Autor Archive: Douglas Grosse

Expert Panel: Photoprotection in Pediatric Age, “Guglielmo Marconi” University, Rom

Uwe Wollina1,2, Fabio Arcangeli3

  • Klinik für Dermatologie und Allergologie, Städtisches Klinikum Dresden,
  • Adjuvant International Faculty, Department of Dermatology, Venerology & Leprosy, Jawaharlal Nehru Medical College, Datta Meghe Institute of Higher Education & Research, Wardha, Maharashtra, India
  • Experimental and Clinical Pediatric Dermatology, „Guglielmo Marconi“ University, Rome, Italy.

 

 

Die Sonne hat unbestritten gesundheitsfördernde Auswirkungen auf unseren Körper (man denke nur an die Produktion von Vitamin D), und das auch bei Kindern. UV-Strahlung wird auch therapeutisch genutzt (Psoriasis, atopisches Ekzem, Parapsoriasis, u.a.m.). Allerdings ist es besonders für Kinder wichtig, die Strahlenbelastung gering zu halten, da die durch die Sonne bzw. UV-Strahlung verursachten Schäden ihre Gesundheit im späteren Leben beeinträchtigen können. Deshalb ist eine kritische Indikationsstellung für die Phototherapie im Kindesalter unerläßlich. Photocil-Creme ist eine Ergänzung [1,2].

Ultraviolette Strahlung ist nicht nur für mögliche akute Hautschäden wie Sonnenbrand und Lichtdermatosen verantwortlich, sondern vor allem auch für Langzeitschäden wie die Entstehung von Hauttumoren und die Lichtalterung der Haut. Dabei ist zu bedenken, dass 95% der UV-Strahlung auf der Erde dem UVA-Spektrum und 5% dem UVB-Spektrum zuzuordnen sind. Aber auch Infrarot und sichtbares Licht können unter bestimmten Bedingungen schädlich sein [3].

 

Kinder sind sowohl für den Sonnenbrand als auch für UV-bedingte Langzeitschäden anfälliger, da ihre Haut dünner ist und weniger Melanin enthält. Auf der anderen Seite kommen bis zu 80% der Lebenszeitexposition gegenüber natürlicher Sonnenstrahlung auf das Kindes- und Jugendalter. Das unterstreicht, wie wichtig der Lichtschutz im Kindesalter ist.

Abb. 1: Alessandro Bruschetti “Portrait von Guglielmo Marconi“ (1939), Galleria Nazionale d’Arte, Rom (U. Wollina).

Die World Health Academy of Dermatology and Pediatrics (WHAD&P) hat am 1. März 2025 an der Guglielmo Marconi Universität in Rom (Abb. 1) eine internationale Gruppe von Dermatologen und Pädiatern dazu eingeladen, den Kenntnisstand zum Lichtschutz im Kindesalter zu diskutieren und ein gemeinsames Dokument mit dem Titel „Leitlinien für den Lichtschutz im Kindesalter“ zu erstellen, das auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse einen globalen Ansatz für den Einsatz von topischen Lichtschutzpräparaten, Ernährungsansätzen und Modifikationen des Lebensstils unterbreitet, um Wirksamkeit und Sicherheit des Lichtschutzes für Kinder zu gewährleisten.

 

Für einen korrekten und wirksamen Schutz und zur Vorbeugung von Hautkrebs (Karzinome und Melanome) sind verschiedene Maßnahmen sinnvoll. Die Personen mit dem größten Risiko sind zu identifizieren. Es sollen angemessene Lichtschutzmaßnahmen ergriffen werden, um Sonnenbrände zu verhindern und die Exposition gegenüber UV-Strahlung zu begrenzen [4]. Eine Ernährung, die reich an Antioxidantien ist (Vitamine C, E, A / Zink, Selen, Kupfer / Polyphenole und Flavonoide / Carotinoide / Probiotika) ist empfehlenswert. Dieser holistische Ansatz kann die durch UVA induzierte Bildung reaktiver Sauerstoffspezies reduzieren [5].

 

Lichtschutz im Kindesalter ist unerlässlich und kann nicht auf die einfache Anwendung topischer Sonnenschutzmitteln beschränkt werden, sondern bezieht nicht-pharmakologische Schutzmaßnahmen (Bekleidung, Sonnenbrille, Meidung intensiver Sonne) und einen angemessenen Lebensstil ein [4].

 

Bei der Beurteilung von topischen Sonnenschutzmitteln kommt der Sicherheit und Wirksamkeit der Filter eine zentrale Bedeutung zu. Einige seit langem in Gebrauch befindliche Filter können photoxische und allergische Reaktionen verursachen. Neuere organische Filter zeigen ein verbessertes Sicherheitsprofil. Für Kinder sind anorganische Filter auch aufgrund der Resorption über die Haut zu bevorzugen. Aerosolbildende Produkte sind für Kinder nicht geeignet. Vor dem 6. Lebensmonat werden topischen Sonnenschutz-Präparate generell nicht empfohlen [6].

 

Kinder sollten beim Aufenthalt im Freien durch Bekleidung vor UV-Strahlung geschützt werden. Dunkle Farben schützen mehr als helle, trockene Stoffe mehr als feuchte (Freibad oder Strandbad). Die Stoffe sollten dicht gewebt (Jeans, Polyester, Baumwolle + Polyester) sein. Einige Hersteller bieten Funktionskleidung mit Ultraviolettschutzfaktor (UPF) an. Es ist empfehlenswert einen Hut mit breiter Krempe zu tragen, um den Nacken und die Ohren zu schützen. Sonnenbrillen mit zertifiziertem UV-Schutz ergänzen die nicht-pharmakologischen Schutzmaßnahmen [7].

 

Es empfiehlt sich, während der Haupt-Sonnenstunden des Tages (von 11 bis 16 Uhr) direkte Sonnenstrahlung zu vermeiden. Topische Sonnenschutzmittel sollten in einer Menge von 2 mg pro cm² Körperoberfläche (ca. 10-15 ml für den gesamten Körper eines 5-jährigen Kindes), 30 Minuten vor der Exposition aufgetragen werde. Dies ist aller zwei Stunden sowie nach dem Baden zu wiederholen [4].

Abb. 2: Internationales Experten-Panel (U. Wollina).

Es wird empfohlen, parfümhaltige Produkte zu meiden und wasserbeständige Formulierungen (wasserbeständig oder sehr wasserbeständig) zu bevorzugen. Prüfen Sie nach Möglichkeit, ob das Produkt biologisch abbaubar und die Verpackung ökologisch nachhaltig ist, um die Umweltbelastung zu reduzieren [8, 9].

 

Die Verwendung von Sonnenschutzmitteln darf kein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen und zu einer Verlängerung der Einwirkzeiten führen. Die Rötung der Haut und das damit einhergehende Brennen sind die Alarmglocken, die anzeigen, dass die Toleranzgrenze der Haut gegenüber Sonne überschritten wurde [10].

 

„Diese Empfehlungen stellen einen Beitrag der WHAD&P dar, damit wir gemeinsam gemeinsame Leitlinien für einen wirksamen und sicheren Lichtschutz im pädiatrischen Alter vorschlagen können“, erklärte Prof. Fabio Arcangeli, Präsident von WHAD&P. Umfragen haben gezeigt, dass das Wissen über die Risiken der Sonneneinstrahlung, die Verwendung von Sonnenschutzmitteln und die am besten geeigneten Maßnahmen für einen sicheren Lichtschutz der Kinder verbessert werden muß. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Informationsarbeit zu intensivieren und Sensibilisierungskampagnen vor allem für junge Menschen vorzuschlagen, um eine unangemessene Sonneneinstrahlung und die Nutzung von Solarien zu vermeiden.

