Was bringt das neue Nano PPC für die Injektions-Lipolyse?

 

Skype-Gespräch der Kosmetischen Medizin mit Prof. Lukas Prantl, Dr. Margrit Lettko, Dr. Horst Grübmeyer und Netzwerk Sprecher Dirk Brandl. Das Interview führte Douglas Grosse.

 

KM:Herr Brandl, Sie als Netzwerk Sprecher können diese – zugegeben etwas provokative – Frage vielleicht am besten beantworten: die Ärzte des Netzwerk Ästhetik arbeiten seit nunmehr 16 Jahren mit einem gut eingeführten und wirkungsvollen Lipolyse-Compound. Warum haben Sie jetzt dennoch eine neue Rezeptur entwickelt?

D. Brandl: Nun, die Entwicklung des Nano PPC wird bereits seit mehr als 8 Jahren betrieben. Die Entwicklung ist also nicht ganz so neu. Sie haben Recht, unser Compound ist von vielen Ärzten akzeptiert und seine Wirkung ist durch eine große Anzahl von Studien bewiesen. Wir haben aus zwei Gründen nach einer Ergänzung zum Compound gesucht, nicht nach einer Alternative.

Zum einen ist es so, dass insbesondere bei Gesichtsbehandlungen durch die im Compound enthaltene Desoxycholsäure (DOC) eine Entzündung initiiert wird, die manchmal zu erheblichen Schwellungen führt und bei einigen Patienten auch Schmerzen hervorruft. Insbesondere die Schwellungen können die Gesellschaftsfähigkeit der Patienten erheblich und manchmal auch für 5 – 7 Tage einschränken, weil die Patienten aussehen, als hätten sie gerade eine schmerzhafte Zahnarztbehandlung gehabt.

Zum anderen hat unser Behandlungsintervall von 8 Wochen ebenfalls Nachteile. Dieses Intervall zwischen zwei Behandlungen ist deshalb so lang, weil die DOC Entzündung so lang nachzuweisen ist.

Beide von mir angesprochenen Aspekte können durch den ergänzenden Einsatz des Nano PPC positiv verändert werden.

KM: Herr Prof. Prantl, Ihr Fachbereich der Uni Regensburg hat sich ja bereits seit etwa 12 Jahren mit den Wirkmechanismen der Injektions-Lipolyse beschäftigt, auch in Kooperation mit dem Netzwerk. Haben Sie ebenfalls zu der neuen Rezeptur Untersuchungen durchgeführt?

L. Prantl: Ja durchaus. Vielleicht ist Ihren Lesern bekannt, dass wir damals den Wirkmechanismus des Lipostabil, auf dem das heutige Compound des Netzwerks basiert, untersucht haben. Die Publikation im PRSJ (Anm.: Plastic and Reconstructive Surgery Journal) hat mit dazu beigetragen, die Bedeutung der Desoxycholsäure für die Lipolyse, die im Lipostabil nur als Lösungsmittel enthalten war, zu erkennen [1].

Wir haben damals vom Netzwerk ein weiteres PPC zur Untersuchung zur Verfügung gestellt bekommen, das von einem russischen Institut von dem Kollegen Archakov entwickelt wurde. Dieses PPC bestand eben aus PPC als Hauptwirkkomponente, allerdings mit PPC Molekülen in Nano Partikel Größe (Anm.: Statt 200 nm nur 30 – 40 nm Größe). Enthalten waren in diesem Präparat, das in Russland bereits seit Jahren als Medikament für Erkrankungen der Leber zugelassen ist, zusätzlich Glycyrrhizinat (GLY) sowie Maltose. Wir haben es mit derselben Zellkultur getestet, nämlich 3T3-L1 Adipozyten von Mäusen. Wir waren sehr erstaunt, dass diese Rezeptur eine extrem hohe lipolytische Wirkung hatte, bei einer Dosierung sogar stärker als das als Kontrolle eingesetzte Isoproterenol. Wir haben deshalb dem Netzwerk vorgeschlagen, weitere Untersuchungen mit dem Nano PPC durchzuführen. Diese wurden kürzlich veröffentlicht [2].

KM: Bevor ich zu Ihren Ergebnissen eine weitere Frage stellen möchte ich die beiden Praktiker zu Wort kommen lassen. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Nano PPC gemacht?

M. Lettko: Ca. 20 Kollegen, die viel Erfahrung hatten mit unserem bisherigen Compound, haben Anwenderbeobachtungen bei unseren Patienten mit der neuen Rezeptur gemacht, nachdem klar war, dass unsere Patienten dadurch keinen Schaden erleiden konnten. Unter anderem waren dies der Kollege Hasengschwandtner, unser Ehrenpräsident, der zuerst einen Halbseitenvergleich mit 7 Patienten durchgeführt hat (Lipostabil versus Nano PPC an den Oberarmen). Horst Grübmeyer als Dozent für die Lipolyse und ich selbst als Direktorin des Fachbereichs Lipolyse des Netzwerks gehörten ebenfalls dazu. Aus Zeitmangel habe ich nicht sehr viele Patienten behandelt. Was mich aber erstaunt hat war vor allem die Schnelligkeit der Wirkung. Bei einer Patientin konnte ich bereits eine Woche nach der Behandlung ein sehr gutes Ergebnis feststellen. Auch meine anderen Patienten haben bereits nach 2 Wochen deutlich sichtbare Reduktionen der behandelten Kompartimente gezeigt.

H. Grübmeyer: Ich kann die Erfahrung von Margrit nur bestätigen. Auch bei meinen Patienten gab es erheblich schnellere Resultate. Was mir aber besonders signifikant in die Augen sprang war, dass die Patienten zwar Schwellungen bekamen, jedoch längst nicht so ausgeprägt wie beim Compound und auch nur für 4 bis maximal 24 Stunden. Da der Kollege Prantl bereits in Houston einen In Vivo Versuch zur Entzündung an Mäusen durchgeführt hatte, bei dem keine Entzündung festgestellt wurde, kann ich dies nur bestätigen: Die sehr kurze Dauer der Schwellungen ist keinesfalls auf eine Entzündung zurückzuführen, sondern durch die Intervention mit der Nadel, wodurch der Körper Wasser in die Region transportiert, und zusätzlich durch das Volumen des injizierten Wirkstoffes zu erklären.

L. Prantl: Ja, das ist korrekt. Wir haben das Nano PPC im Vergleich zu PBS als Kontrolle und mit Coli Bakterien an BALB/C Mäusen auf sein Entzündungspotential getestet. PBS, das bekanntermaßen keine Entzündungen hervorruft und Nano PPC zeigten beinahe identische Ergebnisse, nämlich keine Entzündungsreaktion.

Abb. 1a+b: Bauch, 2 Behandlungen mit Nano PPC, vorher (a) und nachher (b). © Dr. Horst Grübmeyer.

KM: Herr Prof. Prantl, was hat Ihre Arbeitsgruppe noch herausgefunden?

L. Prantl:Wir haben vielfältige Untersuchungen durchgeführt. Wir haben denselben Lipolyse Assay auch noch mit humanen Adipozyten durchgeführt, wir haben die Apoptose untersucht durch den Einsatz des Cell Death ELISA Kits von Roche und wir haben die Einzelsubstanzen getestet sowie die Kombination von PPC normaler Größe mit GLY und Maltose zusammen. Nicht zuletzt haben wir auch die Zytotoxizität gemessen, die nur ganz eingeschränkt bei einer niedrigeren Dosierung überhaupt gemessen werden konnte. Kurz zusammengefasst hier die Ergebnisse: Die sehr starke lipolytische Aktivität wurde auch bei den humanen Adipozyten bestätigt. Die Einzelsubstanzen zeigten keinerlei Wirkung auf die verschiedenen Adipozyten. Auch die Lösung aus PPC, GLY und Maltose konnte nicht den Effekt nachweisen. Nur das Nano PPC in dieser Kombination zeigte die entsprechenden Werte. Was die Apoptose angeht, deutet viel darauf hin, dass sie als zweiter Wirkmechanismus neben der Lipolyse zum Tragen kommt. Zur Verifizierung werden aber noch weitere Untersuchungen notwendig sein.

KM: Das hört sich alles ungemein spannend an. Wie will das Netzwerk in Zukunft mit diesem neuen Werkzeug umgehen?

 

M. Lettko: Vorsichtig, wie wir immer schon gehandelt haben und natürlich wollen wir zugleich auch die neuen Möglichkeiten nutzen, die sich damit bieten. Wir empfehlen unseren Mitgliedern zunächst die Anwendung bei Gesichtsbehandlungen und bei sehr schmerzempfindlichen Patienten. Die mit der Fettreduktion einhergehende Straffung der Haut beim alten Compound, die ja durch die Entzündung verursacht ist, sollte, wo notwendig, durch eine zusätzliche abschließende Behandlung mit dem DOC enthaltenden Compound erreicht werden.

H. Grübmeyer: Ich bin seit Gründung des Netzwerks Mitglied und ich habe gesehen, wie wir zusammen ein sehr elaboriertes Behandlungsprotokoll mit dem Compound entwickelt haben. Ich gehe davon aus, dass es mit diesem neuen Injectable nicht anders sein wird: Wir starten mit einem Sicherheits-Behandlungsprotokoll auf Basis der bisherigen Untersuchungen und werden dieses im Laufe der Jahre sicher immer weiter modifizieren.

KM:Wie und wo ist das Nano PPC denn zu beziehen oder ist es ausschließlich den Mitgliedern vorbehalten?

D. Brandl: Nein, das ist so nicht vorgesehen und auch nicht möglich, denn das Nano PPC kann in Europa nur von einer einzigen Apotheke, der Viktoria Apotheke in Saarbrücken, hergestellt werden. Sie allein hat von uns das Know-how zur Herstellung erhalten, weil sie als einzige, über das zur Herstellung notwendige Equipment verfügt hat. Der Herstellungsprozess ist extrem aufwändig. Deshalb ist die Rezeptur auch erheblich teurer als das Compound. Aber im Gesicht benötigen wir ja nur geringe Mengen von 10 – 20 ml; deshalb fällt der Preis dort nicht so sehr ins Gewicht.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Weitere Informationen:
Dirk Brandl
brandl(at)network-globalhealth.com

Literatur:

 

1. Klein SM, Schreml S, Nerlich M, Prantl L(2009) In vitro studies investigating the eect of subcutaneous phosphatidylcholine injections in the 3T3-L1 adipocyte model: lipolysis or lipid dissolution? Plast Reconstr Surg 124:419–427

 

2. Prantl L, Gehmert S, BrébantV,Hoesl(2020) Lipolytic effects of nano particle sized polyenylphosphatidylcholine on adipose tissue: First promising in vitro and in vivo results. Clinical Hemorheology and Microcirculation DOI:10.3233/CH-190715

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