Autor Archive: Douglas Grosse

Lipödem: in Allgemeinanästhesie und Tumeszenz

Dr.med. Christian Belay
Lipocura München
Pfisterstraße 9, DE-80331 München
cb(at)lipocura.de

 

Wir, die Lipocura Klinik Mednord und die Praxis „Ästhetik in München – Dr. Dominik von Lukowicz und Kollegen“, haben in den Jahren 2016 bis 2020 ca. 3000 Liposuktionen an weiblichen Patienten durchgeführt. Alle diese Operationen wurden in einem stationären Setting und in Allgemeinanästhesie operiert. Durchschnittlich haben wir pro Operation 7,9 l Fett entfernt. Die Operationen erfolgten mittels PAL („Power Assoziierte Liposuktion“) in Tumeszenztechnik mit maximal 9 l Tumeszenzlösung. In der Tumeszenzlösung befand sich pro 3 l NaCl 0,9% 2 Ampullen Adrenalin 1 mg/ml und 10 ml Natrium Bicarbonat 8,4%. Durch die Vollnarkose konnte auf das Lokalanästhetikum gänzlich verzichtet werden. Dies ist für uns die Grundvoraussetzung, um Megaliposuktionen durchführen zu können, bei denen regelmäßig Fettgewebe bis knapp über 10% des Körpergewichts in einer Sitzung entfernt werden konnte, ohne dabei mit dem Lokalanästhetikum in toxische Bereiche zu kommen.

 

Mit diesem Verfahren hatten wir eine geringere Komplikationsrate als in der Literatur angegeben, konnten durch die sehr große Reduktionsmenge eine umfänglichere Therapie des Lipödems mit Hauptaugenmerk auf die Schmerzreduzierung und Beschwerdelinderung durchführen. Durch die großen Reduktionsmengen konnten wir die entsprechenden ästhetischen und funktionellen Einheiten komplett in weniger Schritten und damit mit weniger Vernarbung behandeln. Daraus ergab sich eine bessere Therapie des Lipödems und ein besseres ästhetisches Ergebnis verglichen mit der Behandlung in mehreren kleineren Sitzungen.

Lipödem: Ambulante Therapie in TLA und Sedoanalgesie

Dr.med. Martin Barsch
Haut-Ästhetik-Venen-Laser Praxis, Zentrum für Lipödem
Starhembergstrasse 12/3, AT-4020 Linz
E-Mail: martin(at)drbarsch.at

 

Die Technik der Tumeszenz Infiltration reicht bis in die 80er Jahre zurück und wurde seither vielfach evaluiert, adaptiert und für sicher befunden. Beim letzten Lipödem Meeting 2017 in Wien wurde von einigen internationalen Lipödem Spezialisten die Obergrenze von 55mg/kg Körpergewicht Lidocain bestätigt und erneut publiziert.

 

Wir verwenden die Tumeszenz Lokalanästhesie für alle unsere chirurgischen Eingriffe. Liposuktionen, Stamm- und Seitenvenen Operationen und auch Arm und Bauchstraffungen führen wir in dieser lokalanästhetischen Technik durch.

Je nach Eingriff passen wir die Lidocain Konzentration in unseren Lösungen an. Für High Volume Liposuctions (Liposuktionen über 5 Liter reines Fettgewebe) verwenden wir eine Lidocain Konzentration von 233 mg/l. Für Venen und Straffungsoperationen von 400 – 600 mg/l.  Dies liegt deutlich unter der von Jeffrey Klein publizierten Lösung einer 0,1% Lidocain Konzentration. Aus diesem Grund ist es möglich hohe Volumina zu infiltrieren, ohne einen toxischen Bereich zu erreichen.

 

Die Vorteile einer Liposuktion in Tumeszenztechnik sind manigfaltig. Durch die Infiltration höherer Volumina (bis zu 15 Liter Low Volume Tumeszenz Lösung) wird ein homogener und ausgiebiger State of Tumescence erreicht. Die Gefäßstrukturen werden komprimiert und eine blutarme Operation ist möglich. Durch die Hydrodissektion, also dem Auseinanderweichen der Gewebsschichten, kann die Power Assisted Liposuction ohne Gewalteinwirkung durchgeführt und das Fettgewebe gleichmäßig entfernt werden. Das beigesetzte Adrenalin von 1mg/l wirkt ebenfalls durch die Vasokonstriktion blutungshemmend.