 

Zu ähnlichen Ergebnissen kam die prospektive Studie an Dresdner Kindergärten im Rahmen des Projektes „Gesunde Sachsen“ des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz [11].

 

Referenten der Veranstaltung waren Fabio Arcangeli (Rom), Präsident der World Health Academy of Dermatology and Pediatrics (WHAD&P); Raimonds Karls (Riga), Präsident der Lettischen Gesellschaft für Dermatoskopie und Dermatologen gegen Hautkrebs; Torello Lotti (Florenz), Professor für Dermatologie an der Universität Guglielmo Marconi in Rom, Präsident der World Heath Academy (WHA); Giuseppe Monfrecola (Neapel), ehemaliger Präsident der Italienischen Gesellschaft für medizinische, chirurgische, ästhetische Dermatologie und sexuell übertragbare Krankheiten (SIDeMaST); Christopher Rowland Payne (London), beratender Dermatologe an der London Clinic; Costantino Romagnoli (Rom), ehemaliger Präsident der Italienischen Gesellschaft für Neonatologie (SIN); Giuseppe Ruggiero (Salerno), Vizepräsident von WHAD&P und nationaler Leiter des dermatologischen Bereichs des italienischen Verbandes der Kinderärzte (FIMP); Liliana Sytnyk (London), beratende Dermatologin an der London Clinic; Uwe Wollina (Dresden), ehemaliger Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Klinikums Dresden (Abb. 2).

 

Literatur

 

  1. Mavilia L, Mori M, Rossi R, Campolmi P, Puglisi Guerra A, Lotti T. 308 nm monochromatic excimer light in dermatology: personal experience and review of the literature. G Ital Dermatol Venereol. 2008;143(5):329-337.
  2. Wang X, McCoy J, Lotti T, Goren A. Topical cream delivers NB-UVB from sunlight for the treatment of vitiligo. Expert Opin Pharmacother. 2014;15(18):2623-2637.
  3. Ikehata H, Ono T. The mechanisms of UV mutagenesis. J Radiat Res. 2011;52(2):115-125.
  4. Walker H, Maitland C, Tabbakh T, Preston P, Wakefield M, Sinclair C. Forty years of Slip! Slop! Slap! A call to action on skin cancer prevention for Australia. Public Health Res Pract. 2022;32(1):31452117.
  5. Sondenheimer K, Krutmann J. Novel means for photoprotection. Front Med (Lausanne). 2018;5:162.
  6. V Chałupczak N, A Lio P. Sunscreens: mechanisms and safety in depth. J Drugs Dermatol. 2025;24(2):142-146.
  7. Lu JT, Ilyas E. An overview of ultraviolet-protective clothing. Cureus. 2022;14(7):e27333.
  8. Nash JF, Tanner PR. Relevance of UV filter/sunscreen product photostability to human safety. Photodermatol Photoimmunol Photomed. 2014;30(2-3):88-95.
  9. Downs CA, Bishop E, Diaz-Cruz MS, Haghshenas SA, Stien D, Rodrigues AMS, Woodley CM, Sunyer-Caldú A, Doust SN, Espero W, Ward G, Farhangmehr A, Tabatabaee Samimi SM, Risk MJ, Lebaron P, DiNardo JC. Oxybenzone contamination from sunscreen pollution and its ecological threat to Hanauma Bay, Oahu, Hawaii, U.S.A. Chemosphere. 2022;291(Pt 2):132880.
  10. Wollina U. Sunscreens are no harmless substitutes for mindful behavior under the sun. Dermatol Ther. 2018;31(6):e12733.
  11. Wollina U, Helm C, Bennewitz A, Koch R, Schaff K, Burroni M. Interventional three-year longitudinal study of melanocytic naevus development in pre-school children in Dresden, Saxony. Acta Derm Venereol. 2014;94(1):63-66.

Evolus gründet direkte Niederlassungen in Deutschland und Österreich

Seit dem 1. April 2025 werden wir in Deutschland und Österreich als Evolus GmbH tätig sein. Evolus ist ein globales Unternehmen für Performance Beauty, das den Markt für ästhetische Neurotoxine mit einem einzigartigen, kundenorientierten Geschäftsmodell weiterentwickelt. Gegründet in Kalifornien, verfolgen wir die Mission, uns als globales, vielseitiges Unternehmen für ästhetische Medizin zu etablieren.

 

 

Bestellung und Lieferung von Nuceiva®

Auch nach dem 1. April bleibt Nuceiva® weiterhin in Apotheken in Deutschland und Österreich erhältlich. Dies gewährleistet einen reibungslosen Übergang und Bestellprozess für unsere Kunden.

 

Wichtige Kontaktdaten für Evolus in Deutschland und Österreich

 

  • Der Evolus Kunden-Excellence-Service ist per E-Mail unter hallo@evolus.com oder über die gebührenfreien Rufnummern erreichbar:
    • Deutschland: +49 (0)800 1822440
    • Österreich: +43 (0)800 232926

Wir arbeiten daran, ein starkes und engagiertes Team aufzubauen, das unsere Kunden unterstützt, während wir uns weiterentwickeln und wachsen. In den kommenden Monaten werden wir weitere Details mit Ihnen teilen.

 

Dies ist eine spannende Zeit für Evolus, da wir unser Ästhetik-Portfolio erweitern – später in diesem Jahr planen wir die Einführung der Estyme™-Reihe, einer neuen Generation injizierbarer HA-Gele.

 

Deutschland und Österreich gehören zu den größten Ästhetik-Märkten in Europa [1], angetrieben durch nicht-chirurgische medizinische Ästhetikbehandlungen, wie Injektionen von HA-Gelen und Neurotoxinen. Durch die Etablierung eines Direktgeschäfts werden wir stärkere persönliche Beziehungen zu unseren Kunden aufbauen und unser Leistungsversprechen im Bereich Beauty Performance erfüllen.

 

Wir freuen uns darauf, eine erfolgreiche Organisation aufzubauen, die Fachkräfte der medizinischen Ästhetik in Deutschland und Österreich bestmöglich unterstützt!

Weitere Informationen:

Evolus Deutschland

Sicherheit durch Ausbildung in der ästhetischen Medizin – ein Gespräch mit Dr. Said Hilton (Präsident der DGBT) und Dr. Tanja Fischer (Präsidentin der ISAC)

Die ästhetische Medizin erlebt eine beispiellose Nachfrage. Mit dieser wachsenden Zahl an Behandlungen mit Fillern steigen auch die Nebenwirkungen. Insbesondere vaskuläre Komplikationen – bis hin zur Erblindung – können Ärzte hinsichtlich der Patientensicherheit vor immense Herausforderungen stellen. Wir sprachen mit Dr. Said Hilton, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum- und Fillertherapie (DGBT), und Dr. Tanja Fischer, Präsidentin der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Kompetenz (ISAC- International Society for Aesthetic Competence), über die Bedeutung von Ausbildung und Sicherheitstrainings in der ästhetischen Medizin sowie die Auswirkungen der Produktionseinstellung des Antidots Hylase Dessau.

KM: Herr Dr. Hilton, warum ist die Ausbildung in der ästhetischen Medizin so wichtig, insbesondere im Bereich von Hyaluronsäure und Botulinumtoxin?

Hilton: Die ästhetische Medizin ist eine hochkomplexe Disziplin, die anatomisches Wissen, das bei jedem Patienten analysiert und individuell angewendet werden muss, und genaue Kenntnisse der angewendeten Produkte erfordert. Eine falsch platzierte Injektion kann nicht nur zu ästhetischen, sondern auch zu lebensveränderten Komplikationen führen. Die DGBT hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ärzte auf höchstem Niveau auszubilden, nicht nur in der Technik, sondern auch in der Risikoabwägung und der Prävention von Nebenwirkungen.

