„Die NiSV muss Spaß machen, nicht behindern!“

Das Netzwerk Globalhealth hat mit seiner neuen Lernplattform Luminarys den Weg zu einer Fortbildung für Ärzte entwickelt, die es bislang in dieser Form nicht gibt. Die Kosmetische Medizin sprach mit den beiden Dozenten für die Netzwerk NiSV Schulung für Ärzte und Helferinnen, PD Dr. Wolfgang Koenen und Dr. Michael Weidmann über den ersten gemeinsam durchgeführten Kurs für Ärzte.

 

KosMed: Danke, dass Sie sich für dieses Interview, dessen Inhalt sicher viele Ihrer Kollegen interessieren wird, zur Verfügung stellen. Meine erste Frage lautet: Wie ist das Netzwerk zu der Konzeption dieses ganz speziellen Kurses für die Geräte mit nicht ionisierender Strahlung gekommen?

M. Weidmann: Zunächst hat das Netzwerk sich auch für die NiSV-Fortbildung von Kosmetikerinnen als Schule zertifiziert. In dieser Lernsoftware ist enthalten eine Lernplattform, die wir jetzt auch für Ärzte und Helferinnen nutzen können. Wir haben lange gezögert, den Ärztekurs zu entwickeln, weil leider – auch bis heute – nicht vollständig klar ist, was ein Arzt eigentlich machen muss, um beispielsweise mit einem Laser eine nicht medizinische Behandlung durchzuführen.

 

KosMed: Moment, ich weiß, die Materie ist schwierig, aber wie ist Ihrer Meinung nach denn die Situation wirklich?

M. Weidmann: Wir finden es müßig, uns überhaupt damit zu beschäftigen. Tatsache ist, dass das Gesetz im europäischen Raum Gültigkeit besitzt und dass es für KosmetikerInnen eine Ausführungs-Verordnung gibt. Bei allem anderen hat das Netzwerk sich dazu entschlossen, den Empfehlungen der dermatologischen und plastisch-chirurgischen Gesellschaften zu folgen und diese Empfehlungen besagen, dass die Dermatologen und Plastiker alle 5 Jahre eine Online Auffrischung machen müssen mit ganz geringem zeitlichen Aufwand und dass alle anderen Ärzte, wollen sie eines der Geräte einsetzen, sich einer etwas umfangreicheren praktischen und theoretischen Ausbildung unterziehen müssen, wobei es eine Empfehlung für das dazugehörige Curriculum von der Bundesärztekammer gibt, denn die Ausbildung kann weder zeitlich noch inhaltlich mit der der KosmetikerInnen identisch sein.

W. Koenen: Das war für uns die Gelegenheit, unser in Jahrzehnten erworbenes Wissen einmal zu bündeln und einen inhaltlich sehr interessanten Kurs anzubieten, der sich zuerst auf die für uns Ärzte wichtigsten Inhalte konzentriert und nicht so sehr darauf, rein formal der NiSV zu genügen. Der Kollege Weidmann und ich, wir sind Laser Ärzte der ersten Stunde, und deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass unser gemeinsam erworbenes Wissen für folgende Gruppen sehr vorteilhaft ist: Zunächst einmal alle Ärzte – einschließlich Dermatologen und Plastische Chirurgen – die bislang noch nicht Gerätemedizin praktizieren, denn der von uns erarbeitete profunde Überblick ist für jeden Einsteiger von großem Nutzen und – ich möchte das hier sehr pointiert ausdrücken – er spart Einsteigern eine große Summe Geld, weil unser Wissen dazu führt, dass jede Anfängerin oder jeder Anfänger nachher weiß, welche Geräte für sie oder ihn in der eigenen Praxis sinnvoll sind.

M. Weidmann: Die zweite Gruppe von Ärzten sind die, die nicht zur Gruppe der Dermatologen oder Plastischen Chirurgen gehören. Sie müssen nach Ansicht der großen ästhetischen Gesellschaften eine Fortbildung durchführen. Unsere Praxis, mit der wir einsteigen, dauert zwei Tage und die Kollegen erhalten zwei Ärztekammer Zertifikate über ihre NiSV-Fortbildungen und außerdem zwei Netzwerk Zertifikate über die Teilnahme an diesen beiden Fortbildungen. Zusätzlich – und da sind wir von der Technologie her ganz vorne und wollen diese zukünftig auch für andere Fortbildungen nutzen, haben wir – wie bereits erwähnt – eine Online Lern-Plattform, die jeder Teilnehmer kostenlos nutzen kann. Da geht es theoretisch ganz in die Tiefe, beispielsweise wie ein Laser oder ein IPL-Gerät aufgebaut ist, welche Wellenlängen für welche Indikationen besonders geeignet sind etc. Jede Lektion hat Prüfungsfragen und wenn man diese beantwortet, erhält man zusätzliche Fortbildungspunkte der Ärztekammer.