 

Das Lidocain wirkt nicht nur während der Operation schmerzhemmend, sondern auch noch einige Stunden postoperativ.

 

85% der Patientinnen welche in Tumeszenz Lokalanästhesie operiert werden, nehmen am ersten postoperativen Tag keine Analgetika mehr ein. Durch die hohen Mengen an Flüssigkeit werden die Wunden ausgeschwemmt und der Wash Out Effekt verhindert großflächige Suffusionen. Die Heilungsphase ist demnach beschleunigt, da der Körper keine größeren Hämatome abbauen muss. Um einen suffizienten Wash Out Effekt zu erreichen, werden die Wunden nicht zugenäht. Bis zu einer Größe von 6mm ergibt dies ein gleich gutes ästhetisches Ergebnis, wie wenn die Wunden zugenäht werden.

 

Kleine Liposuktionen können in reiner Tumeszenz Lokalanästhesie durchgeführt werden. High Volume Liposuctions, bis zu 10 Liter reinem Fettaspirat, führen wir in Sedoanalgesie Stufe 1-2 durch. Da keine tiefe Sedierung erfolgt, können sich die Patientinnen während der Operation selbständig drehen, Muskelgruppen auf Anordnung anspannen und bei Bedarf mit dem Operateur kommunizieren. Dies erhöht den Sicherheitsfaktor, Lagerungs und Intubationsverletzungen werden vermieden und durch die Kontrolle der Muskelaktivität ist eine genauere und homogenere Absaugung möglich.

 

Die Patientinnen sind direkt nach der Operation mobil, das Thromboserisiko ist somit auf ein absolutes Minimum reduziert. Die unverzügliche Bewegung wirkt zusätzlich gegen den postoperativen Wundschmerz.

 

Weitere Vorteile einer Liposuktion im ambulanten bzw tagesklinischen Setting sind die leichte Durchführbarkeit und den Wunsch vieler Patientinnen zu entsprechen, die Operation ohne stationäre Aufnahme und ohne Vollnarkose durchzuführen.

 

Resümierend ist die ambulante Therapie des Lipödems mittels Tumeszenz Lokalanästhesie, in Kombination mit Sedoanalgesie Stufe 1 – 2, bei Patientinnen der ASA Kategorie I und II problemlos möglich. Bei einer entsprechenden präoperativen Aufklärung sind die Patientinnen auf die postoperative, häusliche Phase gut vorbereitet und die nässenden Verbände sowie eventuelle leichte Kreislaufdisregulationen keine Überraschung und gut zu bewältigen.

 

Literatur:

  1. Klein JA, Jeske DR. Estimated Maximal Safe Dosages of Tumescent Lidocaine. Anesth Analg. 2016; 122(5): 1350-9
  2. Sandhofer M, Hofer V, Sandhofer M, Sonani M, Moosbauer W, Barsch M. High Volume Liposuction in Tumescence Anesthesia in Lipedema Patients: A Retrospective Analysis. J Drugs Dermatol. 2021; 20(3): 326-334
  3. Sandhofer M, Hanke CW, Habbema L, et al. Prevention of progression of lipedema with liposuction using tumescent local anesthesia: results of an International Consensus Conference. Dermatol Surg. 2020; 46: 220-228

Lipödem: Stationäre Therapie in Allgemeinnarkose

Priv.-Doz. Dr.med. Mojtaba Ghods
Klinik für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Mikrochirurgie/Handchirurgie
Klinikum Ernst von Bergmann, Charlottenstraße 72, DE-14467 Potsdam
E-mail: mojtaba.ghods(at)klinikumevb.de

 

Einleitung

Die die Liposuktion hat sich als Therapieoption in der Behandlung des Lipödems zunehmend etabliert. In Divergenz zu ästhetisch indizierten Liposuktionen ist die wesentliche Zielstellung der Liposuktion bei Lipödem eine Symptomreduktion durch subtotale Resektion des mutmaßlich pathologischen, subkutanen Fettgewebes der Extremitäten. Der Beitrag diskutiert wesentliche Aspekte der operativen Behandlung des Lipödems und arbeitet die bestehende Evidenz für die Liposuktion bei Lipödem auf. Weiterhin werden potenzielle Kovariablen auf das Langzeit-Outcome vorgestellt und die Relevanz für den klinischen Alltag diskutiert.

