Übersichtsarbeit


Kombination von nichtablativer Er:YAG-Lasertherapie (HaiRestart-Protokoll) mit pflanzenbasierten Exosomen in der Haarmedizin: Mechanistische Grundlagen und klinische Perspektiven

Combination of non-ablative Er:YAG laser therapy (HaiRestart protocol) with plant-based exosomes in hair medicine: Mechanistic principles and clinical perspectives

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Summary

Non-ablative 2940 nm Er:YAG laser therapy in SMOOTH mode (“HaiRestart”) represents a novel approach to stimulating hair growth. At the same time, plant-based exosomes have established themselves as innovative, ethically uncontroversial carriers of active substances with regenerative and inflammation-modulating properties. When combined, both methods could have synergistic effects: the laser generates a wound-healing-like stimulus, while exosomes deliver growth factors and regulatory molecules directly to the follicles. Initial experimental and clinical data suggest that this combination has the potential to increase the effectiveness of alopecia treatment beyond monotherapies.

Zusammenfassung

Die nichtablative 2940 nm Er:YAG-Lasertherapie im SMOOTH-Modus („HaiRestart“) stellt einen neuartigen Ansatz zur Stimulation des Haarwachstums dar. Parallel haben sich pflanzlich basierte Exosomen als innovative, ethisch unbedenkliche Wirkstoffträger mit regenerativen und entzündungsmodulierenden Eigenschaften etabliert. In Kombination könnten beide Verfahren synergistische Effekte entfalten: Der Laser erzeugt einen wundheilungsähnlichen Stimulus, während Exosomen Wachstumsfaktoren und regulatorische Moleküle direkt an die Follikel liefern. Erste experimentelle und klinische Daten deuten darauf hin, dass diese Kombination das Potenzial hat, die Effektivität der Alopezie-Behandlung über Monotherapien hinaus zu steigern.


Dr. med. Arna Shab1, Dr. med. Catharina Shab1

1Privatpraxis für Dermatologie und ästhetische Medizin, Frankfurt am Main

 

Einleitung

Androgenetische Alopezie (AGA) und diffuse Effluvium-Formen beruhen auf multifaktoriellen Pathomechanismen: genetische Disposition, hormonelle Dysregulation, Entzündung des Follikelmilieus sowie eine eingeschränkte Mikrozirkulation [1,2]. Standardtherapien wie Minoxidil und Finasterid zeigen Wirksamkeit, erfordern jedoch langfristige Anwendung und sind teils mit Nebenwirkungen assoziiert [3].

 

Vor diesem Hintergrund gewinnen energie-basierte Verfahren (z. B. nichtablativer Er:YAG-Laser) sowie zellfreie regenerative Ansätze (z. B. pflanzenbasierte Exosomen) an Bedeutung.

 

Nichtablative Er:YAG-Lasertherapie (HaiRestart®)

Das HaiRestart-Protokoll nutzt subablative 2940 nm Er:YAG-Impulse im SMOOTH-Modus, die Epidermis und obere Dermis thermisch stimulieren, ohne das Gewebe abzutragen. Dies bewirkt:

 

  • Induktion regenerativer Signalwege (Wnt/β-Catenin, VEGF) [4],
  • Verbesserung der Mikrozirkulation [5],
  • Aktivierung dermaler Papillazellen [6].

 

Klinische Studien berichten über signifikante Verbesserungen der Haardichte und -qualität, insbesondere bei Frauen mit AGA [7]. Nebenwirkungen sind auf passagere Erytheme oder minimale Hitzeempfindungen begrenzt.

 

Vegane Exosomen (Exocean®) als regenerative Wirkstoffträger

Exosomen sind extrazelluläre Vesikel (30 – 150 nm), die Proteine, miRNAs und Lipide transportieren. Während klassische Exosomen aus humanen oder tierischen Zellen gewonnen wurden, ermöglichen pflanzliche Exosomen eine ethische, vegane und immunologisch verträgliche Alternative [8,9].

 

Sie wirken über:

 

  • Förderung der Zellproliferation,
  • Reduktion proinflammatorischer Zytokine,
  • Aktivierung von Wachstumsfaktoren (VEGF, IGF-1, FGF) [10-12].

