Übersichtsarbeit


Individual-Rezeptur: Akne-Problempatienten

Customised formulation: Acne-problem patients

Keywords | Summary | Correspondence | Literature


Keywords

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Schlüsselworte

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Summary

Customised formulations play an important role in the treatment of acne, as they are tailored to the specific needs and skin types of patients. A customised formulation enables dermatologists to develop tailor-made solutions that specifically address the causes of acne. These formulations can contain various active ingredients, such as retinoids, antibiotics or anti-inflammatory substances, which are customised in the right dosage and combination to suit individual skin needs. By adapting the treatment to the individual patient, side effects can be minimised and effectiveness maximised. This enables a more effective and sustainable treatment of acne, which not only alleviates the symptoms but also improves the skin's appearance in the long term. In this article, I present the formula I have developed.

Zusammenfassung

Die Individualrezeptur spielt eine wichtige Rolle in der Behandlung von Akne, da sie auf die spezifischen Bedürfnisse und Hauttypen der Patienten abgestimmt ist. Eine Individualrezeptur ermöglicht es Dermatologen, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die gezielt auf die Ursachen der Akne eingehen. Diese Rezepturen können verschiedene Wirkstoffe enthalten, wie beispielsweise Retinoide, Antibiotika oder entzündungshemmende Substanzen, die in der richtigen Dosierung und Kombination auf die individuellen Hautbedürfnisse abgestimmt sind. Durch die Anpassung der Behandlung an den jeweiligen Patienten können Nebenwirkungen minimiert und die Wirksamkeit maximiert werden. So wird eine effektivere und nachhaltigere Behandlung von Akne ermöglicht, die nicht nur die Symptome lindert, sondern auch das Hautbild langfristig verbessert. In diesem Beitrag stelle ich die von mir entwickelte Rezeptur vor.


Vorbemerkung

Als Chemiker und praktizierender Dermatologe war die alte Tradition der Magistralrezepturen für mich immer von einem besonderen Forschungsinteresse. Bei vielen dermatologischen Krankheitsbildern konnte ich die dabei gewonnenen Erkenntnisse mit großem Erfolg einsetzen. Insbesondere auch bei der Akne.

 

Hier war meine Erfahrung, dass viele auf dem Markt befindliche Handelspräparate

von meinen Patienten teilweise nicht akzeptiert wurden, sowohl das Wirkungs- als auch das Nebenwirkungsspektrum betreffend.

 

Dies war für mich die Motivation zur Entwicklung einer eigenen Rezeptur. In einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten konnte ich die ursprüngliche Rezeptur immer wieder in der klinischen Erfahrung und durch die vielfältigen Rückmeldungen der Patienten verbessern.

 

Prinzipien einer optimalen Strategie der Behandlung von Akne

Analog den pathogenetischen Faktoren sollten die Prinzipien einer optimalen Aknetherapie auf den vier allseits bekannten Säulen beruhen:

 

  1. einer keralytischen Komponente zur Freilegung des Abflusskanals der Talg- und Fettdrüsen (antikomedogene Wirkung),
  2. einer antibakteriellen Wirkung,
  3. einer antiinflammatorischen Wirkung,
  4. einer die Sebumproduktion minimierenden und modulierenden Wirkung.

Abb. 1a und b: Ausgangsbefund (a) und nach zwei Monaten Behandlung mit der Rezeptur (b).

Meine Analyse als Dermatologe und Chemiker führte zu der Schlussfolgerung, dass bei den herkömmlichen Akne-Präparaten nie alle vier pathogenetischen Faktoren angegangen wurden.

 

Akne ist vor allem auch eine inflammatorische Erkrankung – wie im Übrigen auch die Psoriasis und die schwere atopische Dermatitis. Diese mit einer Kortikoid-Stoßtherapie anzugehen, schien mir problematisch, wie im Übrigen auch die antiinfektive Behandlung mit Antibiotika.