 

Material und Methodik

Es wurde eine selektive Literaturrecherche nach Lipödem-bezogenen Publikationen in den Datenbanken MEDLINE, Web of Science sowie der Cochrane Library durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in den Kontext der eigenen klinischen Erfahrung der vergangenen 12 Jahre Lipödem-Chirurgie gesetzt.

 

Ergebnisse

Zur Steigerung des Therapieerfolges werden derzeit überwiegend Megaliposuktionen (Gesamtaspirationsvolumina >5.000 ml) durchgeführt. Zur Gewährleistung der Patientensicherheit gilt es – unabhängig von methodischen Unterschieden im peri- und intraoperativen Management – wesentliche Grundsätze zu beachten. Essentielle Behandlungsgrundsätze, zentrale Aspekte in der Operationsvorbereitung, Operationstechnik und Nachsorge, sowie basale Elemente des anästhesiologischen Managements werden anschaulich aufbereitet. Die jeweiligen Elemente werden in den Kontext der bestehenden Evidenz gesetzt und Langzeitergebnisse werden vorgestellt.

 

Zusammenfassung

Trotz der in zahlreichen Beobachtungsstudien aufgezeigten positiven Ergebnisse durch die Operation ist weiterhin keine abschließende Bewertung bezüglich der klinischen Wirksamkeit der Liposuktion zur Behandlung des Lipödems möglich. Bisherige Daten implizieren allerdings eine nachhaltige Reduktion Lipödem-assoziierte Symptome, eine Reduktion der Notwendigkeit konservativer Therapiemaßnahmen und eine Verbesserung im Leidensdruck assoziierter Komorbiditäten, wie Adipositas oder Migräne.

Pharmakologie der Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA) bei Lipödem

Doz. Dr.med. Alfred Grassegger
Salurner Str. 15, AT-6020 Innsbruck
E-Mail: grassegger(at)hautlaser.at

 

Die TLA unterscheidet sich grundlegend von der klassischen Lokalanästhesie oder auch der Regionalanästhesie. Lidocain und auch Prilocain werden bei uns am häufigsten verwendet.

Diese Methode der Tumeszenz- LA ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Liposuktion des Lipödems, da durch die TLA eine gewebe- und vor allem lymphgefäß-schonende Methode der Liposuktion möglich ist [1].

Dabei werden bis zu mehrere Liter einer meist 0,04 – 0,1% Lidocain Lösung mit Epinephrin in physiologischer NaCl Lösung (gepuffert auf pH 7,4 mit NaBicarbonat [1, 2, 3] mittels Pumpe infiltriert. Nach entsprechender Einwirkzeit von bis zu 1 Stunde wird das Fettgewebe abgesaugt unter Schonung neuronaler, vasculärer sowie Bindegewebsstrukturen. Der Zusatz von Adrenalin ist unbedingt notwendig, um Vasokonstriktion zu erreichen, welche Hämorrhagien verhindert und eine entsprechend lange Wirkung der TLA gewährleistet.

 

Pharmakokinetik:

Die Kinetik der Lidocain-Plasmaspiegel ist direkt abhängig von der eingebrachten Lidocain (od Prilocain)-Konzentration: während bei herkömmlicher LA mit 1% oder 2% Lidocain ein rascher Anstieg mit nachfolgend raschem Abfall (peak) erfolgt, kommt es bei TLA (0,05%) zu einer über 8 – 20 Stunden anhaltenden Plateaubildung der maximalen Plasmaspiegel. Dabei können allerdings die erreichten Spiegel nicht sicher vorausgesagt werden, wie Nordström 2005 zeigten [4]. Allgemein werden jedoch Höchstdosen von Lidocain bei TLA von 35-45mg/kg KG als sicher angesehen [2, 3, 5], das allerdings dem 5-fachen der zugelassenen Höchstdosis bei klassischer LA entspricht. Wie Klein und Jeske kürzlich zeigten, sind 45 mg/kg KG Lidocain als sichere Dosis einzustufen [6]. Kritische Punkte sind aufgrund des Lidocainmetabolismus über das Cytochrom P450 System zusätzliche Begleit-Medikation (mit Blockade von Cytochrom P450, z.B. Midazolam, Propofol u.v.a.) eingeschränkte Leberfunktion (auch hämodynamisch durch erniedrigte Perfusion bei negativ inotroper Begleitmedikation, z.B. Betablocker), versehentliche intravasculäre Infiltration (cave Tachykardie), sowie bei Prilocain die Gefahr der MetHb Bildung. Da die maximalen Plasmaspiegel über Stunden persistieren, wird eine postoperative 24-stündige Überwachung empfohlen.

