Autor Archive: Douglas Grosse

Juvéderm startet Tinder-Kampagne

Juvéderm, die weltweit führende Marke1,* für Gesichtsfiller auf Hyaluronsäurebasis von Allergan Aesthetics, ein Geschäftsbereich von AbbVie – beschreitet seit Juni 2024 neue Wege und startet eine dreimonatige digitale Werbekampagne auf der mobilen Dating-Plattform Tinder.

 

Mit Slogans wie „Lass nicht irgendwen an deine Lippen“ und aufmerksamkeitsstarken Motiven wird aktiv die Zielgruppe 25 bis 55 angesprochen, um die Nachfrage im Markt kontinuierlich weiter zu steigern und interessierten Patientinnen und Patienten über den Juvéderm Praxis-Finder (https://www.juvederm.de/praxis-finden) einen passenden Behandler in ihrer Nähe zuzuspielen.

 

Referenzen:

  1. Allergan Aesthetics, a division of AbbVie, Unpublished Data REF-108642, JUVÉDERM®, the world’s leading brand of hyaluronic acid facial fillers claim, September 2023.

* Auf Basis von im Jahr 2022 durchgeführten Marktforschungen unter Angehörigen der Heilberufe mit mehr als 1.700 Teilnehmeren aus den 16 weltweit größten ästhetischen Märkten

Die Vielfalt der Fruchtsäuren – Anwendungen bei Hautalterung und empfindlichen Hauttypen

Auf der DERM in Frankenthal wurden von Frau Prof. Dr. med. Claudia Borelli sowie Herrn Dr. rer. nat. Philipp Stein in zwei Vorträgen die Vielseitigkeit und Wirksamkeit von Alpha-Hydroxysäuren (AHAs) in der Dermatologie aufgezeigt – mit besonderem Fokus auf alternde Haut und empfindliche Hauttypen. Wir haben für Sie die beiden Vorträge zusammengefasst.

 

Alpha-Hydroxysäuren haben die Fähigkeit, die Haut zu erneuern und gleichzeitig die Toleranz empfindlicher Haut zu verbessern. Die Wirkmechanismen von Fruchtsäuren wie z. B. den AHAs sind vielfältig und erlauben ein breites Einsatzspektrum in der Ästhetischen Dermatologie und Kosmetik. Zu den genannten AHAs zählen namentlich die Glykol- und die Milchsäure, die, je nach eingesetzter Konzentration spezifische Wirkungen in der Haut hervorrufen können. Schon bei geringen Konzentrationen von 5-10%, wie sie häufig in kosmetischen Formulierungen eingesetzt werden, kann die Haut glatter und gleichmäßiger in der Pigmentierung werden. Zusätzlich können Hautfeuchtigkeit Hautregeneration und Kollagensynthese deutlich gesteigert werden. Bei chemischen Peelings werden häufig Fruchtsäure Konzentrationen über 20% eingesetzt, die eine Wirksamkeit auch in tieferen Hautschichten haben, wo beispielsweise die Tyrosinaseaktivität gehemmt oder die Qualität von Elastinen erhöht werden kann. Die Wirkweise beruht zusätzlich zu den Vorteilen der eingesetzten Säuren allgemein auf der Induktion von Hautläsionen, die Regenerations- und Wundheilungsmechanismen aktivieren. Außerordentlich wichtig ist bei chemischen Peelings die Anpassung der eingesetzten Säuren und ihren Konzentrationen auf die individuellen Hautbedürfnisse. Darüber hinaus können über Integration antiinflammatorischer Substanzen und anderer Wirkstoffe wie Vitamin A die Behandlung sowie die Post-Peel-Phase optimiert werden.

Vorteile von Chemical Peelings bei Hautalterung

Vor allem bei Hautalterungserscheinungen sind chemische Peelings etabliert. Mit steigendem Alter verändert sich die Haut – sowohl optisch als auch in der Physiologie. Dabei sind Symptome wie ein steigender pH-Wert, Trockenheit, Fältchen durch Elastizitätsverlust und unregelmäßige Pigmentierung die Folge. Chemical Peeling kann, je nach eingesetzter Säure, Konzentration und pH-Wert, über den alleinigen Wirkstoff oder auch über die Auslösung von Regenerationsmechanismen v.a. die Integrität der Dermis verbessern. So kann unter anderem der Abbau der extrazellulären Matrix verlangsamt werden, eine gleichmäßigere Verteilung der Melanin Pigmente erzielt werden, aber vor allem die Verschiebung des pH-Wertes wieder ausgeglichen werden.

