Die Vielfalt der Fruchtsäuren – Anwendungen bei Hautalterung und empfindlichen Hauttypen
Auf der DERM in Frankenthal wurden von Frau Prof. Dr. med. Claudia Borelli sowie Herrn Dr. rer. nat. Philipp Stein in zwei Vorträgen die Vielseitigkeit und Wirksamkeit von Alpha-Hydroxysäuren (AHAs) in der Dermatologie aufgezeigt – mit besonderem Fokus auf alternde Haut und empfindliche Hauttypen. Wir haben für Sie die beiden Vorträge zusammengefasst.
Alpha-Hydroxysäuren haben die Fähigkeit, die Haut zu erneuern und gleichzeitig die Toleranz empfindlicher Haut zu verbessern. Die Wirkmechanismen von Fruchtsäuren wie z. B. den AHAs sind vielfältig und erlauben ein breites Einsatzspektrum in der Ästhetischen Dermatologie und Kosmetik. Zu den genannten AHAs zählen namentlich die Glykol- und die Milchsäure, die, je nach eingesetzter Konzentration spezifische Wirkungen in der Haut hervorrufen können. Schon bei geringen Konzentrationen von 5-10%, wie sie häufig in kosmetischen Formulierungen eingesetzt werden, kann die Haut glatter und gleichmäßiger in der Pigmentierung werden. Zusätzlich können Hautfeuchtigkeit Hautregeneration und Kollagensynthese deutlich gesteigert werden. Bei chemischen Peelings werden häufig Fruchtsäure Konzentrationen über 20% eingesetzt, die eine Wirksamkeit auch in tieferen Hautschichten haben, wo beispielsweise die Tyrosinaseaktivität gehemmt oder die Qualität von Elastinen erhöht werden kann. Die Wirkweise beruht zusätzlich zu den Vorteilen der eingesetzten Säuren allgemein auf der Induktion von Hautläsionen, die Regenerations- und Wundheilungsmechanismen aktivieren. Außerordentlich wichtig ist bei chemischen Peelings die Anpassung der eingesetzten Säuren und ihren Konzentrationen auf die individuellen Hautbedürfnisse. Darüber hinaus können über Integration antiinflammatorischer Substanzen und anderer Wirkstoffe wie Vitamin A die Behandlung sowie die Post-Peel-Phase optimiert werden.
Vorteile von Chemical Peelings bei Hautalterung
Vor allem bei Hautalterungserscheinungen sind chemische Peelings etabliert. Mit steigendem Alter verändert sich die Haut – sowohl optisch als auch in der Physiologie. Dabei sind Symptome wie ein steigender pH-Wert, Trockenheit, Fältchen durch Elastizitätsverlust und unregelmäßige Pigmentierung die Folge. Chemical Peeling kann, je nach eingesetzter Säure, Konzentration und pH-Wert, über den alleinigen Wirkstoff oder auch über die Auslösung von Regenerationsmechanismen v.a. die Integrität der Dermis verbessern. So kann unter anderem der Abbau der extrazellulären Matrix verlangsamt werden, eine gleichmäßigere Verteilung der Melanin Pigmente erzielt werden, aber vor allem die Verschiebung des pH-Wertes wieder ausgeglichen werden.
Mit dem peel No.2, dem peel No.2 sensitive MED sowie dem peel No.2 deep stehen kombinierte, individuell dosierbare Glycol-/Salizylsäurepeelings zur Verfügung. Diese zeichnen sich durch spezielle Spenderköpfe aus, mit denen die Säurekonzentrationen individuell, einfach und genau eingestellt werden können, um individuell auf die unterschiedlichen Hautbedürfnisse abgestimmt zu werden. Doch nicht nur bei Haltalterungserscheinungen können Fruchtsäuren eingesetzt werden, viele weitere individuelle innovative Ansätze, Erfahrungsberichte und Tipps sind im DERMASENCE Peel-Kompendium dokumentiert.
Was ist Säurehardening und wie kann es bei empfindlicher Haut eingesetzt werden?