Toxizität:

Bei Auftreten klinischer Symptome einer Lidocain Toxizität, die ab Plasmaspiegel von 5 ug/ml einsetzen, (Übelkeit, Benommenheit, shivering, periorales Taubheitsgefühl, Blutdruckabfall, cerebraler Krampfanfall) sollte Intralipid iv im Bolus und anschließend als Infusion verabreicht werden (siehe Protokoll unter www.lipidrescue.org ). Obwohl die Wirkung von Intralipid bei toxischer Bupivacain Nebenwirkung  (‚Arrhythmie, Asystolie im Tiermodell, verwendet in der Regionalanästhesie aber nicht in der TLA) gut belegt ist, konnte kein sicherer Effekt auf die Lidocain Toxizität bei freiwilligen Probanden gefunden werden [7].

 

Literatur:

 

  1. Klein JA. The tumescent technique for liosuction surgery. Am J Cosmet Surg 1987; 4: 236-67.
  2. Klein JA. Pharmacokinetics of tumescent lidocaine. In: Klein JA, editor. Tumescent technique: tumescent anesthesia and microcannular liposuction. St. Louis: Mosby; 2000. Pp 141-61.
  3. Sattler G., Sommer B, Bergfeld D, Sattler S. Tumescent liposuction in germany: history and new trends and techniques. Dermatol Surg. 1999; 25: 221-223.
  4. Nordström H., Stange K. Plasma lidocaine levels and risks after liposuction with tumescent anaesthesia. Acta Anaesthesiol Scand 2005; 49: 1487-1490.
  5. Habbema Louis. Safety of liposuction using exclusively tumescent local anesthesia in 3,240 consecutive cases. Dermatol Surg 2009; 35: 1728-1735.
  6. Klein JA, Jeske DR. Estimated maximal safe dosages of tumescent lidocaine. Anesth Analg 2016; 122: 1350-1359.
  7. Heinonen JA, Litonius E, Salmi T et al. Intravenous lipid emulsion given to volunteers does not affect symptoms of lidocain brain toxicity. Basic & Clinical Pharmacology & Toxicology, 2014; 1-6.

Liposuction mittels Water Jet

Dr.med. Daniel Münch
Wangenstrasse 1, CH-4537 Wiedlisbach
E-Mail: info(at)muench.ch

 

Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung mit subkutaner Fettgewebsvermehrung an den Beinen, Schmerzen, Oedemen und Neigung zu Hämatomen. Zur operativen Behandlung dieses Leidens gewinnt die wasserstrahl-assistierte Liposuction (WAL) zunehmend an Bedeutung. Die Liposuction des Lipödems verspricht dauerhafte und gute Ergebnisse, wenn die Operationstechnik auf die Schonung der Lymphbahnen fokussiert ist.

 

Bei der Tumeszenz-Technik werden erhebliche Volumina an Flüssigkeit infiltriert. Durch Osmose penetriert diese Flüssigkeit in und durch die Zellmembran der Fettzellen. Dies führt zu einem Anschwellen und zu einer erhöhten Fragilität der Adipozyten. Diese werden in der Folge durch scharfe Kanülenöffnungen mittels Scherbewegungen aus dem Gewebe herausgelöst und abgesaugt. Ein gezieltes und schonendes Lösen der Fettzellen ohne Traumatisierung des umgebenden Gewebes, insbesondere der Lymphbahnen, ist mit der Tumeszenz-Methode jedoch nicht gewährleistet. Die WAL stellt eine methodische Neuentwicklung dar: die Kanüle folgt dem Wasserstrahl, die Fettzellen werden selektiv unter maxialer Schonung des Gewebes sanft herausgespült und zusammen mit der Spülflüssigkeit abgesogen.