Mit dem peel No.2, dem peel No.2 sensitive MED sowie dem peel No.2 deep stehen kombinierte, individuell dosierbare Glycol-/Salizylsäurepeelings zur Verfügung. Diese zeichnen sich durch spezielle Spenderköpfe aus, mit denen die Säurekonzentrationen individuell, einfach und genau eingestellt werden können, um individuell auf die unterschiedlichen Hautbedürfnisse abgestimmt zu werden. Doch nicht nur bei Haltalterungserscheinungen können Fruchtsäuren eingesetzt werden, viele weitere individuelle innovative Ansätze, Erfahrungsberichte und Tipps sind im DERMASENCE Peel-Kompendium dokumentiert.

 

Was ist Säurehardening und wie kann es bei empfindlicher Haut eingesetzt werden?

Während AHAs oft bei reifer Haut eingesetzt werden, können durch das Einschließen vielfältigerer Hautbilder neue Perspektiven auf die Potenziale dieser Wirkstoffe eröffnet werden. AHAs haben viele vorteilhafte Effekte auf die Haut, werden aber bei empfindlicher Haut oft nicht empfohlen. Zu den Vorteilen von AHAs gehören beispielsweise die Einstellung des pH-Wertes sowie die Regulierung des Gleichgewichts des Hautmikrobioms. Hier könnte der Effekt, der aus der Literatur als Hardening-Effekt bekannt ist, einen Hinweis für die Nutzung von Fruchtsäuren auch bei empfindlicher Haut spielen. Historisch gesehen wird in Bezug auf die Haut als Hardening-Effekt ein Gewöhnungseffekt nach mehrfacher Exposition mit einem Irritans (häufig Tenside) beschrieben. Die nachgewiesenen Effekte des Hardenings lassen sich aber auch auf weitere Wirkstoffe wie zum Beispiel AHAs übertragen. Denn eine abgehärtete Haut kann Vorteile bei der Reaktion auf äußere Einflüsse haben, sowie auch eine erhöhte Produktion von zum Beispiel einem essenziellen Bestandteil der Hautbarriere – Ceramid 1 bewirken. Eine herunterregulierte Ceramidsynthese sowie ein erhöhter pH-Wert sind typisch bei empfindlich, entzündlichen Hauterkrankungen wie Rosazea und Neurodermitis.

 

Das Fruchtsäure-Konzept von DERMASENCE (Medicos Kosmetik GmbH & Co. KG) zeichnet sich durch eine umfassende Vor- und Nachbereitungsphase von Chemical Peelings mit speziellen Pflegeprodukten aus, die eine schrittweise Gewöhnung an den niedrigen pH-Wert ermöglichen. In einer eigenen Studie möchte das Unternehmen in Kooperation mit mehr als 20 Dermatologinnen und Dermatologen deutschlandweit zeigen, dass auch empfindliche Hautbilder von den Vorteilen der AHAs profitieren können. Dabei werden die Teilnehmenden schrittweise an niedrigere pH-Werte durch Tonics und weitere Hautpflegeprodukte gewöhnt, was am Ende ein medizinisches Peeling ermöglicht. Durch die Gewöhnung an Fruchtsäuren und den niedrigen pH-Wert soll ein Hardening-Effekt erzielt werden, der die Haut robuster gegenüber äußeren Einflüssen machen soll. Die Teilnehmenden der Studie zeigen ein empfindliches Hautbild mit Rosazea- oder Neurodermitisneigung. Nach der ersten Phase, in der ein schrittweiser Einsatz von zwei Tonics mit verschiedenen pH-Werten (4,5/3,5) erfolgt, ist von den Teilnehmenden einen Fragebogen zur Zwischenevaluation zu beantworten, bevor sie mit dem Einsatz weiterer AHA-haltiger Pflegeprodukte fortfahren können.

 

Die vorgestellten Zwischenergebnisse der Studie untermauern die These, dass selbst empfindliche Hauttypen von einer angepassten Anwendung von AHAs profitieren können (Abb. 2).

Von 156 Befragten gaben 81,9 an, dass die Tonics sehr gut vertragen wurden,68,% stimmten zu, dass sie die Anwendung der Fruchtsäureprodukte auch bei empfindlicher Haut als geeignet ansehen. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass bei empfindlicher Haut ein Säurehardening durchgeführt werden kann. Auf Grundlage der Ergebnisse der nächsten Phase der Studie wird evaluiert werden, welches Potential die Nutzung von AHAs auch bei empfindlicher Haut haben kann.

