tief zur Faszie, drainiert die Lymphe der subfaszialen Gewebe (Muskeln, Knochen, Gelenke etc.) und begleitet die tiefen Arterien und Venen. Auf den Aufbau beider Gefäßstrukturen wird in diesem Artikel eingegangen.


Die arterielle Versorgung des Gesichts (Abb. 1) erfolgt zum Großteil aus Ästen der A. carotis externa, zu einem kleineren Teil auch aus Ästen der A. carotis interna. Diese Arterien versorgen das Gesicht einerseits aus der Tiefe, aber auch von der Oberfläche her. Die A. facialis ist die wichtigste Arterie für die Versorgung des Gesichts und entspringt als ventraler Ast der A. carotis externa im Halsbereich im Trigonum caroticum. In ihrem Verlauf nach oben

gelangt sie durch das Trigonum submandibulare und wird hier von der Glandula submandibularis bedeckt. Anschließend schlingt sie sich, bedeckt vom Platysma, um den Unterrand der Mandibula und liegt hier unmittelbar am Vorderrand des M. masseter, wo ihr Puls gut tastbar ist. Von hier verläuft sie stark geschlängelt nach medial in Richtung Mundwinkel und anschließend seitlich der Nase weiter nach oben. Dabei wird sie zunächst vom M. risorius, dann von den beiden Mm. zygomatici und vom M. levator labii superioris überlagert und endet schließlich als A. angularis am medialen Augenwinkel. Im Gesicht gibt sie zuerst die A. labialis inferior zur Unterlippe und dann die A. labialis superior zur Oberlippe ab. Beide Lippenarterien liegen tief zum M. orbicularis oris in der Submucosa der Lippen und anastomosieren meist mit den Aa. labiales der Gegenseite, sodass ein Anastomosenring um den Mund entsteht. Im Verlauf seitlich der Nase gibt sie mehrere kleine Äste zum knorpeligen Teil der Nase ab. Somit versorgt die A. facialis den medialen Teil des Gesichts. Die seitliche Gesichtsregion wird von einem der beiden Endäste der A. carotis externa, der A. temporalis superficialis versorgt. Diese steigt unmittelbar vor dem äußeren Gehörgang auf und teilt sich etwas oberhalb des Jochbogens in einen vorderen R. frontalis und einen hinteren R. parietalis. In ihrem Verlauf Richtung Schläfe gibt sie Rr. parotidei zur Ohrspeicheldrüse, Rr. Auriculares anteriores zur Vorderseite der Ohrmuschel und zum äußeren Gehörgang, den A. zygomaticoorbitalis zum seitlichen Augenwinkel, die A. temporalis media zum M. temporalis und die A. transversa faciei ab. Letztere wird gleich nach ihrem Ursprung aus der A. temporalis superficialis von der Glandula parotidea bedeckt und verläuft dann parallel zum Ductus parotideus über den M. masseter nach medial. Der zweite Endast der A. carotis externa, die A. maxillaris, versorgt das Gesicht mit zahlreichen Ästen aus der Tiefe heraus. Medial des Unterkieferastes gibt die A. maxillaris die A. alveolaris inferior ab, die durch den Canalis mandibulae verläuft und als A. mentalis am Foramen mentale, bedeckt vom M. depressor anguli oris und vom M. depressor labii inferioris, austritt. Sie anastomosiert mit der A. submentalis, die unmittelbar unterhalb des Unterrandes der Mandibula von der A. facialis entspringt. Ein weiterer Ast der A. maxillaris, der an der Versorgung des Gesichts beteiligt ist, ist die A. buccalis. Sie verläuft zwischen dem Ramus mandibulae und dem M. buccinator nach vorne und versorgt diesen und die angrenzenden Weichteile des Gesichts.

Abb. 1: Topographie des Mittelgesichts. Oberflächlicher Teil der Glandula parotidea teilweise entfernt. Die Venen wurden aus Übersichtsgründen großteils nicht dargestellt.

Die A. infraorbitalis geht in der tiefen Fossa pterygopalatina aus der A. maxillaris ab, verläuft durch den Canalis infraorbitalis im Boden der Orbita und tritt am Foramen infraorbitale aus. Hier verzweigt sie sich in viele kleine Äste, die die Vorderseite des Gesichts versorgen. Die A. ophthalmica der A. carotis interna beteiligt sich mit ihrer A. supraorbitalis an der arteriellen Versorgung des Gesichts (siehe auch Abb. 12). Sie erscheint an der Incisura supraorbitalis bzw. am Foramen supraorbitale und teilt sich in einen R. medialis und einen R. lateralis, die den Bereich der Stirn und den medialen Augenwinkel versorgen. Als Endäste der A. ophthalmica gelten die A. supratrochlearis und die A. dorsalis nasi.