 

KM: Dr. Fischer, wie läuft ein ISAC Isecure-Notfallkurs ab, und warum sind diese Schulungen so entscheidend für die Patientensicherheit?

Fischer: Unsere Notfallkurse bereiten Ärzte auf den Ernstfall vor. Es geht nicht nur darum, vaskuläre Verschlüsse zu erkennen, sondern auch zu wissen, wie man sofort reagiert.Wir haben einen Konsensus erarbeitet mit unserem internationalen ISAC World Board. Denn auf der ganzen Welt stehen wir vor denselben Herausforderungen. Die jungen Ärzte haben mittlerweile Angst vor Gefäßverschlüssen, aber Angst ist ein schlechter Begleiter. Viele fachfremde Gruppen, wie z.B. Heilpraktiker, tummeln sich furchtlos auf diesem Markt und können die Nebenwirkungen weder erkennen noch adäquat behandeln. In unseren Kursen wird der Therapie-Algorithmus nach dem internationalen Konsensus erklärt. Wir simulieren reale Szenarien – von einem leichten Verschluss bis hin zur Erblindung. Die Teilnehmer müssen schnell reagieren, denn im echten Leben entscheidet das richtige Handeln über den Ausgang der Nebenwirkung.

 

Fallbeispiel:

Ein Arzt berichtete kürzlich von einem Patienten, bei dem nach einer Nasenkorrektur mit Hyaluronsäure plötzlich die Haut um die Nasenspitze weiss wurde. Am Nasenrücken waren unglaubliche Schmerzen. Dank unserer Schulung konnte der Arzt das Gewebe durch sofortige Injektion der richtigen Menge Hyaluronidase an der richtigen Stelle retten und somit die Situation im Sinne des Patienten kontrollieren.

 

KM: Das Filler-Antidot Hylase Dessau wird vom Markt genommen. Was bedeutet das für die ästhetische Medizin?

Hilton: Das ist eine Katastrophe für alle Kollegen die mit Hyaluronsäure behandeln! Hylase Dessau war unser sicherer Anker, wenn unerwünschte Ergebnisse, oder noch wichtiger Gefäßverschlüsse durch Hyaluronsäure entstanden sind. Zu Hylase Dessau gibt es derzeit keine guten Alternativen, denn diese sind entweder nicht zugelassen oder deutlich weniger effektiv oder gehen mit stärkeren Nebenwirkungen für die Patienten einher. Das stellt die gesamte Branche vor ein Dilemma: Können wir weiterhin Filler-Injektionen durchführen, wenn wir im Notfall nicht adäquat reagieren können? Hyaluronsäure war durch das Vorhandensein eines Antidots seit 30 Jahren der Goldstandard unter den Fillern. Das würde sich definitiv ändern.

Fischer: Es ist unverantwortlich, dass Ärzte jetzt mit dieser Unsicherheit allein gelassen werden. Die Industrie muss in die Pflicht genommen werden.

 

Hyaluronsäure sollte nur verkauft werden, wenn das passende Antidot verfügbar ist. Wir sollten die Industrie mit in die Verantwortung nehmen. Der Verkauf von Hyaluronsäuren ist ein lukratives Geschäft, es muss weiterhin seriös und mit Verantwortung betrieben werden.

 

KM: Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um das Risiko vaskulärer Komplikationen zu minimieren?

Fischer: Wir brauchen eine Selbstverpflichtung der Firmen, die Hyaluronsäure verkaufen, Hyaluronidase mitliefern zu können. Gleichzeitig müssen wir Ärzte besser schulen. Die ISAC arbeitet dazu aktuell an einem internationalen Standard für Sicherheitsprotokolle.

Hilton: Auch die Patienten müssen besser informiert werden. Vielen ist gar nicht bewusst, wie gefährlich ästhetische Behandlungen sein können, wenn sie nicht von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden, die in der Lage sein müssen, zu jedem Zeitpunkt alle, auch nur theoretisch möglichen Nebenwirkungen ihrer Injektionen adäquat und sicher behandeln zu können und den Patienten dadurch viel Leid zu ersparen.

  1. Ärzte brauchen eine intensive Ausbildung zu beiden Themen: Injektionen und Nebenwirkungen.

 

Zitat eines betroffenen Arztes:

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mit einer ästhetischen Behandlung jemanden gefährden könnte. Aber ohne das richtige Antidot in der Hand hätte ich mich hilflos gefühlt.“

 

KM: Dr. Fischer, wie kann die Zusammenarbeit zwischen der DGBT und ISAC dazu beitragen, die Patientensicherheit international zu verbessern?

Fischer: Die DGBT ist ein Vorreiter in der Ausbildung, während ISAC auf Sicherheitskonzepte und Notfallmanagement spezialisiert ist. Gemeinsam können wir internationale Standards schaffen, die Ärzten mehr Sicherheit geben und Patienten schützen

Hilton: Die Zeit drängt. Wir müssen handeln, bevor noch mehr schwere Komplikationen auftreten. Unsere Vision ist eine ästhetische Medizin, die nicht nur Schönheit, sondern auch Sicherheit garantiert.“

Schlusswort:

Die Zukunft der ästhetischen Medizin hängt nicht nur von neuen Technologien und Produkten, sondern vor allem von der Verantwortung der Ärzte und Hersteller ab. Ausbildung und Sicherheitsstandards sind dabei der Schlüssel – eine Verantwortung, die die DGBT und ISAC gemeinsam anpacken.

 

Frau Dr. Fischer, Herr Dr. Hilton, vielen Dank für das Gespräch.

Nachruf auf Dr. James Alastair Carruthers

Wir nehmen Abschied von unserem Wegbereiter und unser aller Mentor Dr. James Alastair Carruthers. Er verstarb am 19. August 2024 friedlich und in Würde mit Hilfe der MAiD (Medical Assistance in Dying) im fortgeschrittenen Stadium seiner Parkinson-Erkrankung in seinem Haus in Vancouver. Unser Mitgefühl gilt in diesem Moment seiner wunderbaren Frau Jean Carruthers, seinen drei Kindern Thomas, Robert und Graham und dem Rest seiner großen Familie.

 

Wo wären wir heute ohne die mehr oder minder zufällige Entdeckung von ihm und seiner Frau Jean aus dem Jahr 1987? Damals setzte seine Frau, die Fachärztin für Augenheilkunde war, Botulinum (Botox®) als Neuromodulator gegen Blepharospasmus (unkontrolliertes Zucken der Augenlider) und Strabismus (Schielen) ein. Bis eines Tages eine ihrer Patientinnen davon berichtete, dass aufgrund der Behandlung mit Botox ihre Falten verschwunden seien. Das war der Beginn der ästhetischen Faltenkorrektur mit Botulinumtoxin. Fortan begannen die beiden weiter zu forschen, Studien zu initiieren, Publikationen zu veröffentlichen und Vorträge zu halten.

 

Für diese generationenübergreifende Forschung und Lehre wurde ihm 2010 die höchste Auszeichnung des ASDS, der Samuel J Stegman Award, verliehen. Und 2012 erhielt er zusammen mit seiner Frau Jean den Philip Frost and Eugene van Scott Leadership Award der American Academy of Dermatology (AAD).

 

Durch die frühe Einladung des Ehepaars Jean und Alastair Carruthers durch Dr. Gerhard Sattler zum Darmstädter Livesymposium 1998 ergab sich für das deutsche Fachpublikum die Gelegenheit, die damals noch junge Methode von ihren Entdeckern live präsentiert zu bekommen.