 

Bei der WAL wird fortlaufend frische Anästhesielösung gezielt an den Arbeitsort zugeführt, dies gewährt eine effiziente Analgesie und Hämostase. An empfindlichen Stellen ist eine nachträgliche zusätzliche Anästhesierung jederzeit einfach machbar. Die systemische Belastung durch Pharmaka und Volumen ist bei der WAL geringer: die Spüllösung wird fortlaufend ersetzt und die applizierten Medikamente bleiben nur kurze Zeit im Gewebe. Die Patientensicherheit wird erhöht, weil eine längerdauernde, grossflächige Absorbtion vermieden wird. Zudem lassen sich grössere Zonen in nur einer Sitzung behandeln.

 

Die WAL ist prädestiniert für ein Vorgehen in lokaler Betäubung. Der Sprühstrahl erlaubt eine konstante Analgesierung exakt am Ort des Geschehens. Ein Vorteil ist erhaltene Mobilität des Patienten: er kann selbstständig die ideale Position einnehmen, wodurch eine optimale Führung der Kanülen möglich ist. Im Gegensatz zur Tumeszenz bleibt durch das synchrone Spülen und Absaugen die Körperoberfläche unverändert. Die Beurteilung der Kontur wird erleichtert und die Präzision der Absaugung durch unmittelbare optische Kontrolle der Gleichmässigkeit des Ergebnisses erhöht

 

Operieren ohne Vollnarkose bedeutet auch mehr Sicherheit: bei jeder falschen Kanülenführung reagiert der Patient unmittelbar mit Schmerz. Vom Zeitaufwand her ist die Präinflitration schneller erreicht als eine Tumeszenz, ausserdem entfällt die Wartezeit von 30-50 min zwischen Präinfiltration und Beginn der WAL.

 

Bei der  Lipiosuction des Lipödems ist die WAL zu bevorzugen und die Operation sollte in lokaler Anästhesie erfolgen. Die Kanüle sollte in der Längsachse geführt werden, die Beine dürfen nicht zirkulär behandelt werden und ein gleichzeitiges Absaugen von Ober- und Unterschenkel sollte vermieden werden.

 

Literatur:

 

  1. Araco A, Gravante G, Araco F et al (2007) Comparison of power water – assisted and traditional liposuction: a prospective randomized trial of postoperative pain. Aesth Plast Surg 31: 259-265.
  2. Frick A, Hoffmann I, Baumeister R et al (1999) Liposuction technique and lymphatic lesions in lower legs: anatomical study to reduce the risks. Plast Reconstr Surg 103: 1868-1873.
  3. Klein JA (2000) Tumescent infiltration technique. In: Tumescent technique: anesthesia and microcannular liposuction. Mosby, St. Louis, S 222-234.
  4. Man D, Meyer H (2007) Water jet-assisted lipoplasty. Aesth Surg J 27:342-346.
  5. Meyer H (2007) Die wasserstrahl assistierte liposuction – ein neues konzept zur körperformung. Plast Chir 4:7-11.
  6. Meyer H, Man D (2006) Water jet-assisted liposuction: not just a new technique, but a whole new concept. In: Panfilov (Hrsg) State of the art in aesthetic surgery. Springer, Berlin.
  7. Meyer H (2015) Guideline for successful waterjet-assisted liposuction. Human Med AG.
  8. Münch D (2017) Wasserstrahlassistierte liposuction zur therapie des lipödems. J Aesthet Chir 10:71-78.
  9. Rapprich S, Baum S, Kaak I et al (2015) Therapie des lipödems mittels liposuction im rahmen eines umfassenden behandlungskonzeptes. Phlebologie 3:121-134.
  10. Sattler G (2002) Liposuction in lipoedema. Ann Dermatol Venerol 129: 1S103.
  11. Schmeller W, Hueppe M, Meier-Vollrath I (2011) Tumescent liposuction in lipoedema yields good long-term results. Brit J Dermatol 166:161-168.
  12. Stutz J, Krahl D (2009) Water jet-assisted liposuction for patients with lipoedema: histologic and immunohistologic analysis of the aspirates of 30 lipoedema patients. Aesth Plast Surg 33:153-162.
  13. Van de Pas C, Boonen R, Stevens S et al (2020) Does tumescent liposuction damage the lymph vessels in lipoedema patients? Phlebology 35(4):232-236.