 

Die A. supratrochlearis durchbricht das Septum orbitale und läuft durch die Incisura frontalis. Die A. dorsalis nasi durchbricht das Septum orbitale zwischen Trochlea und Lig. palpebrale mediale und anastomosiert im Bereich des medialen Augenwinkels mit der A. angularis. Die genannten Arterien stehen durch zahlreiche Anastomosen miteinander in Verbindung. Die A. facialis beispielsweise weist sehr oft Anastomosen mit der A. infraorbitalis, mit der A. transversa faciei und/oder mit der A. buccalis auf. Im Bereich der Gesichtsarterien existieren allerdings zahlreiche Variationen. Beispielsweise muss die A. angularis nicht unbedingt aus der A. facialis stammen. Es kommt sogar relativ häufig vor, dass die Gesichtsarterie bereits weiter unten (z.B. nach Abgabe der A. labialis superior oder seitlich der Nase) endet und die A. angularis dann von der A. dorsalis nasi abgegeben wird. Dies muss allerdings nicht zwangsläufig auf beiden Seiten der Fall sein. Es kann also vorkommen, dass die A. facialis auf der einen Seite einen lehrbuchmäßigen Verlauf, auf der zweiten Seite jedoch eine Variation oder aber auch auf beiden Seiten eine Variation aufweist [1].

 

Der venöse Abfluss im Gesicht weist eine vordere und eine hintere Abflussbahn auf, die das Blut jeweils aus der Oberfläche und aus der Tiefe drainieren. Die Venen verhalten sich ähnlich wie die Arterien, folgen diesen aber nicht immer. Die wichtigste Vene der vorderen Abflussbahn ist die V. facialis. Diese verläuft hinter der gleichnamigen Arterie, und ihre Äste sammeln das Blut entsprechend dem Versorgungsgebiet der A. facialis. Die hintere Abflussbahn wird von der V. retromandibularis gebildet, die annährend parallel zur A. carotis externa unmittelbar vor dem Ohr verläuft. Sie sammelt ebenfalls das Blut aus tiefen und oberflächlichen Regionen. Die V. facialis und die V. retromandibularis vereinigen sich zur V. facialis communis, die auf Höhe des großen Zungenbeinhorns in die V. jugularis interna oder in die V. jugularis externa mündet.

 

Auch der Lymphabfluss im Gesicht weist eine vordere und eine hintere Abflussbahn auf. Die Grenze zwischen beiden verläuft entlang einer Linie, die von der Nasenwurzel bis zum Kieferwinkel gezogen werden kann. Im Gesicht selbst sind kaum Lymphknoten vorzufinden, die meisten Lymphknoten des Kopfes liegen an der Kopf-Hals-Grenze und bilden hier den Circulus lymphaticus pericervicalis. Die vordere Abflussbahn verläuft annähernd parallel zur A. und V. facialis und mündet in die Lnn. Submandibulares und submentales und schließlich in die Lnn. Cervicales profundi. Die hintere Abflussbahn überschreitet die anatomische Abgrenzung des Gesichts beträchtlich und schließt auch die Stirn, den vorderen Teil der behaarten Kopfhaut und den vorderen Teil der Schläfe mit ein. Sie drainiert die Lymphe parallel zur A. und V. temporalis superficialis und mündet in die Lnn. parotidei superficiales und profundi, die schließlich ebenfalls in die tiefen Halslymphknoten drainieren. Am gesamten Kopf, vor allem aber im Gesicht, stehen die Lymphgefäße beider Seiten ausgiebig miteinander in Verbindung.

Korrespondenz-Adresse

Dr. med. Ulrike Pilsl
Institut für Anatomie, MUG
Harrachgasse 21
AT-8010 Graz
ulrike.pilsl@meduni-graz.at

Conflict of Interests

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Literatur

1. Pilsl U, Anderhuber F, Neugebauer S (2016) The Facial Artery – The Main Blood Vessel for the Anterior Face? Dermatol Surg 42:203–208.

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