Über 3.000 Bände Medizingeschichte – Staatsbibliothek erhält bedeutende medizinhistorische Sammlung

Über 3.000 Bände umfasst die hochkarätige Sammlung medizinhistorischer Werke, die Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Gerd Plewig, langjähriger Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie in München, und seine Frau Dr. med. Helga Lincke-Plewig der Bayerischen Staatsbibliothek als Schenkung überlassen. Die sogenannte „Bibliotheca Historica Dermatologiae“ enthält bedeutende, seltene und unikale medizinische Drucke aus fünf Jahrhunderten, darunter wertvolle Ausgaben des Werks von Andreas Vesalius (1514‒1564), Anatom und Leibarzt Kaiser Karls V. und König Philipps II. von Spanien.

Abb. 1: Gerd Plewig in seinem Büro mit der 1555 in Basel gedruckten zweiten Auflage des Werkes von Andreas Vesalius „De humani corporis fabrica libri septem“.

Seit Mitte der 1970er-Jahre bauten Gerd und Helga Plewig die Sammlung kontinuierlich auf und verzeichneten sie detailliert und systematisch. Die „Bibliotheca Historica Dermatologiae“ umfasst über 3.000 Bände medizinischer Literatur des 16. bis 20. Jahrhunderts, häufig in Erstausgaben und mit Widmungen versehen, darunter zahlreiche bedeutende, seltene und unikale Titel. Hierzu zählen Ausgaben des bahnbrechenden Werks „De humani corporis fabrica libri septem“ von Vesalius, der als Begründer der neuzeitlichen Anatomie gilt, zahlreiche medizinische Atlanten und vielfach kolorierte chromolithographische Tafelwerke zum Fachbereich der Dermatologie. Darüber hinaus beinhaltet die Sammlung über 60 Bände aus der privaten Bibliothek Herzog Carl Theodors in Bayern (1839‒1909), der als Augenarzt praktizierte, Teile von Bibliotheken bekannter Vertreter der Medizin, seltene in den USA publizierte Standardwerke der Dermatologie sowie Fachzeitschriften.

Schneller Blick in ein Werk während des Umzugs der Sammlung in die Bayerische Staatsbibliothek. (BSB/R. Bahramian)

Die Sammlung von Gerd und Helga Plewig ergänzt hervorragend den großen Bestand an medizinischen und pharmazeutischen historischen Drucken des 16. bis 19. Jahrhunderts in der Bayerischen Staatsbibliothek, deren medizinhistorischer Schwerpunkt insbesondere durch die ca. 3.000 Bände umfassende Bibliothek des Arztes und Medizinhistorikers Karl Sudhoff (1853‒1938) geprägt ist.

 

Zahlreiche Titel sind seit vielen Jahren nicht mehr erhältlich und liegen bislang nur in europäischen Spezialbibliotheken vor. Insbesondere mit der Vesalius-Ausgabe von 1543 sowie mit dem Faksimile der Bremer Presse von 1934 können nun auch Lücken im Bestand geschlossen werden.

 

Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Die großzügige Schenkung von Gerd und Helga Plewig ist für die Bayerische Staatsbibliothek ein Glücksfall. Die umfangreiche und liebevoll aufgebaute Privatsammlung schließt relevante Lücken und bereichert den medizinhistorischen Bestand maßgeblich. Die Sammlung steht nun in einer der bedeutendsten europäischen Universal- und Forschungsbibliotheken für Forschung und Wissenschaft zur Verfügung.“

 

„Ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen ‒ die über Jahrzehnte aufgebaute medizinhistorische Bibliothek ist in der Staatsbibliothek München untergebracht. Wir freuen uns sehr“, so Gerd und Helga Plewig bei der Übergabe.

 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Gerd Plewig, geb. 1939, war nach seinem Medizinstudium und einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA erstmals 1969 an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Von 1982 bis 1991 war er Direktor der Dermatologischen Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 1991 kehrte er nach München zurück, wo er bis 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie war. Er ist der Verfasser mehrerer Standardwerke der Dermatologie und Venerologie und Herausgeber von „Pantheon der Dermatologie“.

 

Quelle: idw-online

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