 

Zusammenfassend bieten diese Erkenntnisse einen tiefgreifenden Einblick in die fortschrittliche Nutzung von Alpha-Hydroxysäuren in der Dermatologie, von der Behandlung alternder Haut bis hin zur Pflege sensibler Haut und unterstreichen die Bedeutung kontinuierlicher Forschung in diesem Bereich.

 

Weitere Informationen:
www.dermasence.de

 

 

Das ärztliche Gutachten aus der Sicht des Plastischen Chirurgen

Dr.med. Josef Thurner
FA für ÄsthetischePlastische & Rekonstruktive Chirurgie
ÄsthetischePlastischeChirurgie Dr Thurner
Mirabellplatz 6, AT-5020 Salzburg

 

Auf Grund einer erhöhten Klagebereitschaft von Patienten möchte ich ihnen einen Wegweiser aus der Sicht des Plastischen Chirurgen geben. Es gibt viele Gründe für Klagen, meistens sind es die nicht erfüllbaren Vorstellungen des Patienten. Wie ist der zeitliche Ablauf einer Klage? Wie muss sich der/die Beklagte verhalten? Welche Pflichten hat der/die Beklagte und wie kann man vorbeugen? Wann kommt das Ästhetische Operationsgesetz zum Tragen und was beinhaltet es? Brauche ich eine entsprechende Versicherung?

All diese Punkte werden in meiner Präsentation erläutert.

LIPLEG-Studie

Multizentrische, kontrollierte, randomisierte, Untersucher-verblindete klinische Studie zu Wirksamkeit und Sicherheit der operativen Therapie des Lipödems im Vergleich zur alleinigen komplexen physikalischen Entstauungstherapie

 

PD Dr. Maurizio Podda für das Konsortium Hautklinik Darmstadt – ZKSKöln

 

Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung des Fettgewebes, die hauptsächlich Frauen betrifft und durch symmetrisches, übermäßiges Fettgewebe an den Beinen und Schmerzen gekennzeichnet ist. Die konservative Standardbehandlung ist eine langfristige umfassende Entstauungstherapie (komplexe physikalische Entstauungstherapie, KPE) zur Linderung lipödembedingter Schmerzen und zur Verbesserung des psychosozialen Wohlbefindens, der Mobilität und der körperlichen Aktivität. Patienten können von einer chirurgischen Entfernung von abnormal vermehrtem Fettgewebe durch Fettabsaugung profitieren. Die LIPLEG-Studie bewertet die Wirksamkeit und Sicherheit der Fettabsaugung im Vergleich zur KPE.

 

LIPLEG ist eine randomisierte, kontrollierte, multizentrische, verblindete Studie. Frauen mit Lipödem (n=405) ohne vorherige Fettabsaugung werden 2:1 der Fettabsaugung oder KPE zugeteilt. Das primäre Ergebnis der Studie ist eine Verringerung der Beinschmerzen um ≥2 Punkte auf einer visuellen Analogskala von 0-10 nach 12 Monaten unter KPE oder nach Abschluss der Fettabsaugung. Zu den sekundären Outcomes zählen Veränderungen der Schwere der Beinschmerzen, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, Depressionsneigung, Hämatomneigung, Prävalenz von Ödemen, Modifizierung des Umfangs der Physiotherapie, des Körperfettanteils, des Beinumfangs und der Bewegungseinschränkung. Die primäre Analyse basiert auf der Behandlungsabsicht. Die Erfolgsanteile werden mit dem Mantel-Haenszel-Test nach Lipödemstadium stratifiziert und auf einem zweiseitigen Signifikanzniveau von 5 % verglichen. Wenn dieser Test statistisch signifikant ist, wird die Gleichheit der Antwortanteile in den einzelnen Schichten durch den exakten Test von Fisher in einer hierarchischen Teststrategie bewertet.

 

LIPLEG bewertet, ob die chirurgische Behandlung des Lipödems sicher und wirksam ist, um Schmerzen und andere lipödembedingte Gesundheitsprobleme zu reduzieren. Die Ergebnisse dieser Studie haben das Potenzial, den Behandlungsstandard beim Lipödem zu verändern.

Sicherheit der Fettabsaugung

Loek Habbema.
Medisch Centrum ‚t Gooi, Olmenlaan 42, NL-1404 DG Bussum
E-mail: l.habbema(at)me.com

 

Hintergrund

Es gibt eine wachsende Nachfrage nach Sicherheitsstandards für Fettabsaugungsbehandlungen. Es fehlt an einem interdisziplinären Konsens.