 

Daraus entwickelte sich in der Folge ein kontinuierlicher, sehr persönlicher Wissensaustausch, der es auch ermöglichte, die Methode auf sehr hohem Niveau in der deutschen Ästhetiklandschaft zu etablieren.

 

Die gegenseitige Teilnahme an Symposien und Kongressen und gemeinsame Publikationen trugen zu einer frühen Verbreitung der Methode in Deutschland bei und waren auch maßgeblich für die Gründungsidee der DGBT.

 

James Alaistair Carruthers war in allen Lebensbereichen ein Perfektionist. Einer der Autoren dieses Nachrufs (Dr. Boris Sommer) konnte sich während eines längeren Aufenthaltes bei der Familie Carruthers in Vancouver davon überzeugen, dass der gleiche unermüdliche Perfektionsdrang alle Bereiche durchdrang. So sorgfältig Alastair die letzte Naht des Tages machte wie die erste, so hat er auch als grandioser Skifahrer den letzten Schwung des Nachmittags ebenso exakt gezogen wie den allerersten am Morgen.

 

Er war von 1999 bis 2000 Präsident der Canadian Dermatology Association und von 2006 bis 2007 der erste kanadische Präsident der American Society for Dermatologic Surgery (ASDS).

 

Im Jahr 2015 ging er in den Ruhestand, um erneut ein Bachelor-Studium zu absolvieren. Diesmal entschied er sich für ein Studium der Geschichte Europas und des Nahen Ostens an der University of British Columbia. Doch schon bald wurde die Parkinson-Krankheit diagnostiziert

 

James Alastair Carruthers, wir alle haben Dir so viel zu verdanken! Dein Perfektionismus, dein Engagement und Deine Leidenschaft haben es jedem einzelnen von uns möglich gemacht zu lernen und sich weiterzuentwickeln und eine Fachgesellschaft zu gründen, die deinem Ansinnen folgt: Wissen zu teilen und gemeinsam zu wachsen…

 

In tiefer Trauer und Dankbarkeit!

Dr. med. Boris Sommer (Gründungspräsident der DGBT) nebst gesamtem Vorstand der DGBT
Dr. med. Said Hilton, Präsident
Dr. Alexandra Ogilvie, Vize-Präsidentin
Priv.-Doz. Dr. Maurizio Podda, Schatzmeister
Dr. Lars Kretzschmar, Generalsekretär
Priv.-Doz. Dr. Wolfgang G. Philipp-Dormston, Seniorpräsident

Interview mit Dr. Stas Wüst und Dr. Flavia Radke: PLLA als Biostimulator

PLLA als Biostimulator – Was wissen wir und worüber sollten Patienten aufgeklärt werden?

 

Die Kosmetische Medizin hat Dr. Stas Wüst, den Autor des kürzlich veröffentlichten Manuskriptes zum molekularen Mechanismus von PLLA (https://doi.org/10.1111/jocd.16635) und Dr. Flavia Radke, eine langjährige PLLA-Anwenderin und Trainerin, zum Thema neuste Daten und Patientenkommunikation im Bereich der Biosstimulatoren befragt. Die Interviewpartner erklärten, vor dem Interviewstart, dass alle verwendeten Begriffe, als geschlechtsneutral zu werten sind.

Dr. Flavia Radke und Dr. Stas Wüst.

KM: Dr. Wüst, Sie heben vor Kurzem gemeinsam mit Dr. Avelar und Dr. Nabhani ein Manuskript veröffentlicht, indem Sie über neue Erkenntnisse über den Wirkmechanismus von Poly-L-Milchsäure in seiner Rolle als Biostimulator berichten. In den vergangenen Jahren hat sich auf diesem Gebiet offensichtlich viel bewegt. Können Sie bitte die wichtigsten Punkte für uns zusammenfasen?

 

Dr. Wüst: In der Tat, das Feld ist sehr dynamisch. PLLA wird seit 25 Jahren als Biostimulator in der ästhetischen Medizin verwendet. Dabei werden PLLA-Partikel im Mikrometerbereich als Suspension subdermal injiziert. Über die Zeit werden die Partikel dann von Körper absorbiert. Bisher ist die Forschung davon ausgegangen, dass die biostimulierende Wirkung hauptsächlich durch eine Fremdkörperreaktion und eine daraus resultierende kontrollierte Entzündungsreaktion hervorgerufen wird.

 

Ganzheitlich betrachtet ist das allerdings nur ein Teil der Vorgänge. Die neusten Publikationen in dem Feld deuten darauf hin, dass PLLA verschiedene Zelltypen direkt aktiviert. PLLA allein – also ohne das Zusteuern des Immunsystems – bringt Fibroblasten dazu Kollagen und Elastin zu synthetisieren und so die Extrazelluläre Matrix wiederaufzubauen. Auf der anderen Seite gibt es die Makrophagen des Immunsystems. Ich gehe davon aus, dass sie durch den Kontakt zu PLLA in die M2 Differenzierung gehen. Das heißt, dass sie antiinflammatorisch wirken und vor allem die Regeneration fördern. Das passiert z.B. durch die Ausschüttung von TGF-ß, einem Signalmolekül, dass unter anderem das Fibroblastenwachstum und die Adipogenese fördert. Darüber hinaus sekretieren M2 polarisierte Makrophagen Interleukine 4 und 13, ebenfalls Signalmoleküle, die den Gewebeaufbau ebenfalls begünstigen.

 

Wir haben auch deutliche Hinweise, dass PLLA auch direkt die Adipogenese ankurbelt und dadurch der Volumenaufbau direkt gesteuert werden kann. Diese Erkenntnisse unterstreicht auch die, vor ein paar Tagen veröffentlichte SPLASH-Studie von Dr. Sabrina Fabi, die eine signifikante Volumisierung von sogenannten „Hip Dips“ durch die Anwendung von PLLA dokumentiert hat.

 

Das sind meines Erachtens auch die Haupterkenntnisse unserer Publikation. Auch wenn sich bei weitem nicht alle Zusammenhänge erklären lassen, können wir Anhand der vorliegenden Daten sagen, dass die Wirkung von PLLA antiinflammatorischer Natur ist. Sie unterdrückt Entzündungen und fördert die Gewebegeneration.

 

KM: Vielen Dank Dr. Wüst. Sie sprechen hier also von einem Hypothesenwechsel im molekularen Mechanismus von PLLA. Versuchen wir aber nun diese Erkenntnisse in den Praxisalltag zu tragen. Dr. Radke, sie haben die Entstehung des Manuskriptes mit Spannung verfolgt. Sie stehen mit Dr. Wüst im engen wissenschaftlichen Austausch und konnten sich so einen guten Einblick in die neuen Erkenntnisse verschaffen. Als plastische Chirurgin und Trainerin im Bereich der Injectables arbeiten Sie sehr viel mit Patienten aber auch mit ärztlichen Kollegen. Können Sie für unsere Leser zusammenfassen, wie die Patientenkommunikation nun angepasst werden sollte?