Fettabsaugung in Tumeszenz-Lokalanästhesie bei Patienten mit Lipödem

Loek Habbema, Dermatologe
Medisch Centrum ‚t Gooi, Olmenlaan 42, NL-1404 DG Bussum
E-mail: l.habbema(at)me.com

 

Definition

Eine Fettabsaugung nur mit TLA bedeutet, dass keine andere Art von Anästhesie verwendet wird, mit Ausnahme geringer oraler Medikamente wie Lorazepam 1 mg.  Es kann in Kombination mit einer i.v. Sedoanalgesie während der Infiltrationsphase verwendet werden, ohne dass die meisten Grundprinzipien der TLA beeinträchtigt werden. Leitlinien sind in mehreren Ländern verfügbar.

 

Kennzeichnung

Bei Lipödem-Patienten werden ausgedehnte Bereiche bilateral behandelt, um eine fokale Verschlechterung in der Zukunft zu verhindern. Die Sicherheitsabstände werden eingehalten. Ziel ist es, die Gliedmaßen zirkumferenziell und auf der gesamten Länge zu behandeln.

 

Infiltration

Großzügige Mengen an Tumeszenzlösung (modifizierte Klein-Lösung) werden in das subkutane Fettkompartiment infiltriert, mit einer Konzentration an Lokalanästhetika von 400 oder maximal 500 mg pro 1000 ml. Bei der Lipödem-Patientin werden durchschnittlich 8000 ml infiltriert (Bereich 6000-13000).  Für die Infiltration werden mehrere Nadeln verwendet, mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 10 ml pro Nadel und Minute. Die Nadeln werden zunächst in der tiefen subkutanen Fettschicht platziert und wandern dann allmählich in die oberflächliche Ebene.

 

Absaugung

Nach einer Pause von 30 Minuten oder mehr wird mit dem Absaugen begonnen, wobei nicht-aggressive Kanülen mit einem Hub von 2-4 mm und 3000-5.000 Zyklen/Minute verwendet werden.

 

Das Fett wird von der Mittelebene aus entnommen, wodurch eine Schädigung der tiefen Strukturen und der Haut vermieden wird. Die Position des Patienten wird kontinuierlich verändert, um die maximale Fettentfernung mit einem optimalen kosmetischen und funktionellen Ergebnis zu optimieren. Am Ende des Eingriffs befindet sich der Patient in stehender Position, um kleinere Unregelmäßigkeiten zu erkennen.

 

Post-operativ

Eine leichte Kompression wird für 2 Wochen angelegt. Unterschenkel und Arme werden bandagiert und die Kompression wird für 6-8 Wochen fortgesetzt. Im OP-Bericht werden Dosis und Dosierung des Lokalanästhetikums angegeben. Das Aspirat wird frühestens 60 Minuten nach Beendigung des Eingriffs entnommen, um den Infra- und Supranatant angemessen zu berechnen.

 

Mehrere Verfahren

Lipödem-Patienten benötigen im Allgemeinen mehrere Behandlungen. Ein Abstand von 4 bis 6 Wochen wird empfohlen. Um das Risiko von Komplikationen zu minimieren und den Heilungsprozess zu beschleunigen, ist sofortige Aktivität (Gehen) erforderlich.

Konservative Therapie des Lipödems

Alberto Onorato, MD, PhD.
Linfamed Srl., Via Pietro di Brazzà 7, IT-33100 Udine
E-mail: a.onorato(at)linfamed.it

 

In den letzten Jahren war das Lipödem Gegenstand zahlreicher und wichtiger Forschungen, die unter anderem zur Erstellung der ersten Leitlinien geführt haben (niederländisch 2014, deutsch 2015). In der konservativen Therapie hat sich ein wichtiger Wandel vollzogen: Tatsächlich stellt die Komplexe Entstauungstherapie seit vielen Jahren die Basistherapie dar; In jüngerer Zeit wurde die schlechte Wirksamkeit der manuellen Lymphdrainage gezeigt, während die Verwendung einer adäquaten elastischen Kompression von großer Bedeutung bleibt. Körperliche Aktivität mit geringer Belastung wird empfohlen, da sie die Lymphdrainage erhöht und die Durchblutung der betroffenen Gliedmaßen verbessert. Zunehmend wird die Gabe von entzündungshemmenden Diäten betont, die in der Lage sind, die entzündlichen Veränderungen des lipödematösen Gewebes zu reduzieren und, wie im Fall der ketogenen Diät, Schmerzen zu reduzieren oder sogar zu beseitigen. CDT bleibt jedoch von großem Nutzen in Fällen, in denen das Lipödem mit dem Beginn eines Lymphödems kompliziert wird.