 

In Haarfollikelmodellen konnte gezeigt werden, dass pflanzliche Exosomen die Anagenphase verlängern und Haarfollikelzellen vor oxidativem Stress schützen [12].

 

Rationale der Kombination: Laser + Exosomen

Die Kombination von HaiRestart-Lasertherapie und pflanzlichen Exosomen folgt einem synergistischen Konzept:

 

  1. Laser-induzierte Permeabilität: Subablative Hitzeeffekte erleichtern die Translokation exosomaler Vesikel durch die epidermale Barriere.
  2. Regenerationstrigger + Wachstumsfaktor-Reservoir: Während der Laser Wundheilungsmechanismen aktiviert, liefern Exosomen direkt biologische Mediatoren.
  3. Additive Entzündungsmodulation: Beide Verfahren reduzieren mikroinflammatorische Prozesse im Follikelmilieu [6,11].
  4. Mikrozirkulation + Signaltransduktion: Durch verbesserte Blutversorgung (Laser) und zelluläre Aktivierung (Exosomen) wird ein optimales Umfeld für Follikelwachstum geschaffen.

 

Klinische Perspektiven

Die Literatur zu Laser-Exosomen-Kombinationen ist bislang begrenzt, dennoch zeichnen sich mehrere Vorteile ab:

 

  • Erhöhte Wirksamkeit gegenüber Monotherapie (ähnlich wie bei Laser+Minoxidil-Studien) [13,14].
  • Verbesserte Verträglichkeit, da beide Verfahren minimalinvasiv und risikoarm sind.
  • Multimodale Wirkung: strukturell (Laser) + molekular (Exosomen).

Zukünftige Studien sollten prüfen:

 

  • optimale Protokolle (Sitzungszahl, Intervalle, Exosomendosis),
  • Langzeiteffekte und Haltbarkeit der Ergebnisse,
  • Vergleiche mit PRP und anderen regenerativen Ansätzen.

 

Sicherheit

Sowohl der HaiRestart-Laser als auch pflanzliche Exosomenpräparate gelten als sicher.

 

  • Laser: nahezu schmerzenfrei, kurze Rötungen, keine Narbenbildung [7].
  • Exosomen: bei topischer Handhabung, günstiges Sicherheitsprofil in präklinischen und klinischen Studien [8,9,12].

Die Kombination gilt somit als niedrig-risikobehaftet, sofern sie durch geschultes Fachpersonal durchgeführt wird.

 

Case Report: Behandlung von Haarausfall mit HaiRestart®-Laser in Kombination mit Exocean®-Exosomen

Bei einem 47-jährigen, männlichen Patienten mit androgenetischer Alopezie (Grad IV nach Hamilton-Norwood) wurde eine kombinierte Therapie aus HaiRestart®-Laser (Fotona®) und Exocean®-Exosomen durchgeführt. Ziel der Behandlung war die Stimulation der Haarfollikel, die Verbesserung der Mikrozirkulation sowie die Förderung der zellulären Regeneration durch exogene Exosomen.

 

Es erfolgten insgesamt drei Sitzungen im Abstand von jeweils etwa vier Wochen. Die Lasertherapie wurde im nicht-ablativem Er:YAG-Modus durchgeführt, um eine gezielte Erwärmung der Follikel und eine Aktivierung regenerativer Prozesse ohne epidermale Schädigung zu erzielen. Unmittelbar im Anschluss erfolgte die topische Applikation von Exocean®-Exosomen (ca. 5 ml pro Behandlungssitzung), die durch Mikro-Öffnungen mittels fractioniertem Er:YAG-Modus optimal in die Kopfhaut eingebracht wurden.

Abb. 1: Bild zum Zeitpunkt T0 vor Behandlungsbeginn.

Bereits nach der zweiten Sitzung zeigte sich eine deutliche Reduktion des subjektiv wahrgenommenen Haarverlustes sowie eine Verbesserung der Kopfhautbeschaffenheit mit weniger Seborrhoe und Schuppenbildung. Nach Abschluss der dritten Behandlung war eine sichtbare Zunahme der Haardicke und -stärke, insbesondere im vertex- und frontoparietalen Bereich, festzustellen. Der Patient berichtete über eine Verbesserung der Haarqualität und eine hohe Zufriedenheit mit dem ästhetischen Ergebnis. Nebenwirkungen oder unerwünschte Reaktionen traten zu keinem Zeitpunkt auf.