 

Dr. Radke: Meiner Meinung nach ist und bleibt der wichtigste Punkt, dass die Patienten gut aufgeklärt sind, sich mit der Therapie auseinandersetzen und sich dann bewusst für oder gegen eine Behandlung entscheiden können. Die zunehmende wissenschaftliche Datenlage ist hierfür unerlässlich. Bezüglich der Patientenkommunikation der ästhetisch arbeitenden Kollegen würde ich empfehlen auch auf den Wirkmechanismus einzugehen. Die publizierten Daten liefern uns eine hervorragende Vorlage hierzu. Persönlich würde ich dem Patienten den Wirkmechanismus etwa so beschreiben:

 

  1. Der Effekt eines Biostimulators setzt langsam ein. Es dauert einige Wochen bis die ersten Ergebnisse sichtbar werden. Diese werden aber natürlicher aussehen, weil körpereigenes Gewebe aufgebaut wird. Diese Aufklärung ist essentiell, da Patienten von anderen Therapien gewohnt sich schnellere sichtbare Effekte zu erhalten. Das Management der Erwartungshaltung ist hier besonders wichtig.
  2. PLLA fördert die Regeneration auf unterschiedlichsten Ebenen und wirkt entzündungshemmend. Die Wirkung ist lokal begrenzt und kann durch den Injektor gesteuert werden.
  3. PLLA aktiviert verschiedene Zelltypen in unserer Haut und wirkt sich damit auf die gesamte extrazelluläre Matrix aus:
    1. Die Haut-Fibroblasten. Zellen, die für die Herstellung des Bindegewebes der Haut zuständig sind, vermehren sich und bauen das Bindegewebe wieder auf nachdem sie mit PLLA in Berührung gekommen sind.
    2. Die Makrophagen. Zellen des Immunsystems, die über Entzündungen (z.B. Rötungen) der Haut entscheiden, verändern Ihr Programm nach Kontakt zu PLLA. Sie senden Signale aus, die Entzündungen unterdrücken und den Gewebeaufbau fördern.
    3. Die Präadipocyten. Die Vorläufer von Fettzellen, bilden nach Stimulierung durch PLLA neues Fettgewebe aus. Je nach Behandlungsregion kann dadurch ein volumisierender Effekt erzeugt werden.
    4. Die Zellen kommunizieren miteinander und steigern so nochmal die Wachstumseffekte.

 

Basierend auf der Publikation von Dr. Wüst habe ich auch eine grafische Darstellung erarbeitet, die die Vorgänge simplifiziert darstellt. Sie wird mit dem Interview veröffentlicht.

Zum Schluss möchte ich nochmal die Wichtigkeit der Aufklärung betonen. Der Patient muss in diesem Kontext eindringlich auf die möglichen Nebenwirkungen hingewiesen werden. Auch sollte klar kommuniziert werden, was die Limitierungen der Behandlung sind. PLLA kann z.B. Hautlaxizität vermindern, aber es kann keinen Gewebeüberschuss entfernen.

 

KM: Das ist sehr hilfreich für die Ärzte und steigert die Qualität der Aufklärung. Vielen Dank. Könnten Sie beide zum Schluss noch einen kleinen Überblick über die Zukunft von PLLA in der Ästhetik geben? Was bringt uns die Zukunft?

 

Dr. Wüst: Die Entwicklungen in diesem Feld sind wirklich spannend. Ich denke, dass wir in den kommenden Jahren sehr viele weitreichende Entdeckungen sehen werden. Einer der Hauptaspekte ist die Frage, wie die biostimulierende Wirkung eigentlich vermittelt wird. Einen ersten Hinweis lieferte uns die Gruppe um Wen Jin, Kai Li und Wei Cai indem sie den molekularen Lactat Transporter Mct1/4 als einen der Hauptregulatoren für PLLA-vermittelten Effekte identifiziert haben. Ich kann mir vorstellen, dass die Aktivierung solcher Moleküle und generell von biostimulierenden Signalwegen ein wichtiges Standbein der regenerativen Medizin sein wird und weit über die reine Ästhetik hinauswachsen wird.

 

Daneben würde ich noch gerne das Werk der Gruppe um Suichi Ogino und Naoki Morimoto erwähnen. Die Gruppe beschäftigt sich mit Adipogenese und konnte in verschiedenen Tiermodellen zeigen, wie PLLA-Implantate das Fettwachstum beeinflussen. Ich gehe stark davon aus, dass wir biostimulierende PLLA-Implantate auch bald in der rekonstruktiven Mammachirurgie erleben werden.

 

Was die injizierbaren PLLA-Implantate angeht, so denke ich, dass ich der generelle Aufwärtstrend der Anwendung von Biostimulatoren in der Ästhetik weiter fortsetzen wird. Biostimulatoren und vor allem PLLA sind feste Bestandteile von ästhetischen Portfolios geworden.

 

Dr. Radke: Ich denke, dass wir mit der Biostimulation und vor allem bei PLLA noch recht am Anfang stehen. Obwohl die Produkte seit 25 Jahren bekannt sind, ist ihre Anwendung in der Ästhetik gerade in Deutschland noch nicht so stark verbreitet. Dies wird durch die aktuelle Marktanalysen aufgezeigt. In den letzten Jahren wurden neue Behandlungsareale zugelassen, wo unterschiedliche Therapieeffekte erzielt wurden. In einigen Bereichen kommt es eher zu einer besseren Anheftung und damit Straffung des Gewebes, in anderen eher zu einer Voluminisierung nach Kollagenbiostimulation. Die neusten veröffentlichen Studien legen dar, dass der komplette Umfang des Wirkmechanismus noch nicht vollständig eruiert ist. An eine M2 Polarisierung und damit eine komplette Regenerationskaskade haben wir vor einigen Jahren noch gar nicht gedacht. Daher ist die weitere Forschung auf diesem Gebiet sicherlich sehr interessant und vielversprechend. Ich denke es gibt auch noch viele weitere Aspekte deren Auswirkungen noch intensiver untersucht werden sollten, wie z.B. die Injektionsart und Weise. Gibt es einen Vorteil der spitzen Injektion gegenüber der stumpfen Technik?

 

Was die Produktentwicklung angeht, so wäre es interessant, ob es eine PLLA-Formulierung gibt, bei der auf die Rekonstitution verzichtet werden kann? Eine ähnliche Entwicklung haben wir ja bereits bei den Neuromodulatoren erlebt. Dies hätte in Hinblick auf die Patientensicherheit aufgrund von genauerer Dosierung und Fehlervermeidung einen hohen Impact.

 

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, auf die zukünftigen Entwicklungen in der Biostimulation.

 

KM: Frau Dr. Radke, Herr Dr. Wüst, vielen Dank für das spannende Interview.

 

Zu den Autoren:

 

Dr. Flavia Radke ist Oberärztin für plastische und ästhetische Chirurgie und seit 15 Jahren auf diesem Gebiet tätig. Als ästhetische Expertin und internationale Trainerin bildet sie Ärzte auch im Bereich der konservativen Ästhetik aus und engagiert sich zudem aktiv in der wissenschaftlichen Forschung.

 

Dr. Stanislaus Wüst ist ein unabhängiger Berater mit Industrieerfahrung als Medical Science Liaison in der ästhetischen Dermatologie und Projektleiter für klinische Studien. Als Wissenschaftler fokussierte sich Dr. Wüst auf die Erforschung von Alterungsprozessen in der Muskulatur am Max-Planck Institut für Herz- und Lungenforschung, der Brandeis University und dem Max-Planck Institut für Biologie des Alterns.

Verleihung des Eduard-Grosse-Preises 2024 an Dr.med. Matthias Sandhofer

Im Rahmen der 25. Jahrestagung der Austrian Academy of Cosmetic Surgery and Aesthetic Medicine wurde der diesjährige Eduard-Grosse-Preis an Dr.med. Matthias Sandhofer verliehen. Die Veranstaltung fand im Hotel Imperial vom 17. Bis 19. Oktober in Wien statt.

