Die Bedeutung von Netzwerken in der Medizin wird wachsen

Douglas Grosse im Gespräch mit Netzwerk Sprecher Dirk Brandl

 

DG: Herr Brandl, was ist eigentlich der Grund für die Gründung des NETZWERK-Globalhealth?

 

DB: In Ihrer berechtigten Frage finde ich bereits das erste Missverständnis, das mit dem Begriff Netzwerk assoziiert werden kann: Netzwerke sind, sie existieren bereits von Anbeginn der Zeit. Ohne Netzwerke würde es weder uns noch unseren Planeten in seiner heutigen Form geben. Netzwerke werden nicht einfach gegründet. Das Netzwerk der Medizin als eines unserer großen sozialen Netzwerke existiert und auch das Netzwerk der Ästhetischen Medizin existiert. Ebenso existieren auch Therapienetzwerke wie das NETZWERK-Lipolyse.

 

DG: Und warum dann Globalhealth?

 

DB: In Zeiten der Globalisierung kann man deutlich sehen, dass Netzwerke sich immer umfassender organisieren und strukturieren. Globalisierung als Organisationsprinzip hat nicht nur unsere Wirtschaft verändert, sondern auch die Medizin, obwohl wir natürlich an der Wirtschaft sehen können, dass dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist. Aber gerade da sehen wir unsere Aufgabe: Es geht darum, in einigen Therapien, die wir bislang betreuen, weltweite Standards zu setzen und dies geht nur durch die Zusammenarbeit von vielen. Was wir machen ist, die chaotische Entwicklung von Netzwerken zu strukturieren und sie dadurch in ihrer Entwicklung zu beschleunigen.

 

Dirk Brandl.

Dirk Brandl.

DG: Was genau ist denn dann Ihre Aufgabe dabei?

 

DB: Ich darf Ihnen unsere Struktur ein wenig näher erläutern, wenn Sie gestatten. Wir haben vor 14 Jahren mit dem NETZWERK-Lipolyse begonnen und betreuen jetzt unter dem Dach des NETZWERK-Globalhealth 3 Therapienetzwerke: Lipolyse, Ästhetische Mesotherapie und Keloid, die alle die Aufgabe haben, neue innovative Therapien zu entwickeln, zu standardisieren, wissenschaftlich zu validieren und natürlich auch die Sicherheit für Mitglieder und Patienten zu erhöhen. Daneben haben wir uns zur Aufgabe gemacht, unsere Mitglieder bei der Information ihrer Patienten zu den Therapien optimal zu unterstützen, Stichwort Medizinmarketing. Neben diesen Netzwerken haben wir – wiederum auf Wunsch unserer Mitglieder – die Globalhealth Academy für Ästhetische Medizin ins Leben gerufen, die die Aufgabe hat, alle wichtigen minimal invasiven Therapien der ästhetischen Medizin firmen- und produktneutral zu vermitteln.

 

Grundsätzlich kann ich sagen, dass wir Verantwortung dafür übernehmen, dass unsere Mitglieder ästhetische Therapien wirtschaftlich und medizinisch erfolgreich durchführen können. Zusätzlich kann ich sagen, dass jedes Mitglied die Möglichkeit und Gelegenheit hat, sich innerhalb des Netzwerks dort einzubringen, wo es dies möchte.

 

DG: Wie kann so etwas aussehen?

 

 