KosMed: Ihr Kurs ist nicht ganz billig, aber wir haben ein wenig recherchiert und gesehen, dass es Angebote gibt, die doppelt so teuer sind. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanzen?

W.Koenen: Mit Ängsten kann man viel Geld verdienen – mehr sage ich dazu nicht. Unsere Fortbildung kann dann zu dieser Gebühr durchgeführt werden, wenn mindestens 10 bis 15 Teilnehmer sich anmelden, so ist sie kalkuliert.

M. Weidmann: Ob wir tatsächlich immer zu zweit agieren können, das haben wir noch nicht entschieden, denn das ist auch eine Zeit- und Kostenfrage. Aber ich muss Ihnen sagen, es hat unheimlich viel Spaß gemacht, gemeinsam mit Wolfgang Koenen diesen Kurs abzuhalten. Es gab auch die Gelegenheit zu einigen Diskussionen, durch die die Teilnehmer gesehen haben, dass wir – obwohl in vielen grundsätzlichen Punkten einer Meinung – doch auch Unterschiede in der Behandlung einiger Indikationen haben. Das war uns von vornherein klar, aber genau das war für uns das Salz in der Suppe wie es so schön heißt.

W. Koenen: Ich habe noch nie mit Michael gemeinsam einen Kurs durchgeführt, obwohl ich auch seit Jahren Fortbildungen für das Netzwerk abhalte. Das hat mir sehr viel gegeben, unser Team war wirklich sehr gut aufeinander eingestellt und die gegebenen Informationen und Einschätzungen waren jeden Euro wert. Und für mich das Wichtigste: Wir beiden vermitteln gerade diese Inhalte mit großer Leidenschaft!

KosMed: Sie sind ja bekannt als Laser Anwender, haben Sie denn auch zu anderen Geräten – z.B. Radiofrequenz – referiert?

W. Koenen: Uns war ein breites Spektrum sehr wichtig, und deshalb haben wir zum einen viele unterschiedliche Laser vorgestellt, zum anderen aber auch beispielsweise Radiofrequenz oder IPL-Geräte genau beschrieben. Wir haben nicht alle unter die NiSV fallenden Geräte diskutiert, denn dazu hat die Zeit nicht gereicht. Wir haben uns auf das konzentriert, was die meisten Anwender interessiert und haben insgesamt 400 Folien dazu erarbeitet. Wir können den Kurs bei Bedarf jedoch jederzeit erweitern, zum Beispiel auf die HiFu Geräte, also die ästhetischen Ultraschallanwendungen.

M. Weidmann: Das Thema Drug Delivery mit Geräten, also Einschleusungsmöglichkeiten für medizinische, aber auch kosmetische Wirkstoffe, wird ja immer interessanter und nimmt deshalb auch einen gewissen Platz in unserem ganzen Curriculum ein, und diese Möglichkeiten beschränken sich nicht nur auf den Thulium Laser.

KosMed: Zum Schluss noch eine Frage zum Thema Delegation. Inwieweit ist Ihre Fortbildung auch für diese Anwendergruppe geeignet?

M. Weidmann: Die staatlichen Institutionen haben ja zunächst versucht, unser Delegationsrecht zu untergraben. Das ist ihnen nicht gelungen und sie mussten zurückrudern. Grundsätzlich dürfen wir also delegieren. Dabei versteht es sich natürlich von selbst, dass nur Personen mit entsprechender Vorbildung und einer guten Einarbeitung dazu berechtigt sein dürfen. Die viel zitierte Putzfrau gehört jedenfalls nicht dazu. Wenn ich eine Empfehlung aussprechen sollte: Unser Kurs ist für medizinisch vorgebildete ArzthelferInnen, MFA’s etc. eine gute Grundlage, und er würde im Falle einer Komplikation sicherlich nachweisen, dass die Helferin entsprechend geschult wurde. Wie es bei KosmetikerInnen in der Praxis oder einem Institut ist, wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Ich persönlich habe dazu die Meinung, dass es sicher besser wäre, wenn die Kosmetikerin die reguläre NiSV-Schulung mit Prüfung und Zertifikat abgeschlossen hat und bei Delegation für invasivere Verfahren zusätzlich unseren Praxiskurs besucht. Dann wäre eine gut fundierte Basis für die Delegation gelegt. Aber das ist eine persönliche Meinung.

KosMed: Herzlichen Dank an Sie beide für diese klaren Aussagen zu einem schwierigen Thema.

 

Der nächste exklusive zweitägige NiSV-Fachkundekurs für Ärzte und Helferinnen – Optische Strahlung nach §5 NiSV findet statt am 1. und 2. November 2025 in den Praxisräumen von Dr. Weidmann in Augsburg.

 

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