Große Fremdkörpergranulome nach Voluma
Referent:
Dr. Marion Krakor
Datum | Zeit | Ort |
Samstag, 22.02.2014 | 12:10 – 13:00 | Plenum |
Eine Patientin wurde im Dezember 2011 im Rahmen eines Workshops als Model mit Juvederm 3, Juverderm 4 oberflächlich, und Voluma tief subcutan behandelt. Die vormals hohlwangige, schlanke Person freute sich außerordentlich über das gelungene Ergebnis. Im April 2012, also 4 Monate nach der Injektion stellte sie sich akut in der Sprechstunde vor (Abb. 1a –c).
Es ließen sich im Bereich der Weichteile der Wangen innerhalb von zwei Tagen wachsende walnussgroße Verhärtung rechts und eine haselnussgroße Verhärtung links tasten. Keine Schmerzen, keine Symptome. Klinisch deutliche Seitendifferenz und Wangenschwellung, derbe, nicht verschiebliche Knoten tastbar. Zahnarzt-Konsil unauffällig, HNO-Konsil, kein Anhalt für Zusammenhang mit HNO-Strukturen, Sonografie der Speicheldrüsen unauffällig. Es wurde eine Antibiose mit 2 x 150 mg Roxythromycin eingeleitet.
Zur Wiedervorstellung nach zwei Tagen keine Änderung. In Kooperation mit einer ortsansässigen MKG wurde von buccal eine Probeexcision durchgeführt. Ziel dieser Untersuchung war, abzuklären, ob es sich wirklich um ein FK-Granulom handelte und ob noch Hyaluronsäure in loco sei, um die Sinnhaftigkeit einer Hylasebehandlung zu prüfen.
Histo-Bilder: (mit kollegialem Dank an das Institut für Pathologie am Elsapark Leipzig Dr. med. Winfried Hindermann)
Die Histologie zeigte zahlreiche Fremdkörpergranulome mit teilweise pallisandeartig angeordneten Histiozyten, Makrophagen und mehrkernigen FK Riesenzellen (Abb. 2a und b). Leider wurde bei dem kleinen chirurgischen Eingriff ein kleiner Ast des N. Facialis verletzt / irritiert, so daß die Patientin unter einer diskreten Facialisparese mit Absenkung des Mundwinkels litt, danach restitution ad integram.
Wir führten eine interne Therapie mit Prednisolon durch, beginnend mit 200 mg, langsam ausschleichend über zwei Wochen. Intraläsional injizierten wir Hylase Dessau 1 ml jede Seite, verteilt auf 10 Einzelinjektionen in den tastbaren Knoten. Nach wenigen Tagen kam es zu einer deutlichen Aufweichung der Knoten und tastbaren Rückbildung. Nach drei Monaten war alles Substrat aus den Wangen verschwunden und der hohlwangige Ausgangszustand wieder erreicht.
Fremdkörpergranulome auf Hyaluronsäure sind selten; treten aber lt. Lemperle [1] in 1:100 bis 1:10.000 Fällen auf. Fremdkörpergranulome wachsen schnell und können häufig zu zystischen Granulomen und sterilen Abszessen führen. Unbehandelt bilden sie sich nach sechs bis zwölf Monaten zurück. Was Ursache / Auslöser der Fremdkörpergranulome sein könnte, ist nicht sicher geklärt. Vermutet wird eine schwere systemische Infektionen, Störungen im endokrinologischen Bereich, Krebserkrankungen oder Autoimmunerkrankungen [1].Makrophagen- und Riesenzellstimulationen durch manche Vernetzungsmittel wurden beobachtet [2].
Granulome basieren lt. Lemperle [1] auf keiner allergischen Reaktion, sondern auf einer zellulären Immunreaktion stimulierter Makrophagen. Es wird berichtet, dass Granulome fast ausnahmslos nur einmal im Leben auftreten und dass man nach Therapie der Granulome und entsprechender Ruhezeit, eine erneute Injektion der Substanz wagen könnte.
Therapeutisch sprechen Fremdkörpergranulome sehr gut an auf intraläsionale Kortikoidinjektionen. Wir verzichteten jedoch aus Furcht vor Fettgewebsatrophien darauf.
Drei Monate nach dem Ereignis stellte sich die Patientin erneut in der Praxis vor mit der Bitte einer Nachinjektion mit Hyaluronsäure. Nach ausfühlicher Aufklärung und nachdrücklicher Absichtserklärung der Patientin führten wir eine erneute Voluma-Injektion durch. Bis zum heutigen Tag ist die Patientin beschwerdefrei und zufrieden.
Literatur:
1. Lemperle G, Gauthier-Hazan N, Wolters M, Eisemann-Klein M, Zimmermann US, Duffy DM (2009) Foreign body granuloma after all injektable dermal fillers: Possible causes and treatment options. Plast Reconstr Surg 123: 1842-63.
2. Lemperle G, Morhenn VB, Charrier U (2003) Human histology and persistence of varius injektable filler substances for soft tissue augmentation. Aesth Plast Surg 27: 354-366.