 

In Zeiten der rasanten Entwicklung von Multiresistenzen ganzer Bakteriengruppen sollte meiner Ansicht nach auf diesen Ansatz verzichtet werden.

 

Die Tabelle zeigt die modifizierte aktuelle Rezeptur*.

Mit meiner Rezeptur wird gleichermaßen allen vier pathogenetischen Faktoren im synergistischem Wirkzusammenhang Rechnung getragen.

 

Tretinoin, die Vitamin-A-Säure, leitet sich vom Retinol ab und ist bekannt für die Stimulierung der Mitosetätigkeit an keratinisierenden Epithelien und gleichzeitiger Hemmung der Keratinproduktion (zu 1. und 4.).

 

»Für die Therapie der Akne bedeutet dies, dass die pathologisch veränderte

Zelldifferenzierung der Keratinozyten im Follikelinfundibulum günstig beeinflusst, die Kohärenz der Hornlamellen gelöst und der Keratinpfropf aus dem Follikelinfundibulum herausgehoben wird« [1].

 

Für die antibakterielle Wirkung zeichnet das Octenidindihydrochlorid verantwortlich.

Octenidinhydrochlorid aber auch Zinkacetat haben ausgezeichnete antiinfektive Eigenschaften und sind dazu noch hautfreundlich. Zu den Besonderheiten gehört die hohe anti-inflammatorische Wirkung des Magnesiums (zu 3.).

 

Nota bene: Hierauf beruht ja auch die Wirkung der Badekuren im Toten Meer, die sowohl bei der Psoriasis und der schweren atopischen Dermatitis belegt ist.

 

(Di-)Benzoylperoxid wirkt ebenfalls keralytisch und anti-bakteriell (zu 1. und 2.).

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass keine Antibiotika als Antiinfektiva verwendet

werden und damit das Problem der Resistenzentwicklung entfällt. Und wie schon gesagt: Es entfällt hier sowohl das Problem der individuellen Resistenzentwicklung des Mikrobioms als auch der Resistenzentwicklung im globalen Ausmaß.

 

Fazit der eigenen Erfahrungen

Seit über 20 Jahren habe ich – zunächst bei Patienten, die mit den handelsüblichen

Medikamenten aus mehreren Ursachen schwer therapiebar waren, später bei allen von mir behandelten Patienten – aus oben genannten Gründen diese Rezeptur verwendet und mich davon überzeugen können, dass sie von den Patienten sehr gut vertragen wurde bei gleichzeitiger Erhöhung der beobachteten Wirksamkeit.

 

Die Rezeptur wurde in den letzten Jahren von mir dahingehend überarbeitet, dass ich die Einschleusung in die Haut durch eine Liposomenemulsion verbessern und damit gleichzeitig die Konzentration der Wirkstoffe reduzieren konnte. Insgesamt habe ich seit dem Jahre 2000 viele Patienten mit obiger Rezeptur behandelt.

 

Als Beispiel soll hier der Fall einer jungen Frau, Alter 23 Jahre, dienen. Im Jahr 2019 habe ich wegen der gut sichtbaren Akne der Patientin die Rezeptur verschrieben.

 

Bereits nach zwei Monaten war das Hautbild glatt und entzündungsfrei (Abb.). In der Nachkontrolle nach sechs Monaten wurden keine neuen Entzündungsherde entdeckt.

 

* Akne-Rezeptur nach Prof. Petersen, ebenso die Rezeptetiketten mit den Rezepturbestandteilen, zu beziehen bei der Mohren Apotheke, Nürnberg, E-Mail lipolyse(at)mohren-apotheke.org

Korrespondenz-Adresse

Prof. Dr. Dr. Günter Petersen
Salzgasse 11
DE-75365 Calw
guenter-petersen@web.de

Conflict of Interests

Keine finanziellen Interessen.

Literatur

1. Wikipedia (2020): Retinol. https://de.wikipedia.org/wiki/Retinol.

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