ZIEL Eine solide, unabhängige Interpretation wissenschaftlicher Daten zur Sicherheit erfordert einen systematischen Ansatz, was das Ziel dieser Studie war.

 

Methoden

Es wurde eine systematische Literatursuche nach Sicherheitsstudien über Fettabsaugung bis April 2017 durchgeführt. Todesfälle und/oder gemeldete schwerwiegende unerwünschte Ereignisse dienten als Ergebnismaß für die Sicherheit.

 

Ergebnisse

Vierundzwanzig Studien wurden eingeschlossen. Folgende Faktoren trugen zu einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Komplikationen und Mortalität bei: Anwendung der (super)nassen Technik im Vergleich zur Tumeszenztechnik; Verwendung systemischer Anästhetika, insbesondere Vollnarkose und intravenöse Sedierung; Durchführung durch einen plastischen Chirurgen im Vergleich zu einem Dermatologen; Durchführung in einem Operationssaal im Vergleich zu einer Praxiseinrichtung; und Kombination mit anderen Verfahren. Die am häufigsten auftretenden *SAEs waren: übermäßiger Blutverlust, der eine Transfusion erforderte oder zu einer Anämie führte, (chirurgische) Infektionen, die eine IV-Therapie erforderten, und VTE. Was die zusätzlichen Techniken betrifft, so zeigte keine der Studien eine Überlegenheit von WAL, LAL oder UAL gegenüber der herkömmlichen Fettabsaugung. Verbrennungen wurden bei 10 % der Patienten gemeldet, die eine LAL-Liposuktion erhielten. PAL erwies sich als überlegen, was die Verfahrensdauer, die Ermüdung des Chirurgen, die postoperativen Schmerzen, die Ekchymosen und Ödeme sowie die größere Menge des abgesaugten Fetts anbelangt.

 

Schlussfolgerung

Die Fettabsaugung in Tumeszenz-Lokalanästhesie ist nachweislich die sicherste Methode der Fettentfernung, insbesondere wenn keine oder nur eine minimale systemische Anästhesie verwendet wird. Die Durchführung dieser Technik in der Praxis hat sich als zweifelsfrei sicher erwiesen. Wenn eine systemische Anästhesie verwendet wird, scheint auch eine ambulante Operation sicher zu sein. Unabhängig von der Fachrichtung des Arztes sind Kenntnisse und Ausbildung in der Durchführung des Tumeszenzverfahrens von entscheidender Bedeutung, um optimale Sicherheit zu gewährleisten.

 

Risikofaktoren bei Lipödem-Patienten

Patienten mit Lipödemen können ein erhöhtes Risiko für SAE haben. Dies ist der Fall, wenn das Lipödem mit einem oder mehreren der folgenden Faktoren kombiniert ist, die häufig mit dem Lipödem zusammenhängen: Fettleibigkeit, unbehandelter Apnoe, vermindertes Aktivitätsmuster. Die Anwendung der Tumeszenzlösung sollte auf die maximale Sicherheitsdosis der Lokalanästhesie begrenzt werden. Allgemeine Risikofaktoren wie Blutungsstörungen, Lebererkrankungen, Konflikte mit den Systemen Cyp 3A4 und Cyp 1A2 gelten auch für Lipödem-Patienten.

 

* Abkürzungen: Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SAE), vibrationsunterstützte Liposuktion (PAL), laserunterstützte Liposuktion (LAL), ultraschallunterstützte Liposuktion (UAL), wasserstrahlunterstützte Liposuktion (WAL), venöse Thromboembolien (VTE)

 

Literatur:

  1. Halk B, Habbema L, † Genders RE, Hanke CW. Sicherheitsstudien auf dem Gebiet der Fettabsaugung: Eine systematische Übersicht. Dermatol Surg 2019; 45(2): 171-182.

Ergebnisse nach Liposuktion des Lipödems

Dr. Lautenschlager

 

Eine 30-jährige Patientin musste auf Grund eines bestehenden Lipödems Ihre Arbeitsstelle als Köchin aufgeben. Sie fand keinen neuen Job und wurde schließlich in die Invalidenrente eingestuft.

 

Die Patientin kam in meine Praxis, nach eingehender Untersuchung und Ausschöpfen der konservativen Maßnahmen wurden insgesamt 5 Liposuktionen an Beinen und Armen und letztendlich auch am Gesäß durchgeführt. Heute arbeitet die Patientin wieder in Ihrem gelernten Beruf, ist völlig beschwerdefrei, braucht insbesondere keine Kompressions-strümpfe mehr zu tragen, und führt ein Restaurant als Küchenchefin!