Abb. 2: Bild nach vier Wochen nach der 3. Sitzung.

Zusammenfassend zeigte die Kombinationstherapie aus HaiRestart®-Laser und Exocean®-Exosomen in diesem Fall eine sehr gute Verträglichkeit und eine signifikante Verbesserung der Haardichte und -struktur. Die Methode stellt eine effektive, minimalinvasive und regenerative Behandlungsoption zur Unterstützung des Haarwachstums bei androgenetischer oder diffuser Alopezie dar.

 

Fazit

Die Kombination aus nichtablativer Er:YAG-Lasertherapie (HaiRestart-Protokoll) und veganen Exosomenpräparaten eröffnet einen vielversprechenden neuen Ansatz zur Stimulation des Haarwachstums. Beide Verfahren wirken über komplementäre Mechanismen – thermische Regeneration und exosomale Signalübertragung – und könnten so die Effektivität bei androgenetischer Alopezie (AGA) und diffusem Effluvium steigern.

 

Die aktuellen Beobachtungen beruhen jedoch bislang auf einzelnen Fallberichten (Case Reports) und kleineren Anwendungsbeobachtungen; breit angelegte, randomisierte und kontrollierte Studien stehen derzeit noch aus und müssen abgewartet werden, um die Wirksamkeit und Sicherheit abschließend zu bewerten.

Auch wenn die aktuelle Evidenzlage noch begrenzt ist, erweitert die vorgestellte Kombinationstherapie das bisher verfügbare Spektrum an Behandlungsoptionen und kann adjuvant zu etablierten Verfahren wie Minoxidil, Finasterid oder PRP eingesetzt werden.

Korrespondenz-Adresse

Dr. med. Arna Shab
Barckhausstr.6
DE-60325 Frankfurt/Main
E-mail: arna.shab@med-aesthet.de
www.med-aesthet.de

Conflict of Interests

Arna Shab ist KOL der Firma aesthetic visions GmbH.

Literatur

1. Sinclair R. Male pattern androgenetic alopecia. BMJ. 1998 Sep 26;317(7162):865-9.
2. Trüeb RM. Molecular mechanisms of androgenetic alopecia. Exp Gerontol. 2002 Aug-Sep;37(8-9):981-90.
3. Rossi A, et al. Minoxidil use in dermatology, side effects and recent patents. Recent Pat Inflamm Allergy Drug Discov. 2012 May;6(2):130-6.
4. Ke J, et al. Erbium: YAG laser (2,940 nm) treatment stimulates hair growth through upregulating Wnt 10b and β-catenin expression in C57BL/6 mice. Int J Clin Exp Med. 2015 Nov 15;8(11):20883-9.
5. Avci P, et al. Low-level laser (light) therapy (LLLT) for treatment of hair loss. Lasers Surg Med. 2014 Feb;46(2):144-51. 6. Dai R, et al. Effectiveness and safety of the ablative fractional 2940-nm Er: YAG laser for the treatment of androgenetic alopecia. Lasers Med Sci. 2024 May 10;39(1):128.
7. Mu J, et al. Interspecies communication between plant and mouse gut host cells through edible plant derived exosome-like nanoparticles. Mol Nutr Food Res. 2014 Jul;58(7):1561-73. doi: 10.1002/mnfr.201300729. Epub 2014 May 19. Erratum in: Mol Nutr Food Res. 2016 Apr;60(4):964.
8. Stanly C, et al. Isolation of Exosome-Like Vesicles from Plants by Ultracentrifugation on Sucrose/Deuterium Oxide (D2O) Density Cushions. Methods Mol Biol. 2016; 1459:259-69.
9. Chen CC, et al. Elucidation of Exosome migration across the blood–brain barrier model. Cell Mol Bioeng. 2016;9(4):509–29.
10. De A, et al. Present and Future Use of Exosomes in Dermatology. Indian J Dermatol. 2024 Oct 29;69(6):461-470.
11. Sarasati A, et al. Plant-Derived Exosome-like Nanoparticles for Biomedical Applications and Regenerative Therapy. Biomedicines. 2023 Mar 29;11(4):1053.

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