Während AHAs oft bei reifer Haut eingesetzt werden, können durch das Einschließen vielfältigerer Hautbilder neue Perspektiven auf die Potenziale dieser Wirkstoffe eröffnet werden. AHAs haben viele vorteilhafte Effekte auf die Haut, werden aber bei empfindlicher Haut oft nicht empfohlen. Zu den Vorteilen von AHAs gehören beispielsweise die Einstellung des pH-Wertes sowie die Regulierung des Gleichgewichts des Hautmikrobioms. Hier könnte der Effekt, der aus der Literatur als Hardening-Effekt bekannt ist, einen Hinweis für die Nutzung von Fruchtsäuren auch bei empfindlicher Haut spielen. Historisch gesehen wird in Bezug auf die Haut als Hardening-Effekt ein Gewöhnungseffekt nach mehrfacher Exposition mit einem Irritans (häufig Tenside) beschrieben. Die nachgewiesenen Effekte des Hardenings lassen sich aber auch auf weitere Wirkstoffe wie zum Beispiel AHAs übertragen. Denn eine abgehärtete Haut kann Vorteile bei der Reaktion auf äußere Einflüsse haben, sowie auch eine erhöhte Produktion von zum Beispiel einem essenziellen Bestandteil der Hautbarriere – Ceramid 1 bewirken. Eine herunterregulierte Ceramidsynthese sowie ein erhöhter pH-Wert sind typisch bei empfindlich, entzündlichen Hauterkrankungen wie Rosazea und Neurodermitis.
Das Fruchtsäure-Konzept von DERMASENCE (Medicos Kosmetik GmbH & Co. KG) zeichnet sich durch eine umfassende Vor- und Nachbereitungsphase von Chemical Peelings mit speziellen Pflegeprodukten aus, die eine schrittweise Gewöhnung an den niedrigen pH-Wert ermöglichen. In einer eigenen Studie möchte das Unternehmen in Kooperation mit mehr als 20 Dermatologinnen und Dermatologen deutschlandweit zeigen, dass auch empfindliche Hautbilder von den Vorteilen der AHAs profitieren können. Dabei werden die Teilnehmenden schrittweise an niedrigere pH-Werte durch Tonics und weitere Hautpflegeprodukte gewöhnt, was am Ende ein medizinisches Peeling ermöglicht. Durch die Gewöhnung an Fruchtsäuren und den niedrigen pH-Wert soll ein Hardening-Effekt erzielt werden, der die Haut robuster gegenüber äußeren Einflüssen machen soll. Die Teilnehmenden der Studie zeigen ein empfindliches Hautbild mit Rosazea- oder Neurodermitisneigung. Nach der ersten Phase, in der ein schrittweiser Einsatz von zwei Tonics mit verschiedenen pH-Werten (4,5/3,5) erfolgt, ist von den Teilnehmenden einen Fragebogen zur Zwischenevaluation zu beantworten, bevor sie mit dem Einsatz weiterer AHA-haltiger Pflegeprodukte fortfahren können.
Die vorgestellten Zwischenergebnisse der Studie untermauern die These, dass selbst empfindliche Hauttypen von einer angepassten Anwendung von AHAs profitieren können (Abb. 2).
Von 156 Befragten gaben 81,9 an, dass die Tonics sehr gut vertragen wurden,68,% stimmten zu, dass sie die Anwendung der Fruchtsäureprodukte auch bei empfindlicher Haut als geeignet ansehen. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass bei empfindlicher Haut ein Säurehardening durchgeführt werden kann. Auf Grundlage der Ergebnisse der nächsten Phase der Studie wird evaluiert werden, welches Potential die Nutzung von AHAs auch bei empfindlicher Haut haben kann.
Zusammenfassend bieten diese Erkenntnisse einen tiefgreifenden Einblick in die fortschrittliche Nutzung von Alpha-Hydroxysäuren in der Dermatologie, von der Behandlung alternder Haut bis hin zur Pflege sensibler Haut und unterstreichen die Bedeutung kontinuierlicher Forschung in diesem Bereich.
Weitere Informationen:
www.dermasence.de