Lipödem und bariatrische Chirurgie

Priv.-Doz. Dr. Charlotte Rabl
Universitätsklinik für Chirurgie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU)
Salzburger Landeskliniken, St. Johanns-Spital
Müllner – Hauptstrasse 48, AT-5020 Salzburg,  Österreich
E-mail:
c.rabl@salk.at

 

 

Hintergrund

Bariatrische Eingriffe nehmen weltweit stetig zu, da sie zu einem ausgeprägten und dauerhaften Gewichtsverlust in der Mehrzahl der morbid adipösen Patienten führen.  Das Lipödem ist eine schmerzhafte, chronisch progrediente Erkrankung des Fettgewebes charakterisiert durch eine abnorme, lokalisierte, symmetrische Zunahme des subkutanen Fettgewebes an den Beinen und/oder Armen, was zu einer ausgeprägten Disproportion zwischen Stamm und Extremitäten führt. Das Lipödem betrifft beinahe ausschließlich Frauen und ist häufig mit einer Adipositas assoziiert, wobei die Adipositas den klinischen Verlauf des Lipödems und dessen Symptome aggravieren kann.

 

Ergebnisse

Das Lipödem kann jedoch auch als Adipositas fehldiagnostiziert und daher bei Patientinnen, geplant für einen bariatrischen Eingriff, übersehen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Therapiemodalitäten beider Erkrankungen ist es wichtig, zwischen einem Lipödem und einer Adipositas zu unterscheiden. Die Kombination eines Lipödems und einer morbiden Adipositas führt zu Herausforderungen bei der Behandlung von Patientinnen geplant für einen bariatrischen Eingriff. Die Adipozyten-Hypertrophie und -Hyperplasie beim Lipödem sind resistent auf diätetische Veränderungen, Bewegung und Kalorienreduktion, und trotz adäquatem Gewichtsverlust nach einem bariatrischen Eingriff verbleibt anhaltend umfangreiches Fettgewebe an den betroffenen Stellen. Zusätzliche Eingriffe sind daher notwendig, dieses Fettgewebe zu entfernen. Andererseits sollte eine (morbide) Adipositas vor einer Liposuktion zur Behandlung des Lipödems therapiert werden.

 

Konklusion

Die Identifikation eines Lipödems vor einem bariatrischen Eingriff kann helfen, Erwartungen der Patientinnen nach dem Gewichtsverlust zu lenken und dadurch Enttäuschungen zu vermeiden. Einige der Patientinnen werden nach dem Gewichtsverlust den Wunsch nach einem kosmetisch attraktiveren Ergebnis haben.

Lipödem – eine nicht metabolische Adipositas

Assoz. Prof. Priv.Doz. Dr. Florian Kiefer
Univ. Klinik für Innere Medizin III, Klin. Abt. für Endokrinologie und Stoffwechsel,
Hormonelle Erkrankungen
Währinger Gürtel 18-20, AT-1090 Wien
florian.kiefer(at)meduniwien.ac.at

 

Unter Adipositas versteht man die pathologische Zunahme des Körperfettanteils, wobei insbesondere die viszerale Adipositas mit einem deutlich erhöht metabolischen und kardiovaskulären Risiko assoziiert ist. Beim Lipödem kommt es allerdings in erster Linie zu Zunahme subkutaner Fettdepots, welche eher als metabolisch inert gesehen werden. Verwendet man lediglich den Body Mass Index (BMI) zur Charakterisierung des Gewichtszustandes so fallen vielen Patientinnen mit Lipödem in die Kategorie Adipositas. Jedoch stellt sich die Fragen ob dies dem tatsächlichen metabolischen Risikoprofil dieser Patientinnen gerecht wird. Die aktuelle Datenlage lässt vermuten, dass trotz teils deutlich erhöhtem BMI, das metabolische und kardiovaskuläre Risiko beim Lipödem a priori im Vergleich zur klassischen Adipositas deutlich geringer ist. Insbesondere Komorbiditäten wie Diabetes mellitus Typ 2, Hypertonie oder Fettleber scheinen geringer ausgeprägt zu sein. Jedoch ist Vorsicht geboten, da es durch die körperlichen Einschränkungen, die vor allem mit schweren Lipödem Formen einhergehen, sekundär zur Entwicklung einer klassischen Adipositas kommen kann. Gründe hierfür könnten vor allem der Bewegungsmangel durch Schmerzen bzw. Überlastung des Bewegungsapparates aufgrund des erhöhten Körpergewichts sein. Insgesamt besteht jedenfalls ein dringender Bedarf für neue, qualitativ hochwertige Studien um das tatsächliche kardiometabolische Risiko von Patientinnen mit Lipödem besser einschätzen zu können.