 

Ich kenne Dr. Sandhofer nunmehr seit mehr als 20 Jahren. Richtig kennengelernt haben wir uns auf dem Kongress der World Academy of Cosmetic Surgery in Wien 2012, den ich mit organisiert hatte. Ab dem Zeitpunkt hat Dr. Sandhofer in Kosmetische Medizin diverse Artikel zu den Themen Kryolipolyse, Cellulite und Lipödem veröffentlicht. Ein besonderes Highlight war die Zusammenarbeit bei der Veröffentlichung der Publikation von Friedrich Anderhuber und Ulrike Pilsl „Anatomie des Gesichts“.

Verleihung des Eduard-Grosse-Preises 2024 an Dr.med. Matthias Sandhofer.

Seine Leidenschaft ist das menschliche Fett, Erkrankungen wie Venenleiden und ganz besonders, das Lipödem. Er gilt als Vorreiter der ambulanten Liposuktion, die er bereits seit 1986 durchführt und als Pionier der Tumeszenz-Lokalanästhesie. Mit mehr als 5.000 Operationen ist er führend in diesem Bereich und hat vielen Patienten ein normales Leben wiedergegeben.

 

Die Tagungen der Austrian Academy of Cosmetic Surgery and Aesthetic Medicine, die er organisiert hat sowie die Lipödem-Tagung 2022 in Wien, werden mir immer in guter Erinnerung bleiben. Er schaffst es; mit seinem Charisma, Wissenschaftler und Ärzte aus aller Welt zusammen zu bringen, um auf hohem wissenschaftlichem Niveau zu diskutieren und ihr Wissen untereinander zu transferieren.

 

Der Eduard-Grosse-Preis 2025 wird im nächsten im Rahmen der DERM Alpin in Salzburg verliehen.

Neues Gen für „Spindelhaar“ entschlüsselt

Dr. Inka Väth Kommunikation und Medien

Universitätsklinikum Bonn

 

Monilethrix ist eine angeborene seltene Form der Alopezie, und beginnt meist bereits in den ersten Lebensmonaten. Sie betrifft hauptsächlich den Bereich am Hinterkopf. Auffallend ist eine extrem variable Ausprägung von wenig Haarausfall bis hin zu einer vollständigen Haarlosigkeit innerhalb einer Familie. Dem betroffenen „Spindelhaar“ verleihen wiederkehrende Knoten normaler Stärke das Aussehen einer Perlenschur. Die Einschnürungen dazwischen brechen sehr leicht. Bei der dominant-vererbten Monilethrix sind für das so gestörte Keratin-Netzwerk, das eine wichtige Rolle beim Aufbau der Haarstruktur spielt, bislang Mutationen in den drei Keratin-Genen KRT81, KRT83 und KRT86 bekannt.

 

Nonsense (Stopp)-Mutation für „Spindelhaar“
Das Forschungsteam um Prof. Regina Betz vom Institut für Humangenetik am UKB, die ein Mitglied in dem Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Life & Health“ sowie im Exzellenzcluster ImmunoSensation2 der Universität Bonn ist, untersuchte vier Familien mit Verdacht auf Monilethrix, bei denen keine Mutationen in den drei bekannten Genen gefunden wurden. Deshalb hat das Team bei sechs betroffenen Familienmitgliedern eine Exom-Sequenzierung durchgeführt, das heißt, alle Protein-kodierenden Bereiche wurden in deren Erbgut untersucht.

 

Die Bonner Forschenden fanden bei allen sechs Betroffenen eine so genannte Nonsense (Stopp)-Mutation im KRT31-Gen, die zu einem vorzeitigen Abbruch der Synthese des Proteins führt. Bei den weiteren betroffenen Familienmitgliedern konnten sie mit Hilfe zusätzlicher Sequenzierungen ebenfalls diese Mutation finden. Somit konnte die Arbeitsgruppe um Prof. Betz mit KRT31 ein neues Gen für Monilethrix identifizieren. „Auch wenn sich die betroffenen Familien aus Deutschland nicht kennen und aus unterschiedlichen Regionen kommen, konnten wir zeigen, dass diese Mutation höchstwahrscheinlich bei einem gemeinsamen Vorfahren entstanden ist und anschließend über viele Generationen weitervererbt wurde. Ob sich diese Mutation auch europa- oder sogar weltweit finden lässt, wird sich noch zeigen, ist aber wahrscheinlich“, sagt Erstautor Xing Xiong, Doktorand der Universität Bonn am Institut für Humangenetik des UKB.

Neues Gen für „Spindelhaar“ entschlüsselt: (v. li) Dr. Buket Basmanav, Nicole Cesarato, Xing Xiong, Prof. Regina Betz und Yasmina Gossmann finden im Keratin 31-Gen ursächliche Mutationen für die dominant-vererbte Form der Monilethrix.

Gen-Lokalisation in der Zelle bestimmt Funktion
Die Bonner Forschenden schauten sich die die Funktion von KRT31 genauer an. Das von KRT31 kodierte Protein ist, wie viele andere Keratine, am Aufbau von Hautzellen beteiligt. Diese Proteine lagern sich zu polymeren Faserproteinen zusammen und bilden so das Stützgerüst für die Zelle. Gibt es Fehler bei diesen Proteinen, entstehen Erkrankungen an der Haut und am Haar. Untersuchungen am Mikroskop mit Immunfluoreszenz zeigten, dass das „normale“ KRT31 im Zellplasma lokalisiert ist, während das mutierte KRT31 hauptsächlich um die Zellmembran zu finden ist. „Die Lokalisierung des Proteins in der Zelle ändert sich also mit der Mutation. Somit wird auch dessen Funktion beeinträchtigt sein“, konstatiert Prof. Betz.

 

In Kooperation mit dem Team des Exzellenzclusters ImmunoSenstation2 der Universität Bonn um Prof. Matthias Geyer, Direktor des Instituts für Strukturbiologie am UKB, analysierte das Team um Prof. Betz auch die Struktur des Proteins und die möglichen Effekte der Stoppmutation. In der Regel richten sich immer zwei Keratin-Moleküle als Heterodimer im Doppelpack mit ihren Enden an den Enden anderer Heterodimere aus, und zwar durch Bildung von so genannten Disulfid-Bindungen. „Wir nehmen an, dass durch die Stopp-Mutation diese Disulfid-Bindung nicht mehr gebildet werden kann und somit die Funktion des Proteins beeinträchtigt ist“, sagt Prof. Betz. Sie ist davon überzeugt, dass eine Aufnahme von KRT31 in diagnostische Genpanel für Haar-, Haut- und Nagelerkrankungen die Diagnostik für Betroffene mit Haarausfall verbessern wird.

 

Beteiligte Institutionen und Förderung:
Neben dem UKB und der Universität Bonn sind an der Studie das Kölner Zentrum für Genomik der Universität zu Köln, die Praxis für Humangenetik Erfurt, die Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Münster und die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Würzburg beteiligt. Die Studie wurde durch einen Grant der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der deutschen Exzellenzstrategie (EXC2151 – 390873048) unterstützt.

 

Publikation: Xing Xiong et al.: A nonsense variant in KRT31 is associated with autosomal-dominant monilethrix; British Journal of Dermatology; DOI: https://doi.org/10.1093/bjd/ljae298

Studie zur Krebsforschung in Nature veröffentlicht: Fasten verändert den Stoffwechsel in Krebszellen

Cathrin Becker

 

Seit mehr als einem Jahrhundert zeigen Fastenkuren bei verschiedenen Organismen, einschließlich des Menschen, eine positive Wirkung auf die Gesundheit, die Lebensdauer und die Geweberegeneration. Jedoch sind die metabolischen Auswirkungen des Fastens und der anschließenden Nahrungsaufnahme auf die Tumorentstehung noch weitgehend unerforscht.

