Kosten der elektronischen Gesundheitskarte – Versicherte bezahlen mit höheren Kassenbeiträgen

Nach den neuen Hiobsnachrichten über Sicherheitsprobleme und
Mehrkosten bei der elektronischen Gesundheitskarte fordert die Freie
Ärzteschaft e. V. (FÄ) erneut den Stopp des eGK-Projekts. Es sei
unverantwortlich, weiterhin die Beiträge der gesetzlich
Krankenversicherten zu verschwenden und das Pleiteprojekt nun auch
noch mit steigenden Kassenbeiträgen zu finanzieren.

 

„Die Versicherten bezahlen für eine Karte, die teuer und nutzlos ist
sowie den Datenschutz quasi abschafft“, sagte FÄ-Vorsitzender Wieland
Dietrich am Mittwoch in Essen. „Und das künftig mit mehr Geld aus der
eigenen Tasche: Offiziellen Schätzungen zufolge werden die
Kassenbeiträge 2016 um durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte steigen.
Gesundheitsökonomen rechnen mit weiteren Beitragssteigerungen 2017.“
Gleichzeitig musste die eGK-Betreibergesellschaft  gematik, an der
die Kassen mit 45 Prozent beteiligt sind, Sicherheitsprobleme und
daraus folgende Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe
eingestehen.

 

So müsse im kommenden Jahr ein Großteil der eGK-Lesegeräte in
Arztpraxen und Ambulanzen ausgetauscht werden, weil die Geräte den
Sicherheitsanforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI) nicht Stand hielten. „Das kostet mindestens
100 Millionen Euro“, berichtet Dietrich unter Berufung auf
Medienberichte. „Außerdem müssen bis 2017 alle elektronischen
Gesundheitskarten ausgetauscht werden, da auch diese den
Sicherheitsanforderungen nicht mehr entsprechen. Kosten dafür: mehr
als 300 Millionen Euro.“

 

Und die eGK-Kostenspirale dreht sich weiter: 2016 sollen sämtliche
Praxen, Versorgungszentren und Klinikambulanzen mit sogenannten
Konnektoren ausgestattet werden, um sie an ein zentrales Datennetz
anzuschließen, die Telematik-Infrastruktur. „Nochmal mehr als 100
Millionen Euro“, so Dietrich. Dabei seien weitere Kosten vor allem
bei den Ärzten für Beschaffung und Umstellung auf neue Lesegeräte und
Karten noch nicht mitgerechnet.

 

Der FÄ-Chef fasst zusammen: „500 Millionen Euro ohne Nutzen, aber mit
erheblichen Datenschutzrisiken für die Bürger – das hält die Freie
Ärzteschaft für nicht vertretbar. Wir fordern den Schutz der
Patientendaten. Wir sind für moderne Technik, aber nur datensparsam
und dezentral.“ Jede weitere Geldschwendung für ein unsinniges
Datensammelprojekt verbiete sich angesichts des Mangels in der
ambulanten Medizin von selbst.

 

Über die Freie Ärzteschaft e.V.

Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den Arztberuf
als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und zählt heute
mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene Haus- und
Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.

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