Präoperativ notwendige Befunde beim Lipödem

Dr.med. Christian Stanger, Rosenparkklinik GmbH
Heidelberger Landstraße 18/20, DE-64297 Darmstadt
Email: christian.stanger(at)rosenparkklinik.de

 

Obwohl die Liposuktion in Tumeszenzlokalanästhesie ein recht komplikationsarmer Eingriff ist, sollte man vor einer Operation genau darauf achten, die dafür geeigneten Patientinnen auszuwählen. In den meisten Fällen liefert bereits eine gründliche Anamnese die relevanten Vorbefunde und Informationen. Hierbei sollte neben internistischen Vorerkrankungen und Allergien besonders auf Gerinnungsstörungen geachtet werden. Auch Voroperationen im Operationsgebiet oder dort lokalisierte Erkrankungen und Veränderungen sollten erfasst werden. Um die Größe des Eingriffes festzulegen sind Gewicht und Gewebequalität wichtige Faktoren. Zur Dokumentation des Erfolges der Operation sollte neben der Aufzeichnung von Körpermaßen auch ein Beschwerdefragebogen präoperativ ausgefüllt werden. Bei gesunden Patientinnen reichen wenige präoperative Laborparameter wie z.B. Hb und Thrombozytenzahl. Bei relevanten Vorerkrankungen wie auch Gerinnungsstörungen sollte in Rücksprache mit dem behandelnden Internisten das Risiko der Operation und eventuell notwendige Voruntersuchungen abgestimmt werden.

Lipomatosen

Dr.med. Maximillian Kovacs
Hautklinik des Klinikums Darmstadt
Grafenstraße 9, DE-64283 Darmstadt
E-Mail: maximilian.kovacs(at)gmail.com

 

Lipomatosen stellen neben der Adipositas, Lipohypertrophie und dem Lymphödem eine potentielle Differentialdiagnose zum Lipödem dar.

 

Die benigne symmetrische Lipomatose wurde zuerst 1898 von Launois und Bensaude beschrieben und ist gekennzeichnet durch eine meistens im Bereich des oberen Stammes bestehende unproportionale- und ungekapselte, diffuse Fettgewebshyperplasie. Die Pathologie betrifft zumeist Männer (m:w, 13:1) mit Alkoholabusus und alkoholischer Hepatopathie (60 – 90%). Das Hauptmanifestationsalter liegt bei 30-60 Jahren. Die Erkrankung ist neben dem Alkoholabusus, mit multiplen metabolischen Störungen (Hyprurikämie, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie), sowie mit oro-pharyngealen und pulmonalen Karzinomen assoziiert.

 

Nach Donhauser werden vier klinische Subtypen voneinander unterschieden:

 

Typ I: Hals-Nacken-Typ (Madelung-Fetthals, lokalisierter Typ)

Typ II: Schultergürteltyp (pseudoathletischer Typ)

Typ III: Beckengürteltyp (gynäkoider Typ)

Typ IV: Abdomineller Typ.

 

Aktuell ist keine kausale Therapie bekannt, die Reduktion des pathologischen Fettgewebshyperplasien durch Diäten ist kaum möglich. Eine operative Reduktion mittels Liposuktion ist möglich, zeigt jedoch eine erhöhte Rezidivrate. Ein Stillstand der Erkrankung kann bei absoluter Alkoholabstinenz erreicht werden. Einzelfälle zeigen ein positives Ansprechen auf Salbutamol p.o.

Lipödem: Diagnostik Duplex und Impendanzmessung

Dr.med. Martin Barsch
Haut-Ästhetik-Venen-Laser Praxis, Zentrum für Lipödem
Starhembergstrasse 12/3, AT-4020 Linz
E-mail: martin(at)drbarsch.at

 

Die wichtigste Säule der Lipödem Diagnostik ist noch immer die klinische Untersuchung. Zusätzlich zu der oft eindeutigen disproportionalen Fettverteilung, ist es die meist typische Beschwerdesymptomatik mit schweren, geschwollenen Beinen, Druckdolenz, Berstungsgefühl und Ekchymosen bzw. Sugillationen, aufgrund welcher wir die Diagnose Lipödem stellen.