 

„Wir konnten zeigen, dass das Wachstum von Darmstammzellen nach einer Fastenkur zunimmt. Dabei passen aber auch die Tumorvorläuferzellen ihren Stoffwechsel sehr schnell an die neue Situation an“, erklärt Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan, Professor für Tumormetabolismus in der Klinik für Dermatologie des Universitätsklinikums Essen. „Gleichzeitig wird auch ein Tumorsuppressor-Gen inaktiviert – ein Gen, das eigentlich dafür sorgen soll, dass Krebszellen schon im Entstehungsprozess bekämpft werden. Das ist ein eher ungünstiger Effekt.“

 

Tatsächlich konnten die Forschenden im Mausmodell beobachten, dass Tumore im Darm kurz nach der erneuten Nahrungsaufnahme häufiger auftreten. Diese Erkenntnis ist zunächst rein grundlagenwissenschaftlich, betonen die Autoren der Studie. „Als Krebspatienten sollten Fastenkuren idealerweise im Vorfeld immer mit dem medizinischen Personal abgestimmt werden“, betonen die Autoren.

Abb. 1: Im Bild (v.li.n.re.): Gabriele Allies, Dr. Luiza M. Nascentes Melo, Jonathan Krystkiewicz, Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan, Feyza Cansiz, Dr. Natalie Wagner, Jonas Rösler und Isa Westedt.

Die Ursache für die beobachteten Effekte liegt der Studie zufolge im Metabolismus, genauer im Polyamin-Stoffwechsel. Polyamine sind Moleküle, die Zellen zum Überleben und zum Wachsen benötigen. Sie entstehen beispielsweise beim Abbau von Aminosäuren im Körper und werden auch von Darmbakterien gebildet. Bei Krebserkrankungen ist der Polyamin-Stoffwechsel häufig gestört. Die Aktivierung dieses Stoffwechselwegs dient in Stammzellen dazu, die Regenerationsfähigkeit zu steigern – und bei Krebsvorläuferzellen erhöht es die Fähigkeit, Tumore wachsen zu lassen.

 

„Wir vermuten, dass der Polyamin-Stoffwechsel nicht nur bei Darmkrebs, sondern auch bei anderen Tumorerkrankungen eine Rolle spielt. Im Fokus steht der schwarze Hautkrebs während der Metastasierung. Wir erhoffen uns von dieser Arbeit weitere klinische Erkenntnisse, die uns helfen können, Patienten mit Krebs noch besser zu behandeln“, sagt Prof. Dr. Dr. Tasdogan.

 

Quelle: idw-online

„Sie heilen Wunden und lassen Knochen wachsen“ – 600 000 Euro für Zelltherapie-Forschung zu Mesenchymalen Stromazellen

Forschende der Ulmer Universitätsmedizin werden vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 600 000 Euro unterstützt. Das Ziel ist der Aufbau eines EU-Konsortiums für den breiten therapeutischen Einsatz Mesenchymaler Stromazellen. Der Förderbetrag wird im Rahmen des Programms „BEGIN – Beteiligung in europäischen Großvorhaben und Initiativen“ vergeben und soll so neue EU-Verbundvorhaben zur personalisierten Medizin auf den Weg bringen.

 

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg unterstützt Forschende der Ulmer Universitätsmedizin mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 600 000 Euro. Das Ziel ist der Aufbau eines EU-Konsortiums für den breiten therapeutischen Einsatz Mesenchymaler Stromazellen. Der Förderbetrag wird im Rahmen des Programms „BEGIN – Beteiligung in europäischen Großvorhaben und Initiativen“ vergeben. Mit dieser Förderung sollen neue EU-Verbundvorhaben zur personalisierten Medizin auf den Weg gebracht werden.

Abb. 1: Prof. Hubert Schrezenmeier.

Es gibt Zellen, die reagieren wie Sensoren sehr empfindlich auf Gewebeschäden und Entzündungen; und diese Zellen sind sogar in der Lage, Heilungsprozesse anzustoßen und Überreaktionen des Immunsystems einzufangen. „Gemeint sind sogenannte Mesenchymale Stromazellen (MSC), die auf vielfältige Weise therapeutisch genutzt werden, zum Beispiel zur Unterstützung des Knochenwachstums, der Knorpelregeneration, der Wundheilung oder der Regulierung von Immunreaktionen“, erklärt Professor Hubert Schrezenmeier, der seit vielen Jahren zum klinischen Einsatz von Mesenchymalen Stromazellen forscht. Der Mediziner ist Ärztlicher Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin des Uniklinikums Ulm und des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik (IKT) – eines Gemeinschaftsunternehmens des Universitätsklinikums Ulm und des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen. Schrezenmeier leitet das Forschungsprojekt „Prime 4 Regeneration“, das vom MWK im Rahmen des BEGIN-Programms mit 600 000 Euro gefördert wird.

 

Die teilungsaktiven Fibroblasten-ähnlichen Zellen des Bindegewebes können sich zu Knochen-, Knorpel- oder Fettzellen differenzieren. Um sie für die Entwicklung neuartiger Arzneimittel zu nutzen, werden sie dem Knochenmark oder Fettgewebe von Spendern entnommen und ex vivo kultiviert und charakterisiert. Mit speziellen Faktoren lassen sich MSC maßgeschneidert funktionalisieren. „Wir suchen nun nach Wegen, wie sich solche ‚lizensierten‘ Mesenchymale Stromazellen nach besten Standards herstellen und für den klinischen Einsatz in großem Maßstab kultivieren lassen“, erklärt der Ulmer Mediziner.

 

Beteiligt an dem Projekt sind vier weitere Forschende aus der Ulmer Universitätsmedizin. Dazu gehören Professor Markus Huber-Lang, Leiter des Instituts für Klinische und Experimentelle Trauma-Immunologie, Professorin Anita Ignatius, Leiterin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik sowie Professorin Karin Scharffetter-Kochanek, Ärztliche Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie und Professor Florian Gebhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie. Die Medizinerinnen und Mediziner forschen seit vielen Jahren – teils in federführender Funktion – auch im Ulmer Sonderforschungsbereich zur Traumaforschung.

 

Quelle: idw-online.de

48. Kompetenzseminar der AADI in Berlin: AADI: Besonderes Kongressformat mit vielseitigem Programm bietet großen Mehrwert für die Alltagspraxis

Die Arbeitsgemeinschaft Ästhetik und Dermatologisches Institut e.V. (AADI) hat zum 48. Kompetenzseminar am 19. und 20. April 2024 nach Berlin eingeladen. In diesem Jahr konnten sich die OrganisatorInnen des zweimal jährlich stattfindenden Kongresses über eine Zertifizierung der Veranstaltung und viele der Workshops durch die Ärztekammer freuen.

 

Das umfassende Programm, bestehend aus Master Class, spannenden Vorträgen und vertiefenden Workshops, die sowohl für ÄrztInnen als auch für MFA und KosmetikerInnen konzipiert wurden, macht das besondere Kongressformat der AADI aus.

 

Die bewährte Tagung überzeugte auch in diesem Jahr mit zahlreichen Anmeldungen und voll gebuchten Workshops. Das Themenspektrum reichte von nicht‐invasiven Methoden der Gesichtsbehandlung, über Haarausfall, Warzentherapie und Epigenetik bis hin zu ganzheitlichen Behandlungsmethoden und alltagsrelevantem Praxiswissen. Nicht nur langjährig praktizierende ÄrztInnen konnten von dem vielseitigen Programm einen Mehrwert gewinnen, sondern auch das Nachwuchskollegium und das nichtärztliche Praxispersonal.

