Histologische Charakterisierung bei Lipödem: sind die Veränderungen stadienabhängig?

Dr. med. Philipp Kruppa
Klinik für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Mikrochirurgie/Handchirurgie
Klinikum Ernst von Bergmann
Charlottenstraße 72, DE-14467 Potsdam
E-mail: philipp.kruppa(at)klinikumevb.de

 

Einleitung

Lipödem ist eine Erkrankung des subkutanen Fettgewebes, das vorwiegend Frauen betrifft. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch eine Fehlverteilung von Fettgewebe der Extremitäten in Relation zum Körperstamm. Die Pathophysiologie ist bislang nicht hinreichend geklärt. Es existieren Hinweise, dass möglicherweise eine Hyperplasie, sowie vermehrte Fibrose des betroffenen Fettgewebes bei Lipödem vorliegen könnte.

 

Material und Methodik

In der vorliegenden Studie sollen die morphologischen Veränderungen des Fettgewebes von Lipödem-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen, sowie Unterschiede zu nicht betroffenen Arealen (subkutanes periumbilikales Fettgewebe) bei Betroffenen charakterisiert werden. Hierzu wurden histopathologische Untersuchungen mittels HE- und Sirius-Red-Färbung durchgeführt. Es wurden insgesamt 14 Lipödem Patientinnen gegen 32 Kontroll-Probandinnen (gematcht für Alter und Body-Mass-Index) verglichen (Abb. 1). Es wurden jeweils histologische Schnitte von Biopsien aus dem subkutanen Fettgewebe des dominant betroffenen Oberschenkels, sowie der periumbilikalen Region analysiert.

Abb. 1.

 

Ergebnisse

Im Vergleich zu Kontroll-Probanden ergab die histologische Auswertung von Biopsien aus dem Subkutangewebe der Oberschenkel eine Hypertrophie der Adipozyten bei Lipödem-Patientinnen. Es bestand hingegen keine Größendifferenz von Fettgewebebiopsien aus der periumbilikalen Region zwischen den Gruppen. Im Stadium II Lipödem waren die Unterschiede am deutlichsten ausgeprägt.

Abb. 2.

Der fibrotische Index in der Sirus-Red Färbung (Abb. 2) als Maß der Gewebsfibrose war weiterhin erhöht bei Biopsien aus dem Subkutangewebe der Oberschenkel von Lipödem-Patientinnen im Vergleich zu Kontroll-Probanden (p<0,0007). Im Vergleich zu Fettgewebebiopsien aus der periumbilikalen Region wurde an Biopsien aus den domininat-betroffenen Oberschenkeln von Lipödem-Patientinnen ebenfalls ein erhöhter Fibrose-Index nachgewiesen (p<0,0001). Der Grad der Fibrose war deutlicher ausgeprägt mit zunehmendem Stadium des Lipödems.

 

Zusammenfassung

Strukturelle Gewebeveränderungen bei Lipödem-Patientinnen resultieren in einer Adipozytenhypertrophie, sowie einer erhöhten interzellulären Fibrose. Diese Veränderungen sind beschränkt auf die klinisch betroffenen Areale. Die weitere Forschung zur Pathogenese der Erkrankung sollte daher einen besonderen Fokus auf die zugrunde liegen regulatorischen Mechanismen legen.

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