 

Weitere diagnostische Hilfsmittel werden seit geraumer Zeit diskutiert, wobei dem Ultraschall sicherlich die größte Bedeutung zukommt.

Da die Varikositas sehr häufig mit dem Lipödem assoziiert ist, ist diese mittels Duplex-Doppler Sonografie zuerst auszuschließen. Falls eine Stammveneninsuffizienz oder eine ausgeprägte Seitenastvarikose besteht, sind diese vor einer etwaigen Liposuktion zu behandeln, auch um einer erhöhten Blutungsneigung vorzubeugen.

 

Das Schneegestöber als echoreiches, subkutanes Muster beim Lipödem wurde bereits beschrieben. Es sind jedoch in fortgeschrittenen Fällen häufig knotige Veränderungen des subkutanen Fettgewebes und verdickte Faszien zu erkennen, welche für uns ein Zeichen der zunehmenden Fibrosierung darstellen. Diese sind vermehrt im Bereich des meisten Druckschmerzes und der klinisch ausgeprägten Areale zu finden.

 

Der Ultraschall dient nicht nur zur strukturellen Beurteilung, sondern auch um die disproportionalen Einlagerungen zu messen, welche in den typischen Arealen, wie prätibial proximal und distal im Bereich des OSGs zu identifizieren sind.

 

Im Ultraschall wird auch definiert ob interstitielle Flüssigkeit vorhanden ist oder nicht. Das Therapieschemata variiert, dann je nach Befund. Ein inzipientes Lipolymphödem bzw. ein Lipödem mit beginnender Lymphstase, welches oft noch kein positives Stemmer Zeichen und keine Vorfußschwellung zeigt, kann so bereits festgestellt werden. Eine konservative Therapie mittels kompressiven Maßnahmen bringt in so einem Fall Erleichterung. Fehlt eine derartige Flüssigkeitsansammlung ist die Kompressionstherapie meist nicht zielführend, sondern lediglich eine zusätzliche Belastung für die Patientin.

 

Weiters findet der Ultraschall bei der Verlaufskontrolle Verwendung, entweder postoperativ oder im Sinne eines „watch and wait“ Zuganges, bei welchem in vordefinierten Arealen, standardisiert und reproduzierbar Schichtdickenmessungen durchgeführt werden.

 

Die analytische Waage, vor allem fortgeschrittene Produkte, welche den Stamm und die Extremitäten separat analysieren können, sind für die Bestätigung der Diagnose und vor allem für die Verlaufskontrolle, unserer Meinung nach, ein weiteres nützliches diagnostisches Tool.

 

Bei klassischen Lipödem Patientinnen zeigt sich eine Körperfettverteilung zugunsten der Beine. Wir sehen die Diagnose Lipödem als bestätigt, wenn mehr als 50% des Körperfettes an den Beinen zu finden ist, sofern keine zusätzliche Adipositas besteht.

Nach einer Operation kann nicht nur die Reduktion des Körperfettes, sondern auch die temporäre vermehrte Flüssigkeitseinlagerung gemessen werden und der Erfolg durch die Umverteilung oder der Misserfolg durch eine etwaige metabolische Zunahme klar definiert werden.

 

In unseren Augen gehört die Sonografie und die analytische Waage in das diagnostische Armamentarium eines Lipödem Spezialisten.

 

Literatur:

 

  1. Sandhofer M, Hanke CW, Habbema L, et al. Prevention of progression of lipedema with liposuction using tumescent local anesthesia: results of an International Consensus Conference. Dermatol Surg. 2020; 46: 220-228.
  2. Marshall M, Schwahn-Schreiber C. Lymph-, Lip- und Phlebödem. Differenzialdiagnostische Abklä- rung mittels hochauflösender Duplexsonografie: Gefässchirurgie 2008; 13: 204–212.
  3. Marshall M. Differentialdiagnostische Abgrenzung des Lipödems gegenüber dem Lymph- und Phlebödem mittels hochauflösender (Duplex)-Sonographie. Lymphol 1996; 20: 79–86.
  4. Sandhofer M, Schauer P, Sandhofer M, et al. Lipödem. J Aesthet Chir. 2017; 10: 61–70.

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