DB: Wir haben mit dem NETZWERK-Lipolyse eine wichtige Erfahrung machen dürfen, nämlich die, dass viele Ärzte ein großes Interesse daran haben, gemeinsam mit ihren Kollegen neue Wege zu beschreiten, innovative Therapien zu entwickeln, wieder ein Gefühl für Solidarität, Unterstützung und Gemeinsinn zu erleben, der ja den Ärzteberuf besonders geprägt hat und der letztendlich immer der entscheidende Faktor von Ärzten bei ihrer Berufswahl gewesen ist: Nämlich in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten anderen Menschen helfen zu können. Dieses Erleben geht vielen Ärzten in der täglichen Praxis, in der sie in Konkurrenz zu ihren Kollegen sich als Betrieb mit einer immensen Belastung der Verantwortung für ihre Patienten und Mitarbeiter behaupten müssen, oft verloren. Ohne sich dessen bewusst zu sein, wird aber von vielen Medizinern unser menschliches Grundbedürfnis nach Gemeinsamkeit und Solidarität vermisst. Wir haben im NETZWERK-Lipolyse Erfahrungen von Selbstlosigkeit machen dürfen, die wir für unmöglich gehalten haben. Dr. Hasengschwandtner hat sehr viel über die Lipolyse gewusst und er hat dieses Wissen, statt es für sich zu behalten und mit der Lipolyse viel Geld zu verdienen, selbstlos geteilt. Viele Mitglieder haben dazu beigetragen mit ihren Aktivitäten wie beispielsweise Dr. Weidmann, der neben dem wissenschaftlichen Aufbau des NETZWERK-ÄsthetikMeso auch noch die medizinische Verantwortung für die Ausrichtung der Globalhealth Academy auf sich genommen hat. Ich gehe heute noch davon aus, dass jedes einzelne Mitglied aufgrund seiner spezifischen Erfahrungen dem Netzwerk etwas Wichtiges geben kann, seien es neue Impulse in der Therapie, seien es Ideen zur besseren Integration der Ästhetik in die eigene Praxis oder seien es soziale Kompetenzen, die einen Organismus wie unser Netzwerk erst mit Leben füllen.

 

Auch unsere Kooperationspartner beispielsweise in den Universitäten haben uns immer sehr solidarisch behandelt wie beispielsweise Dr. Bechara und Dr. Hoffmann aus Bochum, die viele Grundlagenstudien zur Lipolyse publiziert haben oder Prof. Prantl aus Regensburg, der mit einer am Aufwand gemessen geringen, für uns jedoch immer noch hohen, finanziellen Beteiligung des Netzwerks wichtige Studien zum Wirkmechanismus durchführen und publizieren konnte.

 

Wir haben, nachdem wir auf Wunsch unserer Mitglieder weitere Therapienetzwerke aufgebaut haben, die Marke NETZWERK-Globalhealth ins Leben gerufen. Sie soll keinesfalls bedeuten, dass wir uns für die Weltgesundheit verantwortlich fühlen, sondern sie soll eine möglichst breite Öffnung dokumentieren. Wir sind offen für neue Ideen und neue Therapieansätze, auch außerhalb der Ästhetik. Wir sind die Spezialisten für die Entwicklung und die Organisation von Therapienetzwerken, die die Einführung innovativer Therapien begleiten, und wir möchten uns mit unserem Know-How deshalb auch nicht auf die Ästhetik reduzieren. Mit dem NETZWERK-Keloid beispielsweise haben wir diese bereits verlassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Bedeutung von Netzwerken, wenn man den Begriff ernst nimmt, in der Medizin wachsen wird angesichts der Herausforderungen, die in einer sich globalisierenden Welt auf uns zu kommen sowie vieler gesellschaftlicher Probleme, für die die Ärzte nichts können, beispielsweise die immensen Kosten, die mit einer Arzneimittelzulassung verbunden sind.

 

DG: Was genau sind Ihre Funktionen bei diesem Prozess der Entwicklung?

 

DB: Es gibt spezifische Gesetzmäßigkeiten in sozialen Netzwerken wie unser Netzwerk eines ist. Sie wissen ja, dass ich kein Mediziner bin. Ich sehe meine Aufgabe innerhalb unseres Netzwerks als Moderator, der einerseits mit allen Knoten des Netzes verbunden ist und deshalb den Austausch fördern kann, andererseits aber auch das Ganze von außen betrachtet und deshalb neue Impulse in fest gefügte Strukturen bringt. Sie selbst haben mich ja dazu animiert, die Reihe der Kontroversen in Ihrer Zeitung mit einer Reflexion über die Rahmenbedingungen der ästhetischen Medizin zu erweitern.

 

DG: Ja, das stimmt, und in der Tat ist der Blick von außen manchmal ganz hilfreich, wie mir die Reaktionen unserer Leser gezeigt haben. Herr Brandl, ich danke Ihnen für dieses Gespräch, das wir hoffentlich noch vertiefen können.

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