Nebenwirkungsprofil bei Water-Jet

Dr. med. Thomas Witte
LipoClinic Dr. Heck, Zeppelinstraße 321, DE-45470 Mülheim an der Ruhr*

 

* Co-Autoren: Dr. med. Falk-Christian Heck, Susanne Rodenbach, Katja Bergmann, alle LipoClinic Dr. Heck, Mülheim an der Ruhr

 

In der Liposuktion des Lipödems haben sie die sogenannten feuchten Absaugmethoden etabliert. Zur Verfügung stehen die klassische Tumeszenz-Lokalanästhesie TLA sowie die Wasserstrahl-assistierte Liposuktion WAL. Beide Methoden zeigen in der Hand des geübten Operateurs gute Ergebnisse. Während bei der TLA vor allem die Toxizität des instillierten Lokalanästhetikums als eine der bekanntesten Nebenwirkung angesehen werden kann, ist für die WAL bisher keine methodenspezifische Nebenwirkung bekannt. Die Komplikationsrate des Verfahrens wird in den verschiedenen klinischen Arbeiten zwischen 1% und 7% angegeben [1-5]. Alle Komplikationen wurden als behandelbare Minor-Komplikation eingestuft. Das Verfahren der Liposuktion wird insgesamt als sichere Methode zur Behandlung des Lipödems betrachtet(6).

 

In der Anwendung der Wasserstrahl-assistierten Liposuktion WAL sehen wir 2 führende Nebenwirkung: die postoperative Kreislaufreaktion sowie die postoperative Anämie. Mangels Vergleichsdaten kann nicht gesagt werden, ob es sich hier um methodenspezifische Nebenwirkungen handelt. Wir gehen davon aus, dass andere Methoden diese Probleme in gleicher Weise verursachen.

Beide Nebenwirkungen wurden über klinische Studien untersucht.

 

Die postoperative Kreislaufsituation wurde nach 1000 Operationen erhoben. Die Ergebnisse wurden anhand einer visuellen Analogskala von 1-6 dokumentiert. Es wurden leichte bis mittlere Kreislaufreaktionen festgestellt. Die mittlere Kreislaufreaktion bezogen auf alle Operationen betrug 2,2. Eine Korrelation mit der entnommenen Fettmenge konnte lediglich für die Liposuktion der gesamten Oberschenkel nachgewiesen werden [7]. Die höchste Kreislaufreaktion wurde für die Hochvolumenliposuktion (> 4000 ml) der Oberschenkel angegeben (2,7 auf der VAS), die niedrigste Kreislaufreaktion zeigte die Liposuktion der Arme (1,6 auf der VAS). Die postoperative Kreislaufsituation stellt somit keinen limitierenden Faktor in der operativen Behandlung des Lipödems dar.

 

Der intraoperative Blutverlust wurde über eine Studie an 333 Patientinnen untersucht. Bis auf Einzelfallerwähnungen gibt es in der Literatur keine Daten zum Blutverlust im Rahmen der Liposuktion bei Lipödem [8, 9]. Im Mittel konnte für alle Operationen ein Hb-Abfall von 2,95 Punkten dokumentiert werden (Mittelwert präop 14,3/ Mittelwert postop 11,4). Den höchsten Hb-Verlust zeigte die Liposuktion der Oberschenkel (3,8 Punkte), den geringsten Hb-Verlust die Liposuktion der Arme (2,3 Punkte).

 

Eine endgültige Erklärung für die teils hohen Hb-Verluste haben wir noch nicht. Teilursächlich ist sicher ein Verdünnungseffekt durch die instillierte Tumeszenzlösung sowie das perioperative Infusionsvolumen. Die Differenz im Hämatokrit betrug im Mittel 8,6% (präop 42,2%, postop 33,5%). Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen Hb-Abfall und konsekutiver Kreislaufreaktion sowie eine signifikante Korrelation zur abgesaugten Fettmenge. Die mittlere Kreislaufreaktion war jedoch insgesamt mit 2,4 auf der VAS (0-10) als gering einzustufen. Ausgehend von diesen Ergebnissen setzen wir für eine Liposuktion der Oberschenkel einen Mindest-Hb-Wert von 13 g/dl voraus, für die anderen Regionen einen Hb-Wert innerhalb des Normbereichs.