Abwechslungsreiche Workshops mit hoher Praxisrelevanz
Eröffnet wurde das Kongresswochenende am Freitag von Dr. Negin Pakravesh (Hamburg) mit der Master Class zur ästhetischen Gesichtsbehandlung mit Filler und Toxins. Vor allem für das Nachwuchskollegium der Ästhetischen Medizin und zum Auffrischen der vorhandenen Kenntnisse, wurden Basisworkshops der nicht‐ oder minimalinvasiven Gesichtsbehandlung angeboten, darunter zu Behandlungen mit Botulinumtoxin (Prof. Dr. Berthold Rzany, Wien), Plasmage (Shirin Samimi‐Fard, Gladbeck), Kollagenstimulation mit Calciumhydroxylapatit für Gesicht, Hals und Dekolleté und Filler (Dr. Pakravesh). Das theoretische Wissen des Vortrags von Dr. Welf Prager (Hamburg) zur Anatomie des Gesichts wurde in seinem Workshop in der praktischen Umsetzung gezeigt. Dr. Hans‐Ulrich Voigt (München) stellte in seinem Workshop die neueste Technologie an Fäden für Fadenliftings und deren Vorteilen vor. Abgerundet wurde der Themenbereich mit einem Workshop zu Retinol und Glykolsäure‐Peeling (Iris Müller und Janette Litke).

Abb. 1: Vorstandsmitglieder der AADI (v.l.n.r.: Dr. Hanspeter Prieur, Dr. Meike Schröder, Dr. Hans‐Ulrich Voigt, Dr. Anne Hundgeburth).

Dem Themengebiet rund um Haarausfall wurde sich durch Vorträge von Dr. Andreas Finner (Berlin) mit einem Update zur Haartherapie und Dr. Hans‐Georg Dauer (Köln) zur „Mesotherapie bei Haarausfall“ gewidmet. Die Mesotherapie, die je nach Form des Haarausfalls in 30 ‐ 50 % der Fälle für erneuertes Haarwachstum sorgt, konnte im vertiefenden Workshop von Dr. Dauer in der Praxis erfahren werden.

 

Große Beachtung fanden an diesem Kongresswochenende ganzheitliche Behandlungskonzepte, wie das 5‐Säulen‐ Konzept, das Monika Wirnsberger‐Machner (Leoben) vorstellte und sinnvolle Nährstoffkonzepte zur Optimierung schönheitsmedizinischer Treatments beinhaltet. Im Workshop von Raphaela Kruse (Stuttgart) zur ganzheitlichen Behandlung empfindlicher Haut wurden Ernährung und die Behandlung des Darms miteinbezogen.

Abb. 2: Dr. Hans‐Ulrich Voigt im Workshop „Silhouette Fäden“.

Das Auditorium konnte zudem von Vorträgen und Workshops über alltagsrelevantes Praxiswissen profitieren. Im Workshop von Dr. Hanspeter Prieur (Duisburg) und Dr. Karl‐Heinz Brune (Castrop‐Rauxel) ging es um den Aufbau eines podologischen Instituts mit Kassenzulassung. Monika Wirnsberger‐Machner informierte in ihrem Workshop über die Verantwortung von Führungsaufgaben und die Wichtigkeit von Mitarbeitermotivation für den Praxiserfolg.

 

Informative Vorträge mit aktueller Studienlage
Die vielfältigen Vorträge waren sehr gut besucht und die ReferentInnen konnte sich über interessierte Nachfragen und rege Diskussionen freuen. Dr. Meike Schröder (Berlin) gab ein Update zu Cosmeceuticals und einen Einblick in die aktuelle Studienlage zur Wirksamkeit von Inhaltsstoffen wie Retinoide und Hyaluronsäure. Von Dr. Arna Shab (Frankfurt) wurde eine Studie über die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Schutzkomplexes in Kombination mit einem 50%igen Glykolsäure‐Peeling (Dermshild) vorgestellt, der mit Strontiumsalzen und MSM als aktive Inhaltsstoffe Hautreizungen und ‐rötungen im Zusammenhang mit dem Peeling verringert. Weitere Vorträge beinhalteten Themen zur Photodynamischen Therapie (PDT) in der Ästhetik (Dr. Tanja Fischer, Potsdam), den Einsatz von Laser und Filler als Kombination in der ästhetischen Dermatologie (Dr. Cordula Ahnhudt‐Franke, Mallorca) und den subdermalen Umbau des Fettgewebes mittels fraktionierter Radiofrequenz (Dr. Frank Zipprich, Aschaffenburg).

Abb. 3: Prof. Dr. Berthold Rzany im Workshop “Botulinumtoxin – Refresher‐Kurs”.

Dr. Pakravesh referierte über die potenzielle Produktion von Nebenwirkungen bei Injektionen wie Ödeme, Knoten oder Hautverfärbungen, über mögliche Risiken, die diese hervorrufen wie Autoimmunkrankheiten, Medikamenten oder dem Produkt selbst und den Umgang mit auftretenden Nebenwirkungen. Ein Highlight war der Vortrag von Prof. Dr. Bernd Kleine‐Gunk (Nürnberg), in dem herausgestellt wurde, dass epigenetische Veränderungen einer der Hauptfaktoren für unsere Hautalterung darstellen und die epigenetische Reprogrammierung ein unglaubliches Potential für die Anti‐Aging‐ Medizin bietet.

 

Dr. Christina Haut (Rheda‐Wiedenbrück) stellte die Methode der nicht‐ablativen HPV-Mikrowellentherapie vor, die multiple Immunmodulationsprozesse zur erfolgreichen Behandlung von Warzen anregt, ohne das Gewebe zu zerstören. Updates zu Hyperhidroseleitlinien (Prof. Dr. Rzany), zu Laserleitlinien (Prof. Dr. Jens Malte Baron, Aachen), sowie zur Versorgungslücke in der Dermatologie und die Herausforderungen der ambulanten Versorgung (Dr. Daniel Wichels, Hamburg) komplettierten das Vortragsprogramm.

 

Neues aus dem Recht
Abgeschlossen wurde der Kongresstag mit Vorträgen zu „Neues aus der Rechtsprechung“ (Dr. jur. Gwendolyn Gemke, München) und „Neues aus dem Steuerrecht“ (Dr. Mathias Mühlen, Essen). Drei Neuerungen aus der Rechtsprechung sind hier besonders nennenswert: Die sich aktuell häufenden Prüfungen des Versorgungsauftrages der kassenärztlichen Vereinigungen, die eine Mindestanzahl an gesetzlich versicherten PatientInnen in Praxen vorsieht, ebenso wie die unangekündigten Prüfungen bezüglich der Einhaltung von Arbeits‐ und Pausenzeiten. Eine weitere Neuerung bezieht sich auf die Gebührenordnung für Ärzte, nach der alle Leistungen, einschließlich Leistungen, die keine medizinische Indikation haben, wie beispielsweise Schönheits‐OPs, nach GOÄ abgerechnet werden müssen.

 

Überzeugte Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Abschließend lässt sich festhalten, dass das 48. Kompetenzseminar sowohl für die OrganisatorInnen als auch für die BesucherInnen wie immer ein voller Erfolg war.

Mit dem vermittelten Wissen und den geteilten Erfahrungswerten aus der alltäglichen Praxis, konnten die ReferentInnen die Teilnehmenden begeistern. Sowohl das junge Kollegium als MedizinerInnen mit langjähriger Praxiserfahrung der Ästhetischen Medizin konnten etwas für ihre tägliche Praxis mitnehmen. SB

 

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Verpassen Sie nicht das 49. AADI Kompetenzseminar!
Die AADI lädt Sie herzlich zum nächsten Kongress vom 15.‐16. November 2024 in München ein.

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