Nachruf: Zum Tode von Professor Wolfram Sterry

Wolfram Sterry wurde am 5. März 1949 in Marbach am Neckar geboren. Nach seinem Abitur 1968 leistete er seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr und startete daraufhin ein Studium der Anglistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität in Bonn bis zum Vordiplom. 1972 entschied er sich Medizin zu studieren. An der Universität Köln promovierte er summa cum laude. Die Facharztausbildung für Dermatologie und Venerologie durchlief er am Universitätsklinikum Köln bei Prof. Gerd Klaus Steigleder. 1982 habilitierte er sich über maligne Hautlymphome. Titel seiner Habilitationsschrift: Zur Genese des T-Zell-Systems in der Rötelmaus (Clathryonomys glareolus): Kutane maligne Lymphome.

Abb. 1: Prof. Dr.med. Wolfram Sterry (© Charité – Universitätsmedizin Berlin).

Von 1984 bis 1991 war er Leitender Oberarzt an der Hautklinik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter Prof. Enno Christophers. Dort arbeitete er bei Prof. Karl Lennert im Sonderforschungsbereich 111 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Steigleder und Christophers prägten ihn maßgeblich als Kliniker und Forscher.

 

1991 wurde er zum Direktor der Hautklinik der Universität Ulm ernannt; als damals jüngster  Direktor einer Universitäts-Hautklinik in Deutschland. 1994 berief ihn die Charité zum  Lehrstuhlinhaber und Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie nach Berlin. In diesem Zeitraum lernte ich ihn aufgrund vieler gemeinsamer Veranstaltungen an der Charité persönlich kennen. Ich bewunderte ihn für seine Schaffenskraft und sein Handeln, besonders bei der Neuorganisation der drei Berliner Hautkliniken, die er zusammenführte und damit die Hautklinik der Charité wieder an ihre alte Größe heranführte und  international an der Spitze positionierte. Er schaffte Schwerpunktprofessuren, die er mit exzellenten Wissenschaftlern besetzte. Von 1995 – 1998 fungierte er als Dekan der gesamten Charité.

 

1992 wurde die H+G Zeitschrift für Haut- und Geschlechtskrankheiten (Organ mehrerer dermatologischer Fachgesellschaften), durch meinen Vater Eduard Grosse, an den Blackwell Verlag verkauft. Prof. Sterry, in seiner Funktion als Generalsekretär der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (1997 – 2001), wollte in dieser Zeit für die DDG ein eigenes Organ schaffen. Dies sollte eine unabhängige Zeitschrift, wie z.B. das Journal der American Academy of Dermatology sein, die auch Umsatz für die DDG generieren sollte. So kam es, dass unter seiner Ägide durch die DDG, die Zeitschrift H+G vom Blackwell Verlag gekauft wurde, und unter dem Namen JDDG – Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft neu herausgegeben wurde. Bei einem gemütlichen Zusammensein, meinte Prof. Sterry mit einem verschmitzten Lächeln: „vielleicht werden Sie ja eines Tages wieder Verleger dieser Zeitschrift, Herr Grosse.“

 

Als Prof. Hagen Tronnier an mich herantrat, die Zeitschrift Kosmetische Medizin neu herauszugeben, besprach ich dies umgehend mit Prof. Sterry und meinem Vater. Uns verband das Interesse an Geschichte allgemein; im Besonderen die der deutschen Dermatologie. Bei einem Treffen in seinem Büro in der Hautklinik der Charité, bestärkte er mich darin, diese Zeitschrift herauszugeben, da er die ästhetische Dermatologie als Bestandteil der klassischen Dermatologie sah. „Mit dieser Zeitschrift, Herr Grosse, haben Sie die Möglichkeit, der ästhetische Dermatologie im deutschsprachigen Raum ein seriöses, wissenschaftliches Organ zu geben, und sie auch International zu repräsentieren.“, so Prof. Sterry. Er hatte eine sehr translationale Sicht auf die Dermatologie, bevor überhaupt jemand wusste, was das ist.

 

Als wir Anfang der 2000’er Jahre unsere Kongressreihe „Kosmetologika“ durchführten, war Prof.  Sterry Kongresspräsident. Damals, war die Ästhetik in den Augen der Kliniker, gerade an den Universitäten, kein Bestandteil der Dermatologie. Er prophezeite mir, dass in zehn Jahren, alle Universitätshautkliniken eine Abteilung ästhetische Dermatologie haben würden; wie Recht er damit hatte!

 

Wir trafen uns häufig auf Tagungen und in der Charité. Es war jedes Mal so, als ob man sich erst gestern getroffen hatte und wir hatten uns immer viel zu erzählen. Jedoch, als er aus gesundheitlichen Gründen, die Leitung der Klinik 2012 an Prof. Torsten Zuberbier übergab, haben wir uns nur noch selten gesehen, was ich sehr bedauert habe.

 

Prof. Sterry war ein charismatischer, ergebnisorientierter Mensch. Mit ihm zusammenzuarbeiten war inspirierend und produktiv. Er wird nicht nur mir sehr fehlen.

Sein Motto: Discere ne cessa, cura sapientia crescat: rara datur longo prudentia temporis usu! (Disticha catonis 4,27)*

 

Douglas Grosse

*Hör nicht auf zu lernen, Wissen wächst mit dem Engagement: seltene Klugheit erlangt man nur durch dauernden Einsatz!

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