 

Beide Studien machen zum einen das Auftreten der genannten Nebenwirkungen kalkulierbar, zum anderen demonstrieren sie die Sicherheit des Verfahrens unter Beachtung der Voraussetzungen.

 

 

Literatur:

  1. Wollina U, Heinig B. Treatment of lipedema by low-volume micro-cannular liposuction in tumescent anesthesia: Results in 111 patients. Dermatol Ther. 2019; 32(2): e12820.
  2. Dadras M, Mallinger PJ, Corterier CC, Theodosiadi S, Ghods M. Liposuction in the Treatment of Lipedema: A Longitudinal Study. Arch Plast Surg. 2017; 44(4): 324-31.
  3. Rapprich S, Dingler A, Podda M. Liposuction is an effective treatment for lipedema-results of a study with 25 patients. JDDG. 2011; 9(1): 33-40.
  4. Witte T, Dadras M, Heck FC, Heck M, Habermalz B, Welss S, et al. Water-jet-assisted liposuction for the treatment of lipedema: Standardized treatment protocol and results of 63 patients. J Plast Reconstr Aesthet Surg. 2020; 73(9): 1637-44.
  5. Schmeller W, Hueppe M, Meier-Vollrath I. Tumescent liposuction in lipoedema yields good long-term results. Br J Dermatol. 2012; 166(1): 161-8.
  6. Habbema L. Safety of liposuction using exclusively tumescent local anesthesia in 3,240 consecutive cases. Dermatol Surg. 2009; 35(11): 1728-35.
  7. Witte T. Kreislaufreaktion nach wasserstrahl-assistierter liposuktion bei lipödem – auswertung von 1000 operationen. vasomed. 2018; 4:176-7.
  8. Albin R, de Campo T. Large-volume liposuction in 181 patients. Aesthetic Plast Surg. 1999; 23(1): 5-15.
  9. Kaoutzanis C, Gupta V, Winocour J, Layliev J, Ramirez R, Grotting JC, et al. Cosmetic liposuction: preoperative risk factors, major complication rates, and safety of combined procedures. Aesthet Surg J. 2017; 37(6): 680-94.

 

Mögliche Nebenwirkungen bei TLA und Sedoanalgesie

Dr.med. Sabine Maier
Mariahilfer Str. 121B, AT-1060 Wien
E-mail: dr(at)sabinemaier.at

 

Die Entwicklung der Tumeszenz – Lokalanästhesie (lat. tumeszere = anschwellen) 1985 durch Dr. Jeffrey Klein und Dr. Patrick Lillis zählt wohl zu den größten Errungenschaften in der Geschichte der Fettabsaugung.  Sowohl bei der „Wet technique“, wo nur geringe Mengen verwendet werden, als auch bei der „Super Wet technique“ und der „TLA Methode“ wird die spezielle Lokalanästhesie im Verhältnis von 1:1 (abgesaugte Fettmenge: Lokalanästhesie) bzw. 1:2 – 3 (abgesaugte Fettmenge: Lokalanästhesie) verwendet. Die am häufigsten verwendeten Lösungen sind immer noch die nach J. Klein mit 0,05% Lidocain, aber auch die Lösung nach G. Sattler mit 0,038% Prilocain oder die Hamburger Lösung mit einer Kombination aus Lidocain und Prilocain. Wir wissen heute, dass die Dosierung von Lidocain von 45 – 55 mg / kg Körpergewicht als sicher angesehen werden kann. 1990 veröffentlichte J. Klein [1] bereits, wo eine deutlich höhere Dosierung als sicher beschrieben wurde, als die laut Beipacktext von Lidocain angegebene.

 

Gerade bei der Behandlung der Lipohyperplasia dolorosa wird in der Regel eine sehr große Menge TLA infiltriert und oft deutlich mehr abgesaugt, als dies bei ästhetischen Liposuktionen der Fall ist. Dadurch ergeben sich spezielle Vor- und Nachteile, die beachtet werden müssen. Der Vorteil der vollen Patientenmobilität während der Absaugung, die Hydodissektion, die Schonung der Gefäße und Lymphbahnen, die reduzierten postoperativen Hämatome und vieles mehr muss den Nachteilen der hohen TLA Mengen entgegengesetzt werden:

 

Die möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen nach Absaugungen in TLA wurden in den letzten Jahren in zahlreichen Studien untersucht. 1988 publizierte J. Bernstein und C. William Hanke ihren Bericht zur Sicherheit der Fettabsaugungen und überprüften dabei 9478 Absaugungen [2]. 71% Patienten wurden dabei in örtlicher Betäubung behandelt, die Gesamtkomplikationsrate war äußerst gering.

1995 veröffentlichte C.W. Hanke einen weiteren Artikel zur Sicherheit der Tumeszenz-Liposuction [3]. Auch in dieser Untersuchung sind keine schwerwiegenden Komplikationen aufgetreten. Zu den gleichen Resultaten kamen die Studien von Housman et al [4] sowie von Dr. L. Habbema, der die größte Untersuchung von insgesamt 3240 Fällen in TLA abgesaugten Patienten, durchgeführt stets vom gleichen Dermatochirurgen veröffentlichte [5].

 

Alle diese Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass die Fettabsaugung in Lokalanästhesie ein nachweislich sicheres Verfahren darstellt.

 

Im Gegensatz dazu finden sich in der Dissertation von Patricia Beier [6] insgesamt 17 schwere Komplikationen (davon 6 Todesfälle) bei Absaugungen in TLA. Sie berichtet unter anderem über 5 nekrotisierende Fasziitisfällen, 3 Fällen von Sepsis und 2 viszeralen Perforationen.

 

Bei Eingriffen in TLA in Kombination mit i.v. Sedierung traten 24 schwere Komplikationen (davon 6 Todesfälle) auf. Es handelte sich dabei in 3 Fällen um nekrosisierender Fasziitis, 4 viszerale Perforationen und 6 Herz – Kreislaufstillstände.

 

Vergleicht man diese Zahlen mit der Liposuktion in Intubationsnarkose, sind die Nebenwirkungen dennoch deutlich geringer.

 

Die oben angeführten Studien beziehen sich in der Regel mehr oder weniger auf ästhetische Liposuktionen. Da sich in den letzten Jahren die Absaugung der Lipohyperplasia dolorosa als Grundpfeiler der Therapie etabliert hat und man im Gegensatz zu ästhetischen Absaugungen oft deutlich höhere Infiltrationsmengen sowie Absaugmengen hat, müssen zusätzlich neue Studien zur Beurteilung der Sicherheit herangezogen werden.

 

Eine rezente, umfassende Studie findet sich im Journal of Drugs in Dermatology, März 2021 von Dr. Matthias Sandhofer [7]. In seinem Artikel wurden unter anderem die peri- und postoperativen Verläufe von verschiedenen Faktoren genau gemessen [7]: die Lidocain Dosierung, der Einfluss der Epinephrine Dosierung, der Verlauf von Hämoglobin und Hämatokrit, dem Blutdruck, Atemfrquenz, spO2, der Schmerzverlauf wie auch der Füllungsgrad der V. cave inferior. M. Sandhofer kam zu dem Schluss, dass in erster Linie die Messung des Gesamtfettgehalts zur Berechnung der maximalen Menge an Lidocain in der TLA verwendet werden sollte, also die Lidocainmenge pro kg Fett und nicht wie früher üblich pro kg Köpergewicht berechnet werden sollte. Die eventuell zu erwartende Hypovolämie muss durch orale Flüssigkeitsgebe kompensiert werden.

 

Es wurde gezeigt, dass bei Einhaltung der allgemeinen Richtlinien zur Liposuktion auch große Eingriffe bei ambulanten Lipödempatientinnen sicher durchgeführt werden können.

 

Literatur:

 

  1. Klein JA. Tumescent technique for regional anesthesia permits lidocaine doses of 35 mg/kg for liposuction. J Dermatol Surg Oncol. 1990;16(3): 248-63.
  2. Bernstein G, Hanke CW. Safety of liposuction: a review of 9478 cases performed by dermatologists. J Dermatol Surg Oncol. 1988;14(10): 1112-4.
  3. Hanke CW, Bernstein G, Bullock S. Safety of tumescent liposuction in 15,336 patients. National survey results. Dermatol Surg. 1995;21(5): 459-62.
  4. Housman TS, Lawrence N, Mellen BG et al. The safety of liposuction: results of a national survey. Dermatol Surg. 2002; 28(11): 971-8.
  5. Habbema L. Safety of liposuction using exclusively tumescent local anesthesia in 3,240 consecutive cases. Dermatol Surg. 2009; 35(11): 1728-35.
  6. Baier P. Majorkomplikationen und todesfälle nach kosmetischer liposuktion im deutschsprachigen raum zwischen 1998 – 2002. Dissertation Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum. 2010.
  7. Sandhofer M, Hofer V, Sandhofer M et al. High volume liposuction in tumescence anesthesia in lipedema patients: a retrospective analysis. J Drugs Dermatol. 2021; 20